Interview mit Patrick de Funès:"Er gab halt nie Ruhe"

Louis de Funès im Film "Der Gendarm von Saint Tropez"

Louis de Funès im Film "Der Gendarm von Saint Tropez": Ein Besessener, der sein Handwerk beherrschte, findet sein Sohn Patrick.

(Foto: Foto: dpa)

Er patroullierte mit 30 Schlüsseln durch sein Schloss, ließ Freunde mit Armeehubschraubern retten und gefiel sich als gnadenloser Snob-Schreck. Patrick de Funès erzählt von seinem Vater Louis.

Interview: Martin Zips

Paris, "L'Hotel", Rue des Beaux-Arts. Ein Mann mit Eulenbrille und Zauselkopf betritt die Bar: der Sohn des französischen Komikers Louis de Funès (1914 - 1983). In einer Papiertüte schleppt Patrick de Funès, 63, ein gerahmtes Foto seines Vaters mit sich herum. "Ich hoffe, Sie haben keinen Fotografen bestellt", sagt er. Monsieur de Funès besteht darauf, dass wir die Fotos selbst machen.

Danach wird er mit dem eingerahmten Vater unter dem Arm vor dem Louvre auf- und abmarschieren und sich da und dort von überaus begeisterten Passanten fotografieren lassen. Ein Spaziergänger, der nicht genannt werden möchte, machte auch unser Foto.

SZ: Monsieur de Funès ...

Patrick de Funès: Ihre Nase erinnert mich an meinen Vater. Sehen Sie hier. Ich habe ein Foto von ihm mitgebracht.

SZ: Sehr schön. Können wir mit dem Interview beginnen?

de Funès: Wie Sie wünschen.

SZ: Welche Gegenstände fanden sich auf dem Nachttisch Ihres Vaters?

de Funès: Viele. Drei Wecker, Lakritze, eine schwarze Schlafmaske, Gomenol-Öl ...

SZ: Was ist Gomenol-Öl?

de Funès: Das ist ein sehr erfrischendes Öl, das sich mein Vater unter die Nase schmierte. Um besser atmen zu können.

SZ: Interessant.

de Funès: Auch Ohrstöpsel lagen auf seinem Nachttisch. Viele Leute fragen ja: War unser Vater privat genauso ein Typ wie in seinen Filmen? Nun, es gibt tatsächlich Parallelen. Zum Beispiel benutzte er auch als Kommissar Juve in "Fantomas" Ohrstöpsel.

SZ: Wozu brauchte er drei Wecker?

de Funès: Er wollte absolut sichergehen, dass er nicht verschläft.

SZ: Ein Pedant?

de Funès: Vielleicht. Er hatte auch über Jahre hinweg immer dieselben drei Bücher auf seinem Nachttisch liegen. Die hat er nie ganz gelesen. Er las Bücher nie von vorne bis hinten. Er sagte, er möchte auf diese Art verhindern, dass er intellektueller werden könnte als sein Publikum.

SZ: Intellektuelle mochten seine Filme nicht.

de Funès: Richtig. Es war die Zeit der Nouvelle Vague - mein Vater spielte hingegen in völlig unintellektuellen Komödien. Die Feuilletonisten hassten ihn.

SZ: Wissen junge Franzosen heute noch, wer Louis de Funès war?

de Funès: Aber sicher! Jedes Mal, wenn das französische Fernsehen einen seiner Filme bringt, sehen zehn Millionen Menschen zu. Trotz DVDs und so weiter. Er ist einer der wenigen Schauspieler seiner Generation, die heute noch so erfolgreich sind wie zu ihren besten Zeiten. Sehen Sie hier, ich habe einen Zeitungsausschnitt mitgebracht: "Scharfe Sachen für Monsieur", ein Film mit meinem Vater aus dem Jahr 1964. Der lief gerade im Fernsehen. Der Film hatte 43 Prozent Einschaltquote. 43 Prozent! Mein Vater ist heute selbst bei Vierjährigen ein Star.

SZ: Außer Ohrenstöpseln und Pedanterie: Existierten andere Gemeinsamkeiten des Komikers mit dem Familienvater?

de Funès: Nun... er konnte sich furchtbar aufregen über die Widrigkeiten des Alltags! Zum Beispiel, wenn er meiner Mutter ein elektrisches Schneidemesser oder einen Mixer gekauft hatte. Während der Lektüre der Bedienungsanleitung schimpfte er, und zwar stundenlang: "Was sind das alles für Idioten! Das versteht ja kein Mensch!" Oder wenn er uns einen seiner Laurel-und-Hardy-Filme zeigen wollte und Schwierigkeiten beim Aufbau des Schmalfilmprojektors hatte: "So ein Schrotthaufen! Der Mistkerl im Laden hat mich angeschmiert."

