Jazz:Jon Hendricks gestorben

(Foto: TONY DEJAK/AP)

Vor mehr als einem halben Jahrhundert hatte Jon Hendricks die Idee, man könne die Saxofonpassagen in Big Bands von Sängern bestreiten lassen. Dieser Einfall bestimmte seine Gesangskarriere und machte ihn zum Vorläufer von Al Jarreau.

Von Andrian Kreye

Der Jazzsänger Jon Hendricks kam Ende der Fünfzigerjahre auf die Idee, man könnte die Saxofon-Passagen der Count Basie Big Band mit Sängern bestreiten. Gemeinsam mit Dave Lambert und Annie Ross gründete er das Trio Lambert, Hendricks & Ross, das schon bald zu den erfolgreichsten Gesangsgruppen Amerikas gehörte. Sie perfektionierten die Technik des "Vocalese", bei dem die Sänger den Klang, vor allem aber die Linienführung von Instrumenten imitieren. Das führte den Scat-Gesang, also das Improvisieren von Jazzsängern wie Louis Armstrong und Ella Fitzgerald, zu neuen Höhen. Hendricks war dabei der technisch brillanteste der drei. Und weil er auch viele der Texte schrieb, bekam er vom Nachrichtenmagazin Time den Spitznamen "James Joyce des Jive". Hendricks wurde so zum Vorläufer und Vorbild von Sängern wie Al Jarreau und Bobby McFerrin.

Nach der Auflösung des Trios setzte er seine Karriere vor allem solo fort. Immer wieder schrieb er legendäre Instrumentalpassagen für Gesang um. Das Singen als Bläsersatz betrieb er allerdings bis ins hohe Alter weiter fort. 2003 war er mit einem Quartett auf Tour, zu dem Kurt Elling, Mark Murphy und Kevin Mahogany gehörte, und das er nach den legendären Saxofonsätzen des Cool Jazz "Four Brothers" nannte. Am vergangenen Mittwoch ist er in einem New Yorker Krankenhaus gestorben. Er wurde 96 Jahre alt.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: