Interview mit Leander Haußmann:"Ich persönlich ziehe Frauen vor"

Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken: Leander Haußmann erklärt uns die Welt geschlechtsreifer Großstädter nun in Bildern. Ist das der Abstieg des "Sonnenallee"-Regisseurs ins seichte Fach? Ein Gespräch.

Ruth Schneeberger

"Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" - selten hat ein wissenschaftliches Buch so viele alte Rollenklischees aufgewärmt. Genauso selten aber hat ein wissenschaftliches Buch so viele Leser gefunden. Was von beidem mag Leander Haußmann dazu bewegt haben, nun einen Film aus dem Sachbuch von Allan und Barbara Pease zu machen?

In seinen Filmen "Sonnenallee" und "Herr Lehmann" ging es um die sozialkritische Aufarbeitung von Lebensumständen in West- und Ostdeutschland. Nun geht es um Männer, Frauen und Vorurteile. Ist Leander Haußmann anspruchsloser geworden? Vorbei die Zeiten der Sozialkritik? Ist das die Hinwendung zum Mainstream? Ein Gespräch mit dem Regisseur.

Glauben Sie an die Existenz der wahren Liebe?

Haußmann: Ja. Sie ist mir widerfahren. Der Film soll transportieren, dass es sich lohnt, daran zu arbeiten. Damit man erkennt, dass man nicht allein schuld daran ist, wenn etwas schiefgeht. Irgendwann steht man erschrocken davor und sieht, dass der Mensch nicht der Mensch ist, den man kennengelernt hat. Wissenschaftler sind ja noch nicht darauf gekommen, was das wirklich ist, die Liebe.

An dieser Stelle muss eingefügt werden, dass es sich nicht um ein Einzel-, sondern um ein Gruppeninterview handelt. Im Business-Konferenzsaal eines gehobenen Berliner Kudamm-Hotels haben Radio Paradiso und der Rest der Weltpresse nicht besonders viel Zeit, all die Fragen loszuwerden, die sie schon lange plagten.

Sie haben also das Buch verschlungen?

Haußmann: Ja - der Titel "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" ist provokant. Er steht in der Tradition der guten langen Titel. Das Buch sagt, die Vorurteile über Männer und Frauen stimmen, das ist lustig. Ich wollte immer schon einen Screwball-Film in der Tradition der Gesellschaftskomödie machen. Hier haben wir die Gesellschaftskomödie, unterlegt mit wissenschaftlichen Hintergründen. Es geht um etwas, das jeder kennt - das sind gute Voraussetzungen, dass man darüber lacht. Man kann Henrik Ibsen wie einen großen Loriot inszenieren, aber auch ganz ernsthaft. Ich wollte den Film lustig machen - und ein bisschen schrullig. Ich wollte allein, dass die Leute lachen, und zwar an den Stellen, wo ich es will. Das ist nicht einfach. Komödien sind sehr, sehr anstrengend, diese Komödie hat drei Jahre gebraucht.

Haben die Autoren den Film schon gesehen?

Haußmann: Ja, und sie mochten ihn sehr.

Haußmann trägt Anzug, Intellektuellen-Brille, gute Laune, Geduld und Konzentration zur Schau. Er spricht flüssig, aber ohne zu plaudern. Manchmal hat man aber den Eindruck, er denkt schon an das Mittagessen. Da drängt sich schon die nächste Frage auf.

Warum spielt die Geschichte in Berlin?

Haußmann: Ich kenne mich hier gut aus, kenne jede Ecke. Es ist eine Großstadt. Was hier gut gelingt, ist die allgemeine Betrachtung menschlicher Probleme und menschlicher Beziehungen. Und schließlich sind die beiden Protagonisten, Katrin und Jan, zwei Karrieremenschen in einer Großstadt. Indem wir über sie lachen, lachen wir über uns. Daneben gibt es ihre besten Freunde Melanie und Rüdiger, die uns mit ihrem scheinbaren Glück nerven.

Berlin, Berlin, warum reden die schon wieder von Berlin? Ein Journalist aus dem Ruhrpott greift mäßigend ein und fragt nach Haußmanns Beziehung zum Ruhrgebiet. Die Antwort scheint ihn zu befriedigen.

sueddeutsche.de: Sie haben mal gesagt, Sie wollen eine neue Art von Humor ins Kino bringen.

Haußmann: Ist ja schon ziemlich größenwahnsinnig, wenn ich das gesagt habe. Ich will das aber auch, meine Filme sollen eine Art haußmannschen Humor haben.

sueddeutsche.de: Wie funktioniert der?

Haußmann: Ich erzähle weniger glatt als langsam, gerne schrullig. Das Schreiben des Drehbuchs wurde aber nicht erleichtert dadurch, dass es ein Sachbuch ist. Die Herausforderung bestand darin, dieses Buch in eine Story zu pressen. Wir haben zum Beispiel die Orgasmus-Szene aus "Harry und Sally" genommen, aber wir haben sie weitergedreht. Ich wollte mit diesem Film nur eines: unterhalten. Leere Kinosäle sind nicht unbedingt das, was ich erreichen möchte. Allerdings sollte man sich schon noch im Spiegel anschauen können, gemeinsam mit dem erhofften Erfolg. Die Herausforderung war, eine reine Komödie zu machen, ohne die Welt verändern zu wollen, eine Liebeskomödie. Ich habe nach einem Stoff gesucht - und dieser war frei, weil keiner auf die Idee kam, so ein Buch zu verfilmen. Ob man nun die Behauptungen des Buches besonders originell findet, war nicht wichtig. "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" ist auch kein tiefsinniger Film, aber er bringt uns zum Lachen.

