Jazz:Stammgastspiel

Thomas Stabenow Pressefoto

Als der Bassist Thomas Stabenow München 2008 verließ, war das eine Zäsur für die Szene.

(Foto: Frank Schindelbeck/oh)

Thomas Stabenow wird 65 und beehrt die Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel

Wenn der Bassist Thomas Stabenow jetzt seinen 65. Geburtstag mit zwei Konzerten in der Unterfahrt feiert - einmal im Sextett, einmal mit einem Bigband-Projekt -, dann ist das auch die Heimkehr eines verlorenen Sohnes. Denn Stabenow war mehr als zwei Jahrzehnte lang eine zentrale Figur der hiesigen Jazzszene. "Die Münchner Jahre 1986 bis 2008 waren für mich die wichtigste Station meiner Laufbahn," sagt er. Schon am Ort seiner Feier dürfte der Jubilar den Rekord halten: Auf mehr als 100 Konzerte in der alten Unterfahrt und mehr als 150 Gastspiele in der Einsteinstraße kann er zurückzublicken.

Der 1952 in Kirchberg an der Jagst geborene, Stabenow lernte zunächst Klavier und begann dann als Klarinettist in Dixieland-Bands. Erst mit 21 wechselte er zum Kontrabass und studierte Musikpädagogik an der Hochschule für Musik in Stuttgart. Er spielte zunächst mit Bands aus dem schwäbischen Raum, war dann an Bernd Konrads Ausnahmealbum "Traumtänzer" von 1980 mit Hans Koller beteiligt und nahm mit Münchner Größen wie Joe Haider, Klaus Weiss oder Joe Kienemann auf. In seiner eigenen Band spielten bald internationale Stars wie Kenny Wheeler, Roman Schwaller, Lee Konitz oder Mel Lewis. 1986, im selben Jahr, als er nach München zog, wurde Stabenow auch Mitglied in Peter Herbolzheimers legendärer Rhythm Combination & Brass, die unter anderen mit Stan Getz, Eartha Kitt, Chaka Khan, Al Jarreau oder Dianne Reeves arbeitete. 1988 war er einer der Gründer des Munich Jazz Orchestra und wurde nach und nach der gefragteste Bassist am Ort: Kaum eine Münchner Band, in der er nicht gespielt, kaum eine Lokalgröße, die er nicht mit aufgebaut, kaum ein berühmter Gast, den er nicht begleitet hätte. Als Stabenow 2008 aus familiären wie beruflichen Gründen nach Heidelberg zog, war das eine Zäsur für die Münchner Szene.

Anrufe von hier bekommt Stabenow als wandelndes Jazz-Lexikon sicher noch genug. Schon seit 1996 ist er Professor an der Mannheimer Musikhochschule. Zu seiner Mastermind-Rolle gehört auch die Gründung des eigenen kleinen Labels "Bassic Sound", in dem - mit Unterbrechungen - bis heute mehr als 40 Alben erschienen sind, die mit Interpreten wie Franz Weyerer, Stephan Holstein oder Till Martin auch ein kleines Kompendium des Münchner Jazz abgeben. Jüngstes Werk ist das Quintett-Projekt "So Long Ago", auf dem Stabenow den 78-jährigen Posaunisten Joe Gallardo noch einmal ins Rampenlicht hebt.

In der Unterfahrt feiert Stabenow seinen Geburtstag zunächst mit einem All-Star-Sextett langjähriger Freunde und Weggefährten. Neben den hiesigen Begleitern Thomas Faist am Altsaxofon, Roberto Di Gioia am Klavier und Matthias Gmelin am Schlagzeug machen sich zwei mit auf den Streifzug durch das goldene Jazz-Repertoire, die ebenfalls einst die Münchner Jazzlandschaft mitgeprägt haben und jetzt sozusagen nach Hause kommen: Der Trompeter Johannes Faber, einst auch Leiter des "Jazz im Gärtnerplatztheater" lebt heute in Italien, Saxofonist Roman Schwaller in der Schweiz. Zwei Tage später lässt Stabenow dann Axel Kühns Jazz Big Band Association beim "Project bigband 65" Highlights seiner "Mappe" spielen: Stücke, die er vor zwei Jahren für die NDR Bigband schrieb und mit ihr einspielte; sowie ausgewählte Arrangements von Francy Boland, Rob Pronk und Bora Rokovic von der CD "Lightnin' - Klaus Weiss Bigband" aus dem Jahr 1984.

Thomas Stabenow: "When I'm 65", Sa., 23. Sep., 21 Uhr; "Project bigband 65", Mo., 25. Sep., 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

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