Interview mit Markus Lüpertz:"Das Genie bin ich"

Der Künstler ist das Großartigste, was die Gesellschaft hat. So lautet das Credo des Malers Markus Lüpertz. Im Gespräch mit dem SZ-Magazin erklärt er warum.

Michael Jürgs und Axel Hecht

SZ-Magazin: Herr Lüpertz, Malerei verkauft sich bestens, Sammler stehen Schlange, Galeristen führen Wartelisten, junge Maler wie Tim Eitel und Matthias Weischer machen Blitzkarrieren. Werden Sie da als gestandener Künstler nicht misstrauisch?

Markus Lüpertz: Na ja, da müsste man definieren, was junge Künstler sind. Ich betrachte mich als jungen Künstler. Was natürlich eine Hybris ist. Wenn man heute von jungen Künstlern spricht, ist das immer eine Flucht vor dem Individuum. Es werden immer Gruppen angesprochen, immer ganz bestimmte Bewegungen gezeigt. Der Einzelne kommt kaum vor.

SZ-Magazin: Diese Gruppenbildung ist ein Phänomen aus dem Osten, oder?

Lüpertz: Dass diese Malerei - Sie spielen nicht von ungefähr auf die Leipziger Schule an - in der ehemaligen DDR passiert, dass sie die Fortsetzung einer DDR-Malerei in einer sehr bescheidenen und inhaltlich belasteten Weise ist, das hat schon etwas Exotisches. Der Westen reagiert mit aufgeregter Neugier, nach dem Muster: Vielleicht ist da doch etwas in der DDR gewesen, was geheimnisvoll war, was vielleicht nicht so schlecht war, wie man dachte. Für mich ist diese Malerei nahe an der Illustration, nahe am Comic. Das ist auch ein Stück Aufarbeitung der DDR.

SZ-Magazin: Kommen wir noch einmal etwas allgemeiner zu den jungen und alten Malern ...

Lüpertz: Ach, was sollen diese Begriffe - junge Maler, junge Malerei. Raphael ist mit 33 Jahren gestorben, der war ein junger Maler und trotzdem ein Meister. In der Malerei gibt es keine Zeit. Man ist auch als 100-Jähriger jung, wenn man vital bleibt. Man ist als 30-Jähriger ein Greis, wenn man nichts mehr zustande bringt. Und es hat immer wieder Strömungen gegeben, die plötzlich en vogue waren - denken Sie an die Jungen Wilden. Diese Maler hatten von heute auf morgen Erfolg. Die Leute liebten plötzlich diese hingerotzten Sachen, diese sexuellen Inhalte. Aber mit Malerei hat das nichts zu tun, weil die Malerei ihre eigene Bedeutung hat. Von den Malern, die damals die Kunstmärkte beherrschten, ist heute nichts mehr zu hören.

SZ-Magazin: Kann man daraus schließen, dass wahre Kunst nicht von Moden und vom Alter abhängig ist?

Lüpertz: Ich habe mal gesagt, die Maler haben dem lieben Gott geholfen, die Welt zu erschaffen. Wenn Sie einen Sonnenuntergang sehen, werden Sie ihn immer - falls Sie aus unserem europäischen Kulturraum kommen - über den Engländer William Turner sehen. Landschaften werden Sie über Caspar David Friedrich erleben. Wenn Sie im Winter einen Baum sehen, denken Sie an Edvard Munch. Also haben die Künstler dafür gesorgt, dass die Menschen ihre Welt sehen können. Und das ist der eigentliche Auftrag von Kunst. All diese anderen Aspekte, das Politische, das Kritische, all diese Dinge, die sind nur zeitbezogen, die sind Genre. Die Kunst ist das Elementare.

Das vollständige Interview können Sie unter sz-magazin.de nachlesen.

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