Internet:Überflüssige Wikileaks

Die Enthüllungsplattform hat die Dokumente aus dem Hackerangriff auf Sony veröffentlicht. Das Material ist allerdings ziemlich belanglos.

Von Andrian Kreye

Am Donnerstag hat die Enthüllungswebseite Wikileaks die Dokumente und E-Mails aus dem sogenannten Sony-Hack veröffentlicht. Vor fünf Monaten hatten Unbekannte 30 287 Dokumente und 173 132 E-Mails vom Firmenserver des Medienkonzerns gestohlen. Ein Bekennerschreiben der bis dahin unbekannten Organisation "Guardians of Peace" verkündete, dies sei die Rache für Seth Rogens Filmkomödie "The Interview", die sich über Kim Jong Un und das nordkoreanische System lustig macht. Obwohl man nie beweisen konnte, dass Nordkoreas Regierung hinter dem Hackerangriff stand, eskalierte die Affäre zum diplomatischen Konflikt.

Im Rückblick waren der Sony-Hack und die internationalen Spannungen rund um "The Interview" eine Farce. Der aufklärerische Wert der Dokumente ist auch dürftig: Die Dokumente enthüllen in erster Linie wohlfeilen Klatsch aus Hollywood. Damit erzeugt Wikileaks zwar Aufmerksamkeit, die die Seite gut gebrauchen kann. Julian Assange sitzt seit Juni 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Nachdem er die Leitung der Organisation nie abgeben wollte, ist Wikileaks seither weitgehend gelähmt. Doch Assange betonte immer seinen politischen und journalistischen Anspruch. Aufmerksamkeit mit sogenannter click bait (Klickködern) kann da nicht das erste und alleinige Ziel sein. Die einzig relevante Frage bleibt ja offen: Wer hat denn da gehackt?

Wikileaks tut damit einen weiteren Schritt in den Abgrund der Bedeutungslosigkeit. Die bislang am meisten verbreitete Nachricht aus der Wikileaks-Veröffentlichung ist jedenfalls eine herzhaft unflätige E-Mail des Schauspielers Channing Tatum, der sich darüber freut, dass "22 Jump Street" den Film "Ted" vom Platz 2 in der Rangliste der besten Eröffnungswochenenden von Erwachsenenkomödien verdrängt hat.

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