James Last auf seiner "Last Tour":Für eine Handvoll Töne

Er hat 80 Millionen Platten verkauft, das Fernsehballett überlebt, Tarantino-Filme untermalt - warum seine Fans trotzdem glauben, James Last sei einer von ihnen.

Holger Gertz

Das Wohnzimmer von Familie Krüger ist wie eine warme Höhle, eine Höhle in einer Mietskaserne, Berlin-Marienfelde, dritter Stock.

James Last, AP

James Last

(Foto: Foto: AP)

Günter Krüger geht auf Strümpfen, die Heizung ist voll aufgedreht, weil Krügers es gern mollig haben. Überall Grünpflanzen, an den Wänden Familienfotos und eine Buchstabengirlande: Frohes Fest.

Es ist ein Abend im November, vielleicht hängt sie noch vom letzten Weihnachten da, vielleicht schon fürs nächste. Wahrscheinlich gehört sie einfach dazu.

Krügers grauweißer Bart reicht weit über das Kinn bis zum Hals, und man kann sich fragen, ob es eine Beleidigung wäre zu sagen: Sein Bart sieht aus wie bei einem Zwerg aus dem Märchenbuch.

Aber Günter Krüger ist ein wehrhafter Mann, er hat gelernt, vieles an sich abtropfen zu lassen. "Es ist ja klar, dass viele Probleme mit mir haben, aber das ist oft nur Neid." Seine Frau Karin, zierlich, freundlich, trägt lautlos ein paar Gläser mit Wasser herein und präzisiert: "Der blanke Neid." Anfang Oktober zum Beispiel, es war in Hof, hat der Bandleader James Last seine große Deutschlandtournee begonnen, es gab eine Presseveranstaltung, bei der auch die Krügers waren.

Sie sind oft da, wo James Last ist, sie sind ihm näher als viele andere, darum geht es ja in ihrer Geschichte. Jedenfalls sieht James Last bei dieser Presseveranstaltung das bärtige Gesicht von Krüger und ruft: "Ey, wie viel Tonträger haste noch mal von mir?" Krüger ruft zurück: "4800!", und schon stehen die ganzen Pressemenschen vor Krüger.

Weil Krüger Medienanfragen "grundsätzlich aufgeschlossen gegenübersteht", wie er sagt, kam er abends in zahlreichen Regionalprogrammen. Er hat alles auf DVD. Und er hat gehört, dass andere Last-Fans gesagt haben: der Krüger, wie der sich in den Vordergrund drängt. Dabei sind die Fernsehleute doch freiwillig zu ihm gekommen.

Krügers Erweckung

Krüger wählt jetzt ein Beispiel, um die Mechanismen noch deutlicher zu machen. "Stellen Sie sich vor, wir drei hier, meine Frau, Sie und ich, wir würden uns nicht kennen. Dann geh ich kurz raus, und dann sagen Sie zu meiner Frau: ,Der Krüger is'n Arsch.' So, jetzt könnte meine Frau, wenn sie mich nicht kennen würde, das ja weitertragen. Der Krüger is'n Arsch. Dann ist das in der Welt. Man kann das gar nicht kontrollieren."

Günter Krüger, 62, stammt aus Wolfenbüttel und ist 1967 nach West-Berlin gekommen. Er wollte immer raus aus Westdeutschland, rein nach Berlin. Seine Frau wollte immer einen Westdeutschen heiraten, um rauszukommen aus Berlin. Dann traf sie ihn und blieb. Sie haben zwei Kinder. 1982 waren die Krügers beim Last-Konzert in der Waldbühne. Es war eine Art Erweckungserlebnis: Sie sahen ihn und blieben. Von da an kaufte Krüger alles von Last, sammelte, tauschte, ersteigerte. Kassetten, Singles, CDs, Poster, alles.

In einer Abstellkammer, durch einen Vorhang vom Rest der kleinen Wohnung getrennt, hortet er die Schätze, viele CDs sind noch eingeschweißt. Es geht ihm darum, die Sachen zu besitzen, nicht darum, jede CD gehört zu haben. Er steht jetzt vor der Abstellkammer, immer noch auf Strümpfen, einen James-Last-Bierdeckel in der Hand, den er mal in Belgien aufgetrieben hat. "Ich könnt' nicht sagen, auf der und der Aufnahme ist ein Bass zu viel oder was. Ich bin kein Musikexperte. Ehrlich gesagt, ich bin total unmusikalisch."