SZ: Was tat er, um zur Ruhe zu kommen?

de Funès: Er ruhte sich auf seinem Bett aus. Und er liebte Gartenarbeit. Ich sehe seinen riesigen Hut und seinen Mantel aus braunem Stoff vor mir, den er trug, wenn er im Garten seine Pflanzen pflegte.

SZ: Durften Sie ihn dabei stören?

de Funès: Aber sicher. Er erzählte uns stundenlang alles über Gemüse, Salat und Kartoffeln.

SZ: Es waren also entspannte Stunden, die die Familie de Funès auf dem Land verbrachte?

de Funès: Auch. Aber nicht nur. Mein Vater hatte unser Landhaus mit einer selbstgebauten Alarmanlage gesichert, die allein er an- oder ausschalten konnte. Ein kompliziertes System aus kleinen Waffen, die über Kabel mit den Fenstern verbunden waren. Nicht ungefährlich. Auf dem Weg vom Auto ins Haus trug mein Vater meistens eine Pistole bei sich.

SZ: Litt er unter Verfolgungswahn?

de Funès: Als Superstar war er der Meinung, dass er sich irgendwie schützen muss. Er sagte: "Wenn meine Frau im Haus überfallen wird, und ich ihr vom Garten aus zu Hilfe eile, wie kann ich ihr helfen - ohne Waffe?" Uns sagte er: "Kinder, macht im dunklen Garten bloß keinen Blödsinn mit mir. Ich trage eine Pistole. Wenn ihr mich erschreckt, kann ich für nichts garantieren."

SZ: Nein!

de Funès: Doch, doch... Selbst wenn er zum Angeln ging, hatte er Angst, von fremden Menschen erkannt zu werden. Die Leute meinten ja, er würde ständig nur Witze machen. Sie lauertem ihm auf und egal, wie er reagierte, sie hielten es stets für eine geniale Pointe.

SZ: Wie lustig konnte Ihr Vater im privaten Leben sein?

de Funès: Sehr lustig. Zum Beispiel gab es da den Regisseur Serge Korber. Den hatte mein Vater einmal zu einem ersten privaten Kennenlernen in unseren Filmsaal auf Schloss Clermont eingeladen. Louis startete den Projektor und zeigte einen Film - von Serge Korber. Korber langweilte sich natürlich zu Tode. Es war ja sein eigener Film. Irgendwann stand Louis auf und sagte: "Bitte entschuldigen Sie mich, Serge, ich bin unglaublich müde." Dann ging er tatsächlich schlafen.

SZ: Und seine eigenen Filme? Sah sich Ihr Vater auch seine eigenen Filme an?

de Funès: Und ob! Papa besuchte Vorstellungen seiner Filme im Kino. Er nahm die ganze Familie mit. An der Kasse bestand er darauf, alle Tickets zu bezahlen. Wir setzten uns - da hatte der Film schon begonnen - in die letzte Reihe und verließen die Vorstellung meist noch vor der letzten Szene. Er wollte vom Publikum nicht erkannt werden. Ihn interessierte vor allem: die Tonqualität! Wenn der Ton nicht stimmte, lief er schon mal in den Vorführraum und ließ sich erklären, wie das Problem behoben werden könnte. Sie müssen sich das Gesicht des Filmvorführers vorstellen, als Louis de Funès plötzlich neben seinem Projektor stand. Auch beim Theater nervte er die Kartenverkäuferinnen am Telefon, weil er wissen wollte, wie viele Tickets für seine Vorstellung bereits verkauft worden sind.

SZ: War er zufrieden, wenn er die Leute im Kino über sich lachen hörte?

de Funès: Ja, das belohnte ihn. Er bekam oft Briefe, in denen stand: "Monsieur de Funès, ich möchte auch so werden wie Sie. Wie mache ich das?" Er war der schlichten Ansicht, dafür brauche es Glück, Talent und sehr viel Fleiß. Ich halte meinen Vater auch heute noch für einen Künstler, einen Besessenen, der aber nicht nur ein großes Talent war, sondern sein Handwerk beherrschte. Wie Bruno Ganz.

SZ: Bruno Ganz?

de Funès: Absolut. Ich werde oft gefragt: Wer ist der neue Funès? Da würde ich sagen: Bruno Ganz. Natürlich besetzt Ganz ein anderes Fach. Aber ebenso wie mein Vater gelingt es ihm, seine Charaktere vollkommen authentisch zu spielen.

