Interview:"Ich will nicht wie Madonna enden"

Claire Boucher erklärt, warum der Rapper Jay-Z der beste Mentor ist, den sie sich wünschen kann, warum Kate Bush ein Vorbild für sie ist und warum sie mit 30 nicht mehr auf der Bühne stehen möchte.

Interview von Marcel Anders

SZ: Frau Boucher, Sie werden seit Ende 2013 von Roc Nation gemanagt, der Firma des Rappers Jay-Z. Warum haben Sie dort unterschrieben?

Claire Boucher: Weil sie mir wunderbare Socken geschenkt haben.

Wie bitte?

Na ja, als ich potenzielle Manager interviewt habe, kamen da all diese wahnsinnig ernsten Typen, die mir wer weiß was versprochen haben. Dagegen bestand die Abordnung von Roc Nation aus ein paar afroamerikanischen Frauen, die verdammt viel Ahnung hatten und offensichtlich echte Leidenschaft für Musik besaßen. Jay-Z ist der beste Mentor, den man sich wünschen kann. Wenn ich mal etwas Kontroverses machen will, kommt von ihm nur: "Das ist cool. Tu, was du für richtig hältst."

Was sagt er dazu, dass Ihr erklärtes Ziel darin besteht, irgendwann nur noch als Produzentin zu arbeiten und den ganzen Tag im Pyjama vor dem Computer zu sitzen?

Das kann er durchaus nachvollziehen. Allerdings glaube ich nicht, dass er mich da wirklich ernst nimmt.

Sollte er denn?

Oh ja! Mein Vertrag mit meinem Label 4AD umfasst nur noch ein weiteres Album, dann bin ich fertig. Im Sinne von: Ich habe nicht vor, noch weiter zu touren und ich werde auch keine TV-Auftritte oder Fotosessions mehr machen. Einfach, weil mir das schon jetzt zu viel ist. Wenn ich genug Geld verdient habe, will ich es wie Kate Bush machen: nach meinem eigenen Tempo arbeiten und nichts mehr mit diesem Tabloid-Kram zu tun haben. "Wie sieht sie aus? Was hat sie an?" Ich hasse das.

Wobei Sie aber stark davon profitieren, dass Sie in der Modewelt so beliebt sind. Karl Lagerfeld ist zum Beispiel ein großer Grimes-Fan.

Sicher, ich treffe in der Modewelt kreative, visionäre Leute, die Indie-Musiker unterstützen. Dadurch haben sich mir viele Türen geöffnet. Nur: Sobald ich die 30 erreicht habe, möchte ich damit aufhören, weil der Aufwand immer größer wird. Ich möchte nicht wie Madonna enden, die nicht verstanden hat, wann es Zeit zum Abtreten ist. Das finde ich tragisch.

Welches ist der verrückteste Song auf "Art Angels"?

Textlich ist der extremste mit Sicherheit "Kill V Maim". Er ist aus der Perspektive von Al Pacino in "The Godfather II" geschrieben - wobei er in diesem Fall ein Vampir ist, der sein Geschlecht verändern und durch Zeit und Raum reisen kann. Verrückter wird es nicht.

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