Eigentlich geht es ihm um den Mann, der diese Musik macht. Sie haben sich ein paarmal getroffen, bei einer Aufzeichnung für ein TV-Boulevardmagazin zum Beispiel. Da hat James Last, der eigentlich Hans Last heißt, ihm das Du angeboten, seitdem nennt Krüger ihn Hansi. Alle Fans sagen Hansi, aber Krüger findet, er hat dazu eine besondere Berechtigung.

Für eine Handvoll Töne

Er hat als Systemtechniker gearbeitet, viel im Außendienst, aber dann wollte die Firma ihn loswerden, Vorruhestand. Als das im Guten nicht zu klären war, "wurde das über Mobbing erledigt". Jetzt ist er also im Ruhestand und pflegt mit noch größerer Hingabe seine James-Last-Internetseite; seine E-Mail-Adresse beginnt mit j.l.fan.guenter.krueger-berlin. James Last gibt seinem Leben Halt und Sinn. Und James Last hat nie gesagt: Der Krüger is'n Arsch.

Im Flur stehen ein paar Reisetaschen. Am nächsten Tag werden die Krügers sich auf den Weg nach Münster machen, wo James Last ein Konzert gibt, das drittletzte in Deutschland. Die Tour heißt: "The Last Tour", und auch wenn man das so oder so verstehen kann: Geplant ist keine weitere. Im Fernsehen lief eine Abschiedssendung, die auch Krüger gesehen hat, der allerdings nicht glaubt, dass Last aufhört. Er hat schon einige Konzerte dieser Tour besucht, und Last schien ihm jedes Mal äußerst vital zu sein.

Jetzt kommen noch: Münster, Köln, Frankfurt. Der Wagen ist frisch betankt. Wenn James Last auf Tournee geht, mit seinem Orchester, geht auch Günter Krüger auf Tournee, mit seiner Frau.

In der Garderobe der Halle Münsterland sitzt am nächsten Tag James Last. Leichte braune Schuhe, schwarze Hose, hellblauer Flauschpullover. Es ist ziemlich kühl, er zieht den Kragen des Pullovers zusammen, dann beginnt er zu erzählen.

Der Mann mit dem Kinnbart

James Last, 1929 in Bremen geboren, in Bremen Sebaldsbrück: Da endet heute die Straßenbahnlinie 10. Sebaldsbrück ist ziemlich weit draußen. Längst lebt Last in Florida, aber man hört ihm das nicht an. Er spricht wie einer, der noch nicht oft weg war aus Bremen, hastig und nuschelig, und er sagt immer "n'büschen", wenn er "ein bisschen" meint.

Wenn man James Last so gegenübersitzt, kommen einem alte Bilder in den Kopf, die Siebziger, das Abendprogramm im Fernsehen. Das Fernsehballett trat auf, und oft auch James Last. Er stand da vor dem Orchester, eine Art Dirigent ohne Pult, der einen Kinnbart hatte, wie Studenten ihn trugen, in Bremen und anderswo, aber in Bremen besonders.

Den Bart kombinierte er mit einem klasse weißen Anzug, und während richtige Dirigenten diktatorisch mit ihrem Stock in die Luft stachen, leitete Last seine Band antiautoritär, mit einer lässigen Geste aus dem Handgelenk. Es sah aus, als würde ein dandyhaft gekleideter Hippie seinen Hühnern eine Handvoll Körner rüberwerfen.

Jetzt ist James Last 77, er trägt einen Brillanten im Ohr statt eines Eherings, das Haar ist silbern und reicht hinten bis zum Kragen, der Bart ist ab bis auf einen Schnäuzer, und er ähnelt einem alten Kapitän, der jedes Meer durchquert hat.

"Ich hab meine Musik noch nie in einem Fahrstuhl gehört"

Oder einem Cowboy, der jedes Pferd geritten hat. Er hat sich noch mal neu erfunden, oder erfinden lassen. James Last in Schwarz, Johnny-Cash-mäßig. "Mit 77, da is' man doch langsam alt genug für so'n anständigen schwarzen Anzug."