SZ: Bruno Ganz als "Gendarm von St. Tropez". Eine lustige Vorstellung.

de Funès: Komik ist harte Arbeit. In einer Szene von "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" musste sich mein Vater in einen Bottich mit grüner Kaugummimasse stürzen. Gedreht wurde in einer leeren Fabrik, im Winter. Es war eiskalt. Die Kaugummimasse war in Wirklichkeit ein Mix aus Farbe und Brotteig, der noch Tage nach dem Dreh sein linkes Ohr verklebte.

SZ: Wie furchtbar.

de Funès: Es muss sehr unangenehm gewesen sein. Der Arzt spülte ihm mit einer Klistierspritze, die eigentlich für das menschliche Hinterteil bestimmt war, das Ohr aus. Mein Vater war von der Wirkung des Geräts danach völlig fasziniert. Als er einmal in einem sehr vornehmen Restaurant zum Essen war und wieder Druck im Ohr verspürte, winkte er den Oberkellner herbei und sagte: "Wäre es Ihnen vielleicht möglich, einen Boten zur Nachtapotheke zu schicken, damit er eine Klistierspritze kauft? Am besten das Kindermodell." Der Kellner antwortete: "Aber selbstverständlich, Monsieur." Kurze Zeit später wurde meinem Vater eine rosafarbene Klistierspritze für Kinder serviert. Damit spülte er sich dann die Ohren aus.

SZ: Während des Essens?

de Funès: Immerhin ging er auf die Toilette. Als er zurückkam, sagte er laut: "Jetzt fühle ich mich besser." Da schauten alle pikiert.

SZ: Ihr Vater wirkte nicht wie einer, der gerne vornehme Restaurants besucht.

de Funès: Stimmt. Die waren ihm zuwider.

SZ: Warum ging er dann hin?

de Funès: Wegen der Snobs. Nur in Anwesenheit von Snobs konnte er damit rechnen, ungestört zu essen. Die Snobs verachteten ihn. Wenn meine Mutter ihm leise zuflüsterte "Louis, wischst du dir bitte die Nudel von der Wange?", nahm mein Vater seine Serviette und zog sie sich kreuz und quer über den Kopf. Aus Protest.

SZ: Hasste er es auch, Autogramme zu geben?

de Funès: Ja. Nach der Ankunft in einem Restaurant wechselte er oft mehrmals den Tisch. Er suchte die Stelle, wo er am besten dem Saal den Rücken zukehren konnte und möglichst wenig Tischnachbarn hatte.

SZ: Er wollte das Essen genießen.

de Funès: Gutes Essen war sehr wichtig für ihn. Die Angst davor, irgendwann wieder hungern zu müssen, diese Angst hatte seine Jugend während des Krieges geprägt, und sie verließ ihn sein Leben lang nicht mehr. Er konnte sich auch fürchterlich echauffieren, wenn mein Bruder und ich das Essen unseres tunesischen Kochs Mohammed beanstandeten: "Seid froh, dass was auf dem Tisch steht!", rief er dann.

SZ: Haben Sie und Ihr Bruder Olivier es denn genossen, in einem Schloss zu leben?

de Funès: Das war nicht unbedingt ein Genuss. Wenn man seinen Füllhalter irgendwo vergessen hatte, so brauchte es Stunden, bis man ihn wiederfand. Zudem hatte mein Vater den Tick, einige Zimmer ständig abzusperren - aus Angst vor Dieben. Er trug 30 Schlüssel mit sich herum!

SZ: War er ein guter Vater?

de Funès: Einerseits ja. Nachts stand er oft auf. Etwa um die Fenster oder den Gashahn zu kontrollieren. Und da er - und zwar auch noch in unserer Pubertät! - den plötzlichen Kindstod fürchtete, stand er nachts oft vor unserem Bett.

SZ: Und sonst?

de Funès: Es war nicht immer leicht mit ihm. Nach meinem Abitur meinte er plötzlich, er müsse mir verbieten, nach Mitternacht auszugehen. Wenn es mal fünf nach zwölf wurde, tickte er aus. Ich wiederum hätte mich damals durchaus prima damit abfinden können, nicht zu arbeiten und nur vom Namen und Vermögen meines Vaters zu leben. Aber da war er dagegen. Er zwang mich zu einem Studium. Ich entschied mich für Medizin.

