Jack Nicholson hilft Hillary Clinton:Eine Parodie seiner selbst

Jack Nicholson wirbt im US-Wahlkampf für Hillary Clinton - mit Szenen aus seinen Filmen. Hat der gute Mann vergessen, welche Rollen er spielte?

Jürgen Schmieder

Es gibt einen Grundsatz an amerikanischen Filmhochschulen, der jedem neuen Studenten eingetrichtert wird. Er lautet: "Schneide nie Szenen aus deinen alten Filmen zusammen. Das ist Aufgabe der Academy, wenn sie dir den Oscar für das Lebenswerk verleiht." Jack Nicholson war auf einer Schauspielschule, er lernte das Handwerk des Drehbuchschreibers, er war Comiczeichner. Der Satz muss ihm begegnet sein.

Es muss um viel gehen, wenn ein verdienter Schauspieler - der Lebenswerk-Oscar wird ihm bestimmt irgendwann mal verliehen werden - diese Regeln bricht. Bei der Wahl zur Präsidentschaft der Vereinigten Staaten geht es ihm offenbar um viel. Nicholson möchte seiner Favoritin Hillary Clinton helfen - er tut dies mit einem Zusammenschnitt seiner Filmrollen.

Es beginnt mit einer Szene aus "Batman": Jack Nicholson alias The Joker brüllt: "Who do you trust?" - "Wem vertraut Ihr?" Dann kommt eine Einblendung: "Brauchen wir nicht einen Präsidenten, dem wir vom ersten Tag an vertrauen können?" Es folgt eine Szene aus "Shining": "Die Dinge könnten sehr viel besser laufen", sagt Nicholsons Filmfigur. Nach dem Ausschnitt folgt der Hinweis, Clinton habe einen Plan für die 47 Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung.

Freilich hat Clinton auch einen Plan für das Ende des Irakkriegs. Jack Nicholson verdeutlich das mit einer Szene aus "Eine Frage der Ehre". Nach einem eher komischen Ausschnitt aus "Chinatown" sagt Nicholson dann als Robert Eroica Dupea in "Ein Mann sucht sich selbst" die entscheidenden Worte: "Ich mache es ihnen so einfach wie möglich." Dann kommt der Schriftzug: "Wir brauchen Hillary Clinton als unseren nächsten Präsidenten."

Und wer es immer noch nicht kapiert hat, für den hat Nicholson noch eine weitere Botschaft aus "Eine Frage der Ehre": "Es gibt nichts auf der Welt, das sexier ist als eine Frau, der man jeden Morgen salutieren muss." Na dann.

Nicholsons Initiative in Ehren, nur muss man sich fragen: Hat der gute Mann vergessen, welche Rollen er in den vergangenen Jahren gespielt hat? Sagen wir es so: Ein psychopatischer Killer (Joker in "Batman"), ein psychopatischer Schriftsteller (Jack Torrance in "Shining"), ein psychopatischer Soldat (Nathan Jessep in "Eine Frage der Ehre") und ein aggressiver Aussteiger (Bobby Dupea in "Ein Mann sucht sich selbst") schlagen der amerikanischen Bevölkerung vor, doch bitte Hillary Clinton zu wählen.

Das Video, das am vergangenen Samstag auf YouTube veröffentlicht wurde, wurde von Regisseur Rob Reiner geschnitten, der auch "Eine Frage der Ehre" mit Nicholson gedreht hat. Der Film wurde nicht von Clintons Kampagnen-Management in Auftrag gegeben, sondern ist auf die Eigeninitiative von Nicholson und Reiner zurückzuführen. Das bestätigte ein Mitglied von Clintons Wahlkampfteam.

Im Internet kursieren bereits zahlreiche Parodien auf Nicholsons Video - obwohl das gar nicht nötig wäre. Der Zusammenschnitt wirkt selbst schon wie eine Parodie und man wäre - wüsste man es nicht besser - tatsächlich versucht zu glauben, Nicholson würde mit dem Clip Werbung für Clintons Gegner Barack Obama machen.

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