Er war Jazzer, der beste Bassist in Deutschland. Eine Fachjury hat ihn dreimal hintereinander gewählt, 1950 bis 52. Er hätte beim NDR im Orchester eine Festanstellung haben können, "mein Vater hat gesagt, du bist verrückt, wenn du das nicht machst". Er hat es nicht gemacht, er wollte nicht einer im Orchester sein. Er wollte Kapitän werden, er wollte alles sehen. Er wollte verrückt sein. Er arrangierte, komponierte, machte diese Non-Stop-Dancing-Platten: Aktuelle Hits, in die er Partygeräusche, Gejohle, Geklatsche mit einbaute.

Sie spielten Klassik, russische Lieder, er arrangierte alles neu, brausende Keyboards, summende Sängerinnen, Trompetensoli wie Fanfarenstöße. In den Feuilletons stand: Fahrstuhlmusik, Klangbrei. James Last sagt: "Ich hab meine Musik noch nie in einem Fahrstuhl gehört. Und ich bin ja nun wohl n'büschen mehr Fahrstuhl gefahren als viele andere." In den Feuilletons stand, er würde große, ernste Musik klein machen. Er sagt, es ist doch nicht schlimm, wenn auch kleine Leute mitkriegen, dass es Schostakowitsch gibt. Seine Art von Schostakowitsch.

Für eine Handvoll Töne

Irgendwann kam er nicht mehr im Fernsehen, lange machte er keine Tournee in Deutschland, dann fuhren sie eben durch die Welt. Es gab Dellen in der Karriere, aber es war nie so, dass ihn keiner mehr hören wollte. Er holte neue Musiker, bearbeitete neue Musik. Shakira haben sie jetzt im Programm und "Wake me up when September ends", einen Reißer von Greenday.

Eine Halle wie in Münster, 3000 Plätze, kriegen sie immer noch voll. "Du kannst nicht immer bei der alten Leier bleiben, du darfst dir nicht von Managern sagen lassen, was gut ist", sagt James Last. "Roy Black ist ja nicht umsonst so früh gestorben." Sie kannten sich, "der war ein Rock'n'Roller, der Roy, ein richtig harter Rocker. Aber der musste immer diese Schmusesachen singen. Das hat ihn umgebracht. So kommt es, wenn man sich nicht erneuern darf."

So ist es gekommen, dass die Moderatoren mitsamt den Showtreppen verschwunden sind und die Mädchen aus dem Fernsehballett, alle gefangen in ihren Rollen. So ist es aber auch gekommen, dass James Last noch immer da ist und dass der Regisseur Quentin Tarantino für den Soundtrack zu "Kill Bill" den "Einsamen Hirten" verwendet hat, eine Komposition von Last. So ist es gekommen, dass die Hip-Hopper von "Fettes Brot" mit ihm gespielt haben.

Der Bassist von Fettes Brot

Vor einem Fernsehauftritt mussten sie durch eine kreischende Menge von Teenies, die Jungs von Fettes Brot vorneweg, Last mit seinem E-Bass hinterher. Ein Mädchen fragt ihre Freundin: "Wer ist der alte Sack da?" Und die Freundin sagt: "Das ist der Bassist von Fettes Brot."

James Last signiert jetzt eine Ausgabe seiner Biografie. Er schreibt seinen Namen und das Datum, 21.11.06. Er sagt: "Scheiß Datum eigentlich, 06. Also, null Sex." Er lacht ein bisschen dreckig, und er gehört eindeutig zu den Menschen, deren Augen leise mitlachen können. Nur noch gut zwei Stunden bis zum Konzertbeginn, aber er schlägt erst mal die Beine übereinander. Er will noch über Bremen reden, er spricht über den Regen in Bremen wie über die Sonne in Florida, beides kann sehr schön sein.

Er spricht über die Royal Albert Hall in London wie über die Halle Münsterland, natürlich gibt es Unterschiede, aber die nuschelt er locker weg. Er spricht über das Bundesverdienstkreuz, das er 1978 bekommen hat wie über den Brief von einem Fan, in dem stand: Hansi, lass uns nicht allein.

