Jazz:Ein Hauch von großem Kino

Norma Winston

Zwischen Britten-Interpretation und Freejazz-Quartett: Norma Winstone hat sich immer sowohl von der europäischen als auch der amerikanischen Tradition inspirieren lassen.

(Foto: Michael Putland/ECM Records)

Die britische Sängerin Norma Winstone hat auf dem Münchner Label ECM ihr neues Album veröffentlicht. Im Stadttheater Landsberg stellt sie ihre Versionen bekannter Filmsongs vor

Von Oliver Hochkeppel

Andere führen Professorentitel, Norma Winstone den der "Grande Dame des europäischen Jazzgesangs". Erarbeitet hat ihn sich die 76-Jährige mit einer Karriere, in der das Adjektiv "europäisch" eine große Rolle spielt. Winstones Gesang fußt eben nur mit einem Bein auf amerikanischen Vorbildern. Mit dem anderen hat sie sich immer der europäischen Musiktradition und ihren avantgardistischen Fortschreibungen verpflichtet gefühlt. Kaum eine hat unterschiedlichere Projekte - von klassischen Britten-Interpretationen bis zum Freejazz-Quartett Vocal Summit - mit einer ähnlich vielseitigen und virtuosen Stimme vorgelegt. Seit 2001 liegt ihr Schwerpunkt auf dem Grammy-nominierten Trio mit dem Pianisten Glauco Venier und dem Holzbläser Klaus Gesing.

Mit dem hat Winstone soeben ihr viertes Album für das Münchner Label ECM vorgelegt: "Descansado - Music for Films". Die zwölf zum Teil sehr bekannten Kinosongs, von Michel Legrands "His Eyes, Her Eyes" aus Norman Jewisons "Thomas Crown ist nicht zu fassen" über Madredeus' "Lisbon Story" aus Wim Wenders gleichnamigen Film bis zu Bernard Herrmanns Thema aus Martin Scorseses "Taxi Driver", ergeben hier aber keine der üblichen musikalischen Anthologien. Veniers extrem reduzierte Arrangements und Winstones feiner, oft nur gehauchter Gesang verweben sie zu einem einzigen großen Werk, zu dem sich vor dem geistigen Auge des Hörers ein eigener, neuer Film entrollt. Dazu passt, dass Winstone zu sechs Stücken eigene Texte geschrieben hat und andere nur als Vokalisen singt. Ein nicht zuletzt von Giesings magischen Sopransax- und Bassklarinettenklängen getragener, lyrisch-kammermusikalischer Genuss also, den man live in unseren Breiten vorerst nur im Stadttheater Landsberg erleben kann - einem wegen der Akustik und der dort beheimateten Filmkunstreihe sehr adäquaten Ort.

Norma Winstone, Sonntag, 18. Februar, 19 Uhr, Stadttheater Landsberg, Schlossergasse 381a

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