Interview mit Harvey Goldsmith:"Ich wusste, es würde groß werden"

Harvey Goldsmith hat das erste Konzert der legendären Rockband Led Zeppelin seit 22 Jahren veranstaltet - und freut sich über eine Million Kartenbestellungen.

Tanja Rest

Am 26. November in London werden Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones erstmals seit 22 Jahren wieder ein Konzert unter dem Namen Led Zeppelin geben - zu Ehren des verstorbenen Gründers von Atlantic Records, Ahmet Ertegün. Mehr als eine Million Kartenanfragen sind bisher eingegangen. Die SZ sprach mit dem Konzertmanager Harvey Goldsmith, 60, der auch die letzte Tour der Band im Jahr 1980 begleitete.

Interview mit Harvey Goldsmith: Er sorgte dafür, dass Led Zeppelin im November wieder gemeinsam auf der Bühne stehen: Musikmanager Harvey Goldsmith.

Er sorgte dafür, dass Led Zeppelin im November wieder gemeinsam auf der Bühne stehen: Musikmanager Harvey Goldsmith.

(Foto: Foto: AP)

SZ: Eine Million Kartenwünsche, Mister Goldsmith. Überrascht?

Goldsmith: Ja.

SZ: Sie haben mit der Zugkraft des Namens Led Zeppelin nicht gerechnet?

Goldsmith: Ich wusste, dass das Ding groß werden würde. Aber wie groß, das konnte keiner von uns voraussehen.

SZ: Wie erklären Sie sich das?

Goldsmith: Kann ich nicht. Okay, sie sind die letzte der großen Rockbands, die sehr lange nicht mehr gespielt haben. Und sie waren von allen die Besten. Tatsache ist, dass Led Zeppelin bis heute die meistgespielte Band im amerikanischen Radio ist. Der Mythos wird größer und größer, er ist von einer Generation auf die nächste übergesprungen.

SZ: Die heute 20-Jährigen begeistern sich für die Riffs von Jimmy Page?

Goldsmith: Die Kids rennen uns die Bude ein.

SZ: Waren Sie denn bei den Proben dabei? Rocken die Herrschaften noch?

Goldsmith: Anfang September sind sie für eine Woche ins Studio gegangen, um herauszufinden, wie das Zusammenspiel so klappt. Erst danach wollten sie entscheiden, ob dieses Konzert stattfindet oder nicht. Keiner durfte da zuhören - ich nicht, nicht mal ihre Manager. Ich hatte sie ursprünglich gebeten, 40 Minuten abzuliefern. Okay. Nach einer Woche kamen sie aus dem Proberaum und sagten: Wir spielen ein ganzes Set.

SZ: Sagen Sie, ist das Ganze wirklich eine gute Idee? 1985 sind Led Zeppelin noch ein letztes Mal bei Live Aid aufgetreten, und sie waren mit ihrer Performance selbst so unglücklich, dass sie das Filmmaterial später nicht freigegeben haben.

Goldsmith: Dieser Auftritt bei Live Aid in London ist sehr schnell zusammengebaut geworden. Sie haben Phil Collins ans Schlagzeug gesetzt, und Phil ist dort beinahe eingeschlafen, weil er am selben Tag noch in Philadelphia auftreten musste. Es gab keine Proben im Vorfeld, und hinterher waren alle sauer. Das läuft diesmal anders.

SZ: Diesmal sitzt Jason Bonham am Schlagzeug, der Sohn von John Bonham.

Goldsmith: Ja, und er ist gut. Der Altersunterschied ist kein Problem, die vier kommen prächtig miteinander aus.

SZ: John Bonham ist 1980 nach heftigen Alkoholexzessen im Schlaf an seinem Erbrochenen erstickt. Wie haben Plant, Page und Jones die wilden Jahre weggesteckt?

Goldsmith: Sie sind sehr gesund. Und es ist ja nicht so, dass sie in der Zwischenzeit nichts getan hätten. Robert ist die ganze Zeit auf Tour, Jimmy auch, sie haben alle ihre eigenen Projekte.

SZ: Sie befürchten nicht, dass der Mythos am 26. November einen Kratzer bekommen könnte?

Goldsmith: Haben Sie Police gesehen?

SZ: Nein. Aber es heißt, das soll sehr ordentlich sein.

Goldsmith: Police haben 20 Jahre lang nicht zusammengespielt, und sie sind so gut wie damals. Warum sollte es bei Led Zeppelin anders sein?

SZ: Sie waren 1980 bei der letzten Tour der Band in Deutschland dabei. Eine anstrengende Sache?

Goldsmith: Es war verrückt. Ich bin morgens aufgestanden, um den nächsten Auftritt vorzubereiten, und die Jungs haben immer noch gefeiert und sich gewundert, dass ich nicht mitmache. So ging das jeden Tag. Es gab verzweifelte Momente, wo ich gedacht habe, die kriege ich im Leben nicht mehr rechtzeitig auf die Bühne.

SZ: Aus der Sicht des Tourmanagers: War es anbetungswürdig oder einfach nur bescheuert, den Laden nach Bonhams Tod dichtzumachen?

Goldsmith: Es gab viele Leute, die haben sie für verrückt erklärt. Aber sie empfanden es so, dass es das Ende war. Für die Magie von Led Zeppelin brauchte es diese vier Musiker, und ohne Bonham gab es keine Zukunft. Das habe ich verstanden und respektiert.

SZ: Nun haben Sie eine Million Ticketanfragen, aber nur 16000 Plätze. Was machen Sie denn da?

Goldsmith: Wir haben uns entschlossen zu losen. Und allen, die kein Losglück haben, muss ich hier leider auch sagen: Ein weiteres Konzert von Led Zeppelin wird es vorerst nicht geben.

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