SZ: Was macht Ihr Bruder Olivier heute?

de Funès: Er arbeitet als Pilot bei der Air France. Früher, wenn Olivier daheim heimlich auf der Toilette eine rauchen ging, flippte Papa aus. Er stürzte zur Garderobe und durchwühlte Oliviers Manteltaschen auf der Suche nach Zigaretten. Mein Bruder war damals bereits über 20 Jahre alt. Naja, als Pilot darf er auch nicht rauchen.

SZ: Lachen die Leute, wenn es heißt: "Willkommen. Hier spricht Pilot de Funès"?

de Funès: Klar. Diesen Namen wird man nie los.

SZ: Und hätte es Ihr Vater lieber gesehen, wenn seine Söhne Schauspieler geworden wären?

de Funès: Vielleicht. Ich hasse diesen Beruf.

SZ: Wieso?

de Funès: Mit acht Jahren bin ich einmal in einem Michel-Simon-Film aufgetreten. Das war nichts für mich.

SZ: Es heißt immer, Louis sei ein politisch konservativer Typ gewesen. Stimmt das?

de Funès: Nur zum Teil. Vor allem war er ein rigoroser Pazifist. Das hat damit zu tun, dass sein Bruder im Krieg gefallen ist.

SZ: Er starb durch deutsche Kugeln.

de Funès: So war das damals.

SZ: Konnten Sie über Politik sprechen?

de Funès: Nicht lange. Das regte ihn furchtbar auf. Er hielt Politiker generell für Idioten! Was vielleicht auch daran lag, dass er mit seinem riesigen Kofferradio gerne spanische oder südamerikanische Radiosender hörte. Er war ja spanischer Abstammung. Und in diesen Ländern existierten seinerzeit vor allem Diktaturen. Louis konnte sich furchtbar über die Radio-Propaganda aufregen. "Hört mal Kinder", spottete er dann, "die senden immer nur gute Nachrichten! Ist das nicht toll?"

SZ: Ging Ihr Vater regelmäßig in die Kirche?

de Funès: Jede Woche! Wir Söhne begleiteten ihn. Auf dem Weg in die Kirche sprach er kaum ein Wort. Er hing seinen Gedanken nach. Einmal besuchte er heimlich einen Gottesdienst in einer sehr fundamentalistischen Gemeinde, wo die Messe noch auf Latein gelesen wurde, was ihm sozusagen aus poetischen Gründen sehr gefiel. Doch davon erfuhr die Presse - und plötzlich glaubten alle, Louis de Funès sei ein Fundamentalist. Und das stimmte nicht. Er war ein normaler Christ. Und sagenhaft hilfsbereit.

SZ: Beispiel?

de Funès: Naja, für Freunde machte er alles. Als die Gattin seines Hausmeisters mal über heftige Kopfschmerzen klagte und daheim nicht abgeholt werden konnte, es schneite, da aktivierte Papa seine Kontakte zum Militär. Kurze Zeit später landete ein Armee-Hubschrauber bei uns im Garten und holte die Hausmeisterin ab! Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass die Frau nur eine normale Migräne hatte.

SZ: Wie peinlich.

de Funès: Ja. Gegenüber dem Militär war meinem Vater das furchtbar peinlich.

SZ: Hat er Ihnen denn auch mal von seinem Vater berichtet?

de Funès: Er kannte seinen Vater kaum. Fest steht: Louis' Vater war ein großer Komödiant. Nachdem er als Händler Pleite gegangen war, schrieb er seiner Frau einen Abschiedsbrief: Er werde sich nun umbringen. Sieben Jahre später erfuhr meine Großmutter von einer Freundin, dass er mit ihrem Erspartem und einer neuen Frau in Venezuela lebt.

SZ: Was für ein wunderbarer Stoff für einen Roman. Louis und seine Frau Jeanne hingegen blieben ein Leben lang zusammen?

de Funès: Ja. Jeanne war oft mit Papas Arbeit nicht einverstanden. Es ging für sie zwar in Ordnung, dass ihr Mann Komiker war. Aber zum Affen machen durfte er sich nicht. Dafür sorgte Jeanne. Immer wieder kam es vor, dass Louis am Telefon zu einer Feier eingeladen wurde und begeistert zusagte. Kurz darauf nahm Jeanne den Hörer in die Hand und sagte den Termin wieder ab.

SZ: Hat Jeanne seine Filmpartnerin Claude Gensac ausgewählt, diese ruhige blonde Frau, die ganz anders war als Louis?

de Funès: Claude war ihre Idee. Eigentlich besetzte man Komödien damals gerne mit dicken kleinen Frauen. Doch meine Mutter fand, dass so ein vornehmer Typ Louis' Möglichkeiten viel besser zur Geltung kommen lassen würde.