Wahrscheinlich bedeutet das, entspannt zu sein: dass man nichts zu wichtig nimmt, aber auch nichts zu wenig wichtig. Wenn man entspannt ist, kann man Shakira und Carl Orff in ein Konzert packen. Oder, man erinnert sich an Quentin Tarantino mit der gleichen Gelassenheit, mit der man sich an Günter Krüger erinnert. Klar kennt er den, sagt James Last. "Guter Typ irgendwie."

"Der Karajan des kleinen Mannes"

Was bedeutet eigentlich: "The Last Tour"? Die letzte Tournee? Er will das so laufen lassen, sagt er. "Am Ende wird das ja sowieso nicht von mir entschieden, oder vom Management." Er schaut zur Decke der Garderobe, und da fährt, wie ein kleiner Blitz, ein Ruckeln durch seinen dünnen Hals. Es gibt Momente, in denen man Menschen tatsächlich beim Schlucken zusehen kann.

James Last hat 80 Millionen Platten verkauft. Der alte WDR-Intendant Friedrich Nowottny hat gesagt: "Er ist der Karajan des kleinen Mannes." Er gilt als erfolgreichster Bandleader der Welt, der Sohn eines Gasablesers aus Bremen-Sebaldsbrück. Was für eine Geschichte.

Die Krügers sind schon früh in Münster eingetroffen, damit sie den Soundcheck noch mitkriegen. Das Orchester probiert ein bisschen herum, vor den Musikern läuft James Last wie ein alter Käfiglöwe von rechts nach links und links nach rechts. Das Publikum darf bei ihm schon zum Soundcheck rein, was Krüger für fragwürdig hält.

Er hat schon Zuschauer gesehen, "die sind zum Soundcheck rinn und sind dann drinne geblieben, ohne Eintritt zu zahlen, also das find ich schäbbig. Das ist so was von - auf Deutsch gesagt - zum Kotzen. Sagen, sie sind Last-Fans, und gönnen ihm nicht mal den Euro, den er vielleicht pro Eintrittskarte kriegt."

Für eine Handvoll Töne

Ungefähr fünfzig Fans sind schon da, die Krüger fast alle kennt. An der Bühne überreicht eine Frau dem Bandleader einen Blumenstrauß. "Kommt aus Holland, die Frau", sagt Krüger. Er hält Blumen grundsätzlich für das falsche Geschenk, "weil: Die kriegt am Ende eh die Putzfrau." Die Krügers haben andere Geschenke dabei, persönlichere. Karin Krüger bewahrt sie in einer Plastiktüte auf.

Es handelt sich um die Vergrößerung eines Fotos, auf dem sie zusammen abgebildet sind und das Last mal im Kleinformat bei ihm gesehen hat, sagt Krüger. Dazu kommt ein kleiner Berliner Bär, weil es Last in Berlin immer so gut gefällt.

Frau Krüger packt die Geschenke in die Tüte zurück, Herr Krüger schaut zur Hallendecke und kontrolliert die räumlichen Gegebenheiten. Er kontrolliert gerne, das Kontrollieren liegt ihm im Blut. Er kontrolliert auch, wer sich seine Fanseite ansieht, er kennt ein paar IP-Adressen, manchmal sind es die von anderen Fans, die dann schlecht über ihn reden.

Auf der Bühne unterschreibt James Last ein paar Autogrammkarten. "Autogramme hab ich genug", brummt Krüger, aber wo das Thema Autogramme schon im Raum hängt, nimmt er die Gelegenheit wahr, mit einer Legende aufzuräumen. Es heißt immer, in China sei ein chinesischer Fan zu Last gekommen und habe 70 CDs dabeigehabt.

Auf einer dieser CDs sollte Last unterschreiben. Last habe aber alle unterschrieben. Die Geschichte ist wahr, sagt jetzt Günter Krüger, und sie erzählt auch alles über das Verhältnis von James Last zu seinem Publikum. Allerdings waren es nur 42 CDs, und das weiß er, Krüger, nun wieder so genau, weil der Chinese alle 42 CDs von ihm, Krüger, bekommen hat.

Ein erlesenes Team

Um acht fängt das Konzert an, und die Halle ist fast voll. Auf der Bühne: das Orchester, 40 Menschen, darunter die legendären Trompeter Chuck und Bob Findley, Musiker von Rundfunksymphonieorchestern, ein erlesenes Team. Die Bläser in Weiß, die Streicher in Schwarz, und dann kommt James Last auf die Bühne, er schreitet nicht, er kommt von rechts hinten.

