Italien:Barrierefrei

Gegen den radikalen Islam macht in Italien auch die Kultur mobil. Eine Milliarde Euro soll freigegeben werden, um Barrieren zwischen den Religionen niederzureißen. Die Banken ziehen mit und errichten ein "virtuelles Museum".

Von Thomas Steinfeld

Eine Milliarde Euro, versprach der italienische Premierminister Matteo Renzi kürzlich, sei nun für die Kultur freigegeben, neben einer weiteren Milliarde für die nationale Sicherheit. Die Kultur nämlich solle Italien im Kampf gegen den religiösen Totalitarismus, also den radikalen Islam, stärken. Und Dario Franceschini, sein Kulturminister, ergänzte, mit Kultur ließen sich "Barrieren niederreißen". Ob daraus mehr entstehen kann als bloßer Idealismus? Bei den italienischen Banken jedenfalls ist die Mobilmachung der Kultur angekommen: Am Donnerstag gaben sie die Gründung einer Initiative namens "Muvir" bekannt. Mehr als dreihunderttausend Kunstwerke aus den Beständen der Banken sollen bald über dieses Portal zu erreichen sein - in Gestalt eines "virtuellen Museums". Zu sehen sind darin Werke von Filippo Lippi, Perugino, Caravaggio oder Tintoretto. Es mag sein, dass man anhand dieser Kunstwerke nicht nur etwas über Kunstwerte, sondern auch über die Vermögenswerte italienischer Banken erfährt. Aber die Geschichte hat noch eine andere Seite: Denn der Aufstieg Italiens zur Industrienation ist auch die Geschichte regionaler Banken. Wenn diese sich zum Wohle des Landes zusammenschließen, und sei es der Kunst wegen, dann hat das durchaus etwas mit nationaler Politik zu tun.

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