Zur Feier des 20-jährigen Bestehens der Konzertreihe "Jazz+" in der Schwabinger Seidlvilla stellten die Programmmacher - Schlagzeuger Martin Kolb und Saxofonist Ulrich Wangenheim - im vergangenen Jahr ein feines kleines Festival auf die Beine. Bei Namen wie Wanja Slavin, Rainer Böhm, Johanna Borchert, Pablo Held oder Stefan Rusconi wünschten sich nicht nur Kenner ein da capo.
Dazu kann es nun kommen, auch weil die Reihe inzwischen mit dem Spielstättenprogrammförderpreis "Applaus" ausgezeichnet worden ist und in die Förderung des Kulturreferats der Stadt München rutschte. Wieder haben Kolb und Wangenheim vier nagelneue Projekte von herausragenden Vertretern des frischen, stilübergreifenden europäischen Jazz' eingefangen, übrigens vorzugsweise in Köln und Berlin, den beiden wichtigsten deutschen Jazzszenen.
Los geht es am Freitag mit dem Duo des Pianisten Achim Kaufmann und des Holzbläsers Michael Moore, beide Großmeister, die etwas ab vom Schuss in den Niederlanden leben. Nun präsentieren Kaufmann, als aktueller Träger des Albert-Mangelsdorff-Preises, und sein langjähriger Weggefährte Moore, der ein Mastermind auch in den Orchestern ICP und Georg Gräwes Grubenklang ist, ihre feinstofflichen, freien und doch traditionsbewussten Interpretationen von eigenen Kompositionen bis zu dem Thelonious-Monk-Zeitgenossen Herbie Nichols oder Bob Dylan. Danach trifft das Trio des Posaunen-Jungstars Johannes Lauer (mit Jonas Westergaard am Bass und Joe Smith am Schlagzeug) auf die schillernde Performance-Sängerin Almut Kühne.
Mit Nautilus geht es am Samstag weiter; so ist das vom neuseeländischen Saxofonisten Hayden Chisholm und dem Allround-Pianisten Jürgen Friedrich gesteuerte Klangforschungsboot getauft, auf dem mit dem Bassisten Robert Lucaciu und dem Drummer Philipp Scholz zwei "rising stars" angeheuert haben. Das große Finale ist dann Yellow Bird vorbehalten - wenn man will, eine Art Fortsetzung von Schneeweiß & Rosenrot im vergangenen Jahr, ist doch auch hier die extravagante Schweizer Sängerin und Perkussionistin Lucia Cadotsch mit einer zweiten Sängerin, der Geige-, Ukulele- und Banjospielenden Amerikanerin Manon Kahle, und herausragender männlicher Begleitung unterwegs. Vier Bands, eine spannender als die andere.
Jazz+ Festival 2016, Fr. und Sa., 6. und 7. Mai, Seidlvilla, Nicolaiplatz 1b, ☎33 31 39, www.jazz-plus.de