SZ: Haben Sie mal darüber nachgedacht, warum Ihre Mutter, einst eine sehr schöne Frau, sich in ihren Vater, der nicht unbedingt hübsch war, verliebt haben könnte?

de Funès: In jungen Jahren war mein Vater durchaus hübsch. Er hatte blaue Augen und damals auch noch Haare auf dem Kopf.

SZ: Er war nur 1,60 Meter groß.

de Funès: Ja. Aber er war dünn.

SZ: Ja, dünn war er.

de Funès: Eben. Meine Mutter hat sich außerdem zuerst in seine Musik verliebt. Sie hörte ihn in einer Bar Piano spielen. Er war ein wirklich guter Jazz-Pianist.

SZ: Was erinnert in der Wohnung Ihrer Mutter heute noch an Ihren Vater?

de Funès: Die vielen Zettel mit den Ideen meines Vaters zum Beispiel. Manchmal weckte er meine Mutter mitten in der Nacht, weil ihm ein guter Gag eingefallen war. Der musste sofort notiert werden. Wir haben auch noch viele Weine von ihm. Letztens habe ich einen Rotwein getrunken, den mein Vater während der Dreharbeiten zu "Die große Sause" gekauft hat. Da war ich schön betrunken. Meist bestellte er Dinge am Telefon. Das liebte er. Und er machte gerne Geschenke.

SZ: Woran ist Ihr Vater gestorben?

de Funès: Er wollte mit seiner Enkelin Skiurlaub machen. Obwohl er bereits vergrippt war. Das war zu anstrengend. Er bekam seinen dritten Herzinfarkt - und diesmal überlebte er ihn nicht.

SZ: Hatten seine Herzinfarkte etwas mit seiner Rolle als Film-Hektiker zu tun?

de Funès: Das Problem waren nicht die Filme. Da konnte er sich ja nach jeder Szene ausruhen. Aber er stand auch wochenlang jeden Abend auf der Bühne - und gab da denselben Funès, den die Leute von der Leinwand her kannten. Das hat ihn ausgelaugt. Er gab halt nie Ruhe. Selbst im Garten nicht. Ständig musste er 'rumgraben, eben etwas ein-, aus- oder umgraben.

SZ: Wie geht es Ihrer Mutter heute?

de Funès: Gut. Ich wohne ein Stockwerk über ihr. Mit 90 Jahren hat sie natürlich ihre Eigenarten. Mehr denn je sagt sie einem, was man tun oder lassen soll. Wie Papa.

SZ: Und Sie, Patrick? Was steht auf Ihrem Nachttisch?

de Funès: Zwei Medikamente für die Nase und ein Medikament für den Magen. Keine Klistierspritzen, keine Ohrstöpsel.

Über das Privatleben des französischen Komikers Louis de Funès ("Der Gendarm von St. Tropez", "Fantomas", "Brust oder Keule") gab es zeit seines Lebens kaum Informationen. Der Sohn eines spanischen Juristen und Händlers galt als schwierig, cholerisch und wenig auskunftsfreudig. 24 Jahre nach seinem Tod ist jetzt in einem Buch seiner beiden Söhne Patrick und Olivier ("Louis de Funès - Der Querkopf", Militzke-Verlag Leipzig) erstmals auf Deutsch zu lesen, wie de Funès privat war. Sein Sohn Olivier, 58, fliegt heute als Air-France-Pilot. Nach Auftritten in den Filmen seines Vaters gab Olivier die Schauspielerei auf. Sein Bruder Patrick de Funès, 63, studierte Medizin, arbeitete lange als Radiologe und betreut die Gedenk-Homepage seines - selbst in Russland und China verehrten - Vaters. Zusammen mit seiner Mutter Jeanne, mit der Louis de Funès von 1943 bis zum Tod verheiratet war, wohnt der kinderlose Patrick im Zentrum von Paris - gleich hinter der Comédie Française.

Zur SZ-Startseite
Josef Hader Kabarettist Österreich

Josef Hader im Gespräch (2014)
:"Das Blöde ist, ich will auch geliebt werden"

Ein mäanderndes Interview über die vermeintliche Kriegsbegeisterung 1914, einen "teuflischen Schachzug" von Papst Franziskus, gesunde Hypochondrie und die fatale Profilneurose des österreichischen Kaisers Franz Joseph I.

Jetzt entdecken

Gutscheine: