Interview mit John Wood:"Wenn sich Ihr Geld langweilt, geben Sie ihm meine Emailadresse"

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John Wood kündigte seinen hoch dotierten Job bei Microsoft, um Schulen in der Dritten Welt zu bauen. Damit beweist er: Rentabilität und soziale Gerechtigkeit müssen kein Widerspruch sein.

Bernd Graff

Die Hamburger Fußgängerzone im Regen. Eine Passantin meint: "Zur Hanse-Lounge? Die ist hier irgendwo. Ich glaube, zwischen Boss, Cartier und Bulgari. Aber da ist ,For Members Only!'" Stimmt. Ein tiefgefrorener Butler führt durch das Labyrinth lederbesesselter Separees. Darin gedämpftes Raunen von Pfeffersäcken. Plötzlich ein helles Lachen, gefolgt von bestens gelauntem Hochamerikanisch. John Wood ist auf den Tiefkühl-Butler gestoßen!

Buchcover "Von Microsoft in den Himalaya" von John Wood. (Foto: Foto: Murmann Verlag)

SZ: Mr. Wood, warum treffen wir uns hier?

John Wood: Mein Verleger ist Mitglied in diesem Club. Er dachte, dass wir uns hier ungestört unterhalten können.

SZ: Es wirkt etwas unterkühlt hier.

Wood: Mmh, ja, das ist wohl die Betriebstemperatur von Kaufleuten.

SZ: Davon verstehen Sie mehr als ich. Sie waren im Top-Business zu Hause . . .

Wood: Ich bin es jetzt wieder. Ich habe nur meine Position neu justiert.

SZ: Darüber müssen wir jetzt mal reden. Als ich von Ihrer Geschichte hörte, habe ich sie nicht glauben wollen. Darf man sie dramatisch nennen?

Wood: Vielleicht. Ich habe mich mit 35 Jahren dafür entschieden, mich meiner neuen Aufgabe zu widmen.

SZ: Damit meinen Sie Room to Read?

Wood: Ja. Das ist eine Organisation, die Schulbildung in Entwicklungsländern fördern will. Ich habe sie gegründet.

SZ: Nicht bloß gegründet. Sie haben alles dafür aufgegeben. Kennen Sie jemanden, der getan hat, was Sie getan haben? Ich meine, in aller Konsequenz?

Wood: (persifliert den Ton eines Fernsehpredigers): Bei Microsoft aufzuhören und sein Leben ganz in den Dienst am Menschen zu stellen, ist zu einem Anliegen von vielen geworden. Bald schon werden wir alle Philantropen sein!

SZ: Dann kennen Sie auch niemanden?

Wood: Ich kenne niemanden. Doch es wundert mich. Niemals zuvor hat es eine solche Konzentration von Reichtum gegeben. Viele könnten ihren Wohlstand anders nutzen. Gerade als Privatiers im Ruhestand. Sie tun es nicht. Meine Entscheidung ist immer noch eine Ausnahme.

SZ: Das klingt noch immer viel harmloser, als es war. Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Als ich hörte, was Sie aufgaben, habe ich zuerst gedacht: John Wood spinnt! Darf ich das so unverblümt sagen?

Wood: Sicher, ich höre es nicht zum ersten Mal.

SZ: Dann müssen Sie jetzt auch erzählen!

Wood: Ich war in den Jahren 1991 bis 1999 bei Microsoft. Es waren die Jahre eines unfassbaren Booms. Die Branche verdoppelte in jedem Jahr die Umsätze. Microsoft hat seine Claims abgesteckt. Ich war im Pazifikraum zuständig für die Geschäftsentwicklung. Zuerst Australien und Neuseeland, dann Asien. Ich kümmerte mich um die Präsenz in China, Taiwan, Kambodscha, Vietnam, Indonesien, Singapur, auf den Philippinen.

SZ: Sie waren mit Anfang 30 ein Big-Shot, ein Multi-Million-Dollar-Manager bei Microsoft. Mit allen Befugnissen und phantastischen Perspektiven. Warum gibt man so etwas auf?

Wood: Mein Job hatte Annehmlichkeiten: die Reisen, die Kreditkarte, der Chauffeur, das Büro, in dem eine Fußballmannschaft hätte trainieren können. Eben alles, was ein Boss zum Boss-Sein braucht. Es sah alles wirklich gut aus - aber es hat mich nicht befriedigt. Da war eine Leere. Ein Unbehagen. In mir wuchs das Gefühl, dass mein Job darin bestand, reiche Leute noch reicher zu machen.

Lesen Sie auf Seite 2, was John Wood dazu veranlasste, seinen hoch dotierten Job zu kündigen.

SZ: Die Sinnkrise. Schon mit 30?

Wood: Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Das war keine Krise à la "Ist das alles? Mehr nicht?" Ich bin stolz darauf, was ich bei Microsoft lernen durfte, vor allem persönlich von Steve Ballmer, dem jetzigen CEO von Microsoft.

SZ: Ballmer? Ist das nicht der korpulente Herr mit tonsurartig lichter Frisur, der vor laufender Kamera ausgerastet ist - aus Begeisterung für seine Firma?

Wood: Genau der! Man lernt in einer Woche mehr von ihm als während eines gesamten Studiums.

SZ: Ihre Bewunderung für den alten Chef. Also für mich hört sich das immer noch nicht nach Krise an.

Wood: Ich sagte doch: Verstehen Sie mich nicht falsch! Ich bewundere Steve heute noch. Dennoch ahnte ich: Ich tue das Falsche.

SZ: Darum nahmen Sie eine Auszeit . . .

Wood: Man nimmt in der Position, in der ich damals war, keine Auszeit. Ich machte lediglich 18Tage Urlaub. Aber Sie haben recht: Das ist - in diesen Kreisen - eine Auszeit.

SZ: Warum sind Sie nach Nepal gereist?

Wood: Ich wollte nur mal Rucksacktourist sein. Ohne E-Mail, Kalender, Telefon. Ich war dann entsetzt, was ich da sah. Zuerst fühlt man sich als Tourist in einem Drittweltland wie ein König. Man findet es toll, 30 Cent für ein Bier zu bezahlen. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man, auf wessen Kosten man sein Bier trinkt. Man entdeckt die unfassbare Armut. Great sind solche Länder ja nur für diejenigen, die Dollars in der Tasche haben - nicht für die Einwohner.

SZ: Sie spürten das berühmte schlechte Gewissen des unverdient Reichen.

Wood: Nun, mehr als das: Ich wanderte in der Anapurna-Gegend und kam in einen Ort, Bahundanda, hoch über dem Marsyandi-Tal. Dort besuchte ich die Schule. Der Leiter zeigte mir die Schulbibliothek. Es gab keine Schulbücher. Nur die Überbleibsel von Touristen. Das, was man zurücklässt, weil der Koffer sonst zu schwer wird für den Flieger: dumme Liebesromane, Krimis, Esoterikschund, Ratgeberschund, gedruckter Mist. Ich erfuhr, dass an der Schule 450 Schüler unterrichtet wurden. 450 Schüler und kein einziges vernünftiges Buch! Das hat mich wütend gemacht - und es hat meinen Unternehmergeist angestachelt. Ich versprach dem Schulleiter: Ich komme wieder, und dann werde ich gute Bücher dabeihaben. Wissen Sie, was der Schulleiter antwortete? Er sagte: "Klar. Sie kommen wieder. Wie all' die anderen, die hier waren und wiederkommen werden." Das hat mich noch mehr aufgebracht.

SZ: Sie standen doch mitten in den Bergen. Was konnten Sie tun?

Wood: Erst einmal schrieb ich, nachdem ich am Flughafen von Kathmandu wieder Zugang zum Internet hatte, eine E-Mail an alle meine Bekannten: "Ich habe mich verpflichtet, eine Schulbibliothek im Himalaya so mit Schulbüchern auszustatten, dass man sie eine gute Schulbibliothek nennen kann. Schickt bitte gute, gebrauchte Bücher! So viel ihr könnt. Und bitte für alle Schulfächer.'' Ich gab die Adresse meiner Eltern in den USA an. Ich hatte keine Ahnung, was die Mail auslösen würde.

SZ: Erst mussten Sie aber wieder zurück nach Peking und gingen zur Arbeit . . .

Wood: Ja, ungefähr sechs Wochen lang. Dann rief mein Vater an: "John, hier sind etwa 3000 Schulbücher angekommen. Dein Zimmer ist voll, die Garage ist voll. Und es kommen immer noch mehr. Was sollen wir tun?" Ich musste zu meinen Eltern. Wir haben 37 Kartons mit Büchern gepackt, und wir haben sie nach Nepal geschickt. Das ging noch. Doch man schickt keine 37 Bücherkisten per Post rauf nach Bahundanda, hoch über dem Marsyandi-Tal. Die musste ich selber hinbringen. Ich hatte es versprochen. Außerdem wollte ich das Gesicht des Schulleiters sehen. Also mietete ich acht Maultiere, belud sie mit 3000 Büchern und machte mich auf den Weg. Meine Ankunft im Dorf war unbeschreiblich. Klar, sie wussten, dass ich komme. Sie hatten ein Fest vorbereitet. Schön. Doch umgehauen haben mich dann die Kinder.

SZ: Warum ausgerechnet die Kinder?

Wood: Man kann sich das hier nicht vorstellen: Kinder, die noch nie ein Bilderbuch in der Hand gehabt haben. Die nicht einmal wissen, dass es so etwas gibt. Es brach ein Chaos aus, alle stürzten sich auf die Bücher. Ein Kind sah zum ersten Mal Elefanten und Zebras. Ein Mädchen starrte auf das Gebiss eines Hais. Ein anderes zeigte auf den Ring des Saturn. Ein kleines Mädchen zerrte an meiner Jacke und fragte: "Mister! Wonach schmeckt ein Ozean?" Ich war überwältigt. Die Kinder waren es. Die Eltern. Der Schulleiter. Ich hatte olle Schulbücher, die nicht einmal mir gehörten, in die Berge gebracht. Mehr nicht.

SZ: Das müssen Sie nicht kleinreden. Darf man sagen: Es veränderte Ihr Leben?

Wood: Grundlegend. Das kann man wohl sagen. Ich schnappte kurz darauf diesen Satz des Dalai Lama auf: "Es spielt keine Rolle, ob wir materiellen Wohlstand besitzen. Es kommt darauf an, was wir damit machen." Seitdem ist das mein Leitsatz.

SZ: Mich interessiert dieser Wendepunkt. Sie waren der äußerst erfolgreiche Manager. Sie hatten Ihre "gute Tat" getan. Cool, könnte man sagen - und zur Tagesordnung übergehen. Deswegen muss man doch nicht gleich kündigen, oder?

Wood: Als ich mich entschied, alle Energie in Room to Read zu stecken, war es nicht, weil ich Microsoft ablehnte oder das Berufsleben nicht mehr wollte. Ich bin kein Aussteiger. Ich wollte nicht Nein zu etwas sagen, sondern Ja zu etwas anderem. Als ich die Kinder in Nepal erlebte und wusste, ich hatte ein Versprechen gegeben und es gehalten, da hatte ich diesen Moment - das klingt jetzt dramatisch - ich wusste, dass dies meine Aufgabe ist, meine Bestimmung.

SZ: Sie verließen also Microsoft . . .

Wood: . . . um erst einmal die einsamste Zeit meines Lebens zu verbringen. Eine Freundin hatte mir geraten: Teile den Reichtum besser auf! Bringe nicht 3000 Bücher in eine einzige Schule, sondern jeweils 300 in zehn Schulen! Tolle Idee. Nur, das macht man nicht nebenbei. Man benötigt dafür Zeit, Geld und eine Infrastruktur, um so etwas zu stemmen.

SZ: Sie hatten doch sicher Rücklagen und wenigstens eine Ahnung davon, wer mit Ihnen diese Idee umsetzen könnte?

Wood: Nein. Da war nichts: kein Plan, keine Mitarbeiter, kein Budget, keine Anrufe, keine E-Mail. Vor allem: kein Gehalt. Ich betrieb Room to Read mutterseelenallein von meinem Schlafzimmer in San Francisco aus. Ich saß also da und zehrte von meinen besten Vorsätzen. Doch die Welt hat nicht auf eine weitere Hilfsorganisation für Nepal gewartet. Schon gar nicht auf eine Ein-Mann-Hilfsorganisation in einem Schlafzimmer. Offen gestanden, ich weiß nicht, wie ich durch die ersten beiden Jahre gekommen bin. Ich bin vier Marathons gelaufen im ersten Jahr, weil ich so viel überschüssige Energie hatte. Ich dachte oft, ich gehe zurück in die Industrie und sage: "Hey, ich habe da mein kleines Alphabetisierungsding probiert und, ja, es war eine gute Erfahrung. Aber jetzt nehmt mich wieder!"

Lesen Sie auf Seite 3, wie sich soziale Gerechtigkeit und Profit vereinbaren lassen.

SZ: Wie kamen Sie schließlich an Geld?

Wood: Ich bin nun mal Geschäftsmann: Ich konzipierte also einen Businessplan und wandte mich an die Draper Richards Foundation, an einen Risiko-Kapitalgeber, der mich dann tatsächlich großzügig unterstützte. Ich verwandte dieses Geld, um an weitere Spenden zu kommen. Das war der Anfang im Jahr 2000.

SZ: Sie haben einen Businessplan für die Wirtschaftlichkeit der Wohltätigkeit vorgelegt?

Wood: Natürlich, nur so geht es. Man muss immer ökonomisch denken! Das ist beim Bau der Schulen so: Wir bauen sie ja nicht selber, sondern wir schaffen die Möglichkeit, dass sie von Einheimischen mit eigenen Materialien gebaut werden können. Das ist beim Sammeln der Spenden für diese Projekte nicht anders. Wir verfügen über Büros, weil man uns vorhandene Räume kostenlos zur Verfügung stellt. Flugreisen sind möglich, weil uns Geschäftsleute ihre Vielfliegermeilen spendieren. Die Mitarbeiter von Starbucks in Seattle sammeln Kaffeebohnen, damit wir in San Francisco Kaffee trinken können. Alles eine Frage der Logistik und der Transparenz.

SZ: Sie führen Room to Read also, wie Sie eine Firma führen würden?

Wood: Unbedingt! Von Ballmer stammt der Ausspruch: "Get Shit Done!" - abgekürzt: "G.S.D.!" Das bedeutet: "Tut euren verdammten Job!" Nur, was wirklich umgesetzt worden ist, kann man auch messen. In der Welt der Wohltätigkeitsorganisationen gibt es so viele Blabla-Meetings mit dieser Selbstverzückung vor den eigenen Plänen. Ich frage mich: Warum diskutiert ihr über Armut? Sie ist da. G.S.D.!

SZ: Ich habe aber auch von einer schlimmen Erfahrung in Boston gehört . . .

Wood: Oh ja, die Frage nach der Unified Paedagogical Theory - nach dem größeren pädagogischen Kontext, in den ich meine Arbeit stelle. Es war unglaublich. Eine Veranstaltung voller Leute, die viel schlauer waren als ich. Ich fürchte, ich habe ihnen kaum mehr als G.S.D.! anbieten können. Es leben gerade eine Milliarde Menschen von weniger als einem Dollar am Tag, zwei Milliarden Menschen haben weniger als zwei Dollar am Tag. Ich bin der aufrichtigen Überzeugung, dass diesen Menschen egal ist, wessen Unified Paedagogical Theory im Augenblick in Boston favorisiert wird.

SZ: Ich fürchte, solche Boston-Erfahrungen könnten Ihnen womöglich auch in Deutschland blühen. Haben Sie Ihr Projekt eigentlich schon einmal in Deutschland vorgestellt? Hier gibt es eine Menge Geld, das sich irre langweilt.

Wood: Nein, wir waren noch nicht hier. Doch ich lade Leute mit dieser Art Geldsorgen ein, mir eine E-Mail zu schicken: jwood@roomtoread.org. Wir wissen, wie man Geld dazu bringt, sich nicht mehr zu langweilen. Geld auf der Bank zu haben, ist kein Spaß. Spaß ist es, damit eine Schule zu gründen.

SZ: Sie sprachen eben von Transparenz für die Spender. Was bedeutet das?

Wood: Jede E-Mail von mir weist aus, wie viele Projekte wir schon realisieren konnten. Unsere Webseite publiziert die Reports vierteljährlich. Wir verhalten uns wie ein börsennotiertes Unternehmen. 88 Cents pro Spendendollar fließen direkt in unser Programm. Wir versuchen, auf 93 Cents zu kommen. Es gibt immer den direkten Zusammenhang zwischen dem gespendeten Geld und den gebauten Schulen und Bibliotheken. Ein Hedgefonds-Manager in Singapur gibt uns 10000 Dollar. Das sind vier Bibliotheken. Für 250 Dollar können Sie einem Mädchen in Vietnam ein Jahr lang die Schulausbildung bezahlen - Uniform, Schuhe, Impfung, neue Bücher und ein Fahrrad für die weiten Schulwege inklusive! 250 Dollar, das ist weniger als ein Dollar am Tag. Wissen Sie, was ich für Businessleute an dieser Stelle immer ergänze?

SZ: Dass sich das alles rechnet?

Wood: Genau. Ich rechne ihnen vor: "Für die zwei Milliarden Menschen, die jetzt von weniger als zwei Dollar am Tag leben, sind alle eure Brands völlig irrelevant. Stellen Sie sich vor, diese Armen wären durch Ihre Investitionen in Bildung künftig dazu in der Lage, Ihre Kunden zu sein." Da sieht man gleich Dollarzeichen in den Augen.

SZ: Sie fördern besonders Mädchen. Warum?

Wood: In den Entwicklungsländern gibt es 100 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter, die nicht zur Schule gehen. Zwei Drittel dieser Kinder sind Mädchen. Das ist ein Problem, das sich immerzu verlängert. Denn wenn Mädchen illiterat bleiben, wird es die nachfolgende Generation auch wieder sein. Es sind ja in erster Linie Mütter, die sich um die Ausbildung ihrer Kinder kümmern.

SZ: Wie kommen Sie mit den unterschiedlichen Landesregierungen zurecht? Duldet man Ihre Aktivitäten überall?

Wood: Wir arbeiten nur dort, wo man uns lässt. Wir arbeiten nicht in Opposition zu den Regierungen. Wo man uns nicht reinlässt, da wollen wir auch nicht hin.

SZ: Gibt es, im Sinne Ballmers, "messbare" Resultate Ihrer Anstrengungen?

Wood: Wir finanzierten im ersten Jahr zwei Schulen. In diesem Jahr werden es 155 sein. Mehr als drei pro Woche. Im nächsten Jahr werden es mehr als 200 sein. Das sind fast vier pro Woche. Mittlerweile besuchen 1,5 Millionen Kinder Schulen, die von Room to Read finanziert wurden. Insgesamt konnten wir dabei helfen, mehr als 440 Schulen und mehr als 5000 Bibliotheken zu bauen. Wir, das sind mittlerweile 200 feste Mitarbeiter und mehr als tausend Freiwillige. Ich glaube, ich darf mit Churchill sagen: Das ist das Ende des Anfangs.

SZ: Hatten Sie schon schlechte Erfahrungen mit der Zerstörung Ihrer Einrichtungen?

Wood: Nein und nein: Es sind - erstens - nicht meine Einrichtungen. Es sind die Einrichtungen der Leute in den Regionen. Sie haben sie selber gebaut und sie sind stolz darauf. Darum gibt es - zweitens - dort auch keinen Vandalismus. Die Menschen tragen für ihren Besitz Verantwortung.

SZ: Danke für die Zeit, die Sie sich für dieses Interview genommen haben.

Wood: Während wir hier gesprochen haben, hat jemand das Fundament für eine Schule gegossen. Jede Wette: Das war ein gutes Interview.

John Wood, 43, war im Bankwesen, bevor er 1991 zu Microsoft wechselte. Hier arbeitete er als einer der wichtigsten Manager zuletzt als Director of Business Development in China. Im Jahr 2000 beschloss er, Microsoft zu verlassen, um die Hilfsorganisation Room to Read zu gründen. Room to Read sammelt Geld für den Bau von Schulen und Bibliotheken in Nepal, Laos, Indien, Sri Lanka, Vietnam, Kambodscha, Südafrika und Südamerika. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Förderung von Mädchen. Seine Organisation hat bis jetzt mehr als 33 Millionen Dollar Spendengelder gesammelt. Sein Buch "Von Microsoft in den Himalaya" ist im Murmann Verlag erschienen. Wood lebt in San Francisco.

© SZaW v. 12./13.1.2008/kur - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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