Es sieht aus, als käme er mal so vorbei. Sie spielen "The way we were", "Candle in the wind", ein Abba-Medley. Sie spielen "Greensleeves" und "Geschichten aus dem Wienerwald", James Last wechselt Stand- und Spielbein, schnippt mit den Fingern, das Orchester ist immer in Bewegung, es stampft und klatscht, die Streicherinnen fächeln den Posaunisten mit Tüchern Luft zu. Auf der Bühne ist mehr los als im Publikum, und der Bandleader steht mitten im Getümmel, ein alter Mann, leicht gebeugt, dessen sparsame Anweisungen dieses Orchester nicht bräuchte, aber auf den es niemals verzichten könnte. Als Zentrum, in dem alles zusammenläuft.

Einmal nimmt er die schwarze Sängerin Ingrid Arthur in den Arm und sagt ins Mikro: "Dieses tolle Mädchen heißt Ingrid." Dann linst er ihr ins Dekolleté, der große Nuschler ist immer noch auch ein berüchtigter Verbalerotiker. "Sie hat ein großes Herz, ach nein: Es sind zwei."

James Last hatte nie einen anderen Auftrag. Er wollte nicht das Volkslied retten wie Heino. Er wollte nicht die Welt retten wie Bono. Er wollte Spaß machen. Und Spaß haben.

Für eine Handvoll Töne

Dann ist Pause, und nach der Pause trägt James Last wieder seinen alten weißen Anzug. "Der hängt ziemlich durch", urteilt Krüger, der seinerseits in einer hellbraunen Cord-Kombination steckt.

Die Krügers haben sich inzwischen vom Parkett ganz hinten auf den Oberrang ganz vorn vorgearbeitet. Karin Krüger hält noch immer die Tasche mit den Geschenken, während Günter Krüger sich allmählich verwandelt. Er sitzt auf der Lehne seines Stuhls, er klatscht, er singt, bald kommt "Love's divine" von Seal, eine Ballade, nach der es kurz ganz ruhig ist.

Diese Sekunden, ein Hauch von Zeit nur, geben Krüger die Gelegenheit für seinen einen, großen Auftritt. "Hansi, Berlin grüßt dich!", kräht er, mitten in die Stille hinein. James Last schaut kurz über die Schulter nach oben. Krüger wertet das als eindeutiges Zeichen dafür, dass ein Kontakt stattgefunden hat. Er sinkt auf seinen Stuhl zurück und flüstert: "So, morgen bin ich wieder heiser. Aber scheiß drauf." Dann ist das Konzert bald vorbei. "Es gibt keine Zugabe", sagt Krüger. Es gibt keine Zugabe.

"Mensch Hansi, war super. Das wird ja immer besser"

Günter Krüger und Karin Krüger warten später noch am Bühnenausgang. Die Tasche mit den Geschenken ist inzwischen beim Last-Tross angekommen, Frau Krüger hat sie dort abgegeben. Sie würden gern wissen, was Last zu dem Bild sagt, und zum Bären. Mit den Krügers wartet noch ein Fotograf aus Münster, der die Frage aufwirft, wie lange "der es wohl noch macht".

Krüger sagt: "Bis sie ihn mit den Füßen zuerst von der Bühne tragen", aber weil der Fotograf den Spruch nicht kennt, muss Krüger erklären, was genau der jetzt bedeutet, und es entsteht eine unangenehme Situation, in der Dinge thematisiert werden müssen, die besser unausgesprochen blieben.

Dann kommt James Last mit seiner Frau, dem Fahrer und einer Dame vom Management. Frau Last trägt die Tüte mit den Geschenken, James Last trägt jetzt einen blauen Anorak, ihm ist kalt, er sieht müde aus, aber das hält Krüger nicht davon ab, das Gespräch zu suchen. "Mensch Hansi, war super. Das wird ja immer besser!" Last lächelt leise zurück und strebt dem Hotel, hundert Meter entfernt, entgegen. Die Sache mit den Geschenken bleibt fürs Erste im Vagen, aber Krüger wird herausfinden, wie sie ihm gefallen haben, er wird das kontrollieren, in Köln oder in Frankfurt oder irgendwann später, wenn Gelegenheit dazu ist.

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