"Ich persönlich ziehe Frauen vor"

sueddeutsche.de: Habe ich das richtig gesehen, dass in einer Szene Schröder und Merkel als verliebtes Paar zu sehen waren? Das ging so schnell.

Jessica Schwarz und Benno Fürmann in Leander Haußmanns Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken

Die Paar Probleme: Jessica Schwarz und Benno Fürmann spielen ein schwer verliebtes Paar mit Schwierigkeiten.

(Foto: Foto: ap)

Haußmann: Ja, wo die Liebe hinfällt. Das ging Ihnen zu schnell? Das kann nicht sein.

Hatten Sie viel Spaß am Set?

Haußmann: Es muss Spaß gemacht haben, denn wir haben ja teilweise 20 Stunden am Tag gedreht. Ich kann nicht ohne Spaß am Set arbeiten, weiß gar nicht, wie das gehen soll. Über den Film lachen kann ich natürlich nicht mehr, dafür habe ich ihn schon zu oft gesehen.

Benno Fürmann ist nackt zu sehen - mussten Sie ihn überreden?

Haußmann: Benno hat ein leidenschaftliches Verhältnis zu seinem Körper. Er hat kein Problem damit, ihn zu zeigen. Das wäre bei mir jetzt nicht so.

Einer von Fürmanns Nebenbuhlern wird gespielt vom Sänger Sasha. Wer hatte die Idee, ihn ausgerechnet als Rocker auftreten zu lassen?

Haußmann: Die Idee hatte ich. Ich mag ihn, ein sympathischer Typ. Auch seine Musik durchzuziehen zuungunsten einer Erfolgsaussicht, das imponiert mir.

Die Musik von James Last - gab es die für Sie zum Freundschaftspreis?

Haußmann: Er hat bei weitem nicht das gekostet, was er wert ist. Er liebt Filme und hat das große Bedürfnis, Musik zu machen. Ich wollte immer schon einen Film haben mit einer Melodie. Hans (Lasts bürgerlicher Vorname) hatte sofort kapiert, worum es geht, hat die Melodien schon zum Set mitgebracht. Benno sagte zwischendurch immer: Jetzt ist wieder Zeit für die Melodie. Das ist die Musik unserer Onkels, Tanten und Omas - aber wenn einer mit seiner Musik so lange überlebt, dann muss da noch was anderes sein: Das ist Pop! Wir machen auch den nächsten Film wieder mit ihm.

Sie haben ja auch eine neue Produktionspartnerin, die Constantin.

Haußmann: Das war eine sehr positive und überraschende Erfahrung, wie wenig Druck man dort auf mich ausgeübt hat, wie viel Vertrauen man mir gezollt hat. Das geht auch ganz anders.

Hier lassen wir ein paar Fragen aus, die Haußmann schon des Öfteren gestellt wurden.

sueddeutsche.de: Und nun zum eigentlichen Thema: Was ist für Sie der größte Unterschied zwischen Männern und Frauen?

Haußmann: Frauen sind emotional schneller. Und im Gegensatz zu Männern sind sie auch bereit, diese Emotion zu thematisieren. Ehe Sie es sich versehen, sitzen Sie am Küchentisch. Ich merke das auch an meinen eigenen Kindern - ich habe einen Sohn und eine Tochter: Jungs sind einfach emotional fauler. Eigentlich sind sie ja die Macher, aber eben unheimlich faul - und da spreche ich nicht zuletzt von mir selbst.

Man hat aber den Eindruck, dass Frauen schlechter wegkommen in Ihrem Film.

Haußmann: Echt? Besser kann doch eine Frau gar nicht wegkommen. Wir lernen am Ende: Frauen erhalten die Beziehung. Sie hat sich in einen Idioten verliebt, das ist halt so.

Die Agentin, die schon zweimal auf die Uhr geschaut hat, bittet um die letzte Frage.

sueddeutsche.de: Was stört Sie am meisten an Frauen?

Haußmann: Wir sind uns darüber einig, dass Pauschalieren eigentlich nicht geht. Aber die zwei störendsten Charaktereigenschaften bei Frauen sind erstens der Wunsch, den Mann zu erziehen, und zweitens, dass sie ihren Freundinnen alles erzählen. Die beste Freundin weiß alles über uns. Frauen haben ein großes Mitteilungsbedürfnis, was sexuelle und emotionale Momente angeht. Die Freundin weiß alles. Es kann einen aber auch entlasten, man sollte das positiv sehen. Wenn es eine gute Freundin ist, kann sie uns Männern viel abnehmen. (Leander Haußmann legt eine Denkpause ein. ) An Männern stört mich aber noch viel mehr. Aber da muss man verdammt aufpassen, was man sagt. In persönlichen Beziehungen ziehe ich Frauen vor - nicht zuletzt bin ich ja auch mit einer zusammen.

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