Internet-Meme:Axl Rose mag keine Axl-Rose-Witze

Axl Rose

Voller Körpereinsatz: Axl Rose bei einem Konzert in London.

(Foto: AP)

Man könnte über Internet-Memen stehen, die auf die eigene Beleibtheit anspielen. Oder man macht es wie Musiker Axl Rose: einen "Web Sheriff" auf Google loslassen.

Von Bernd Graff

Axl Rose ist jetzt nicht so der Internet-Versteher. Dem Frontmann der Guns N' Roses, der derzeit mit AC/DC, den Kollegen im Geist des Lärms, tourt, hat es nicht gefallen, was spöttische Nutzer mit einem nicht taufrischen Foto von ihm anstellten: Sie haben ein Meme aus ihm gemacht. Axl Rose hat dabei nicht ganz verstanden, was das bedeutet, und so hat er die "Web Sheriffs", eine Anwaltskanzlei, die auf Urheberrecht spezialisiert ist, auf Google losgelassen.

Meme? Das ist eine Kombination aus immer demselben Bild bei wechselnden Texten, die in einem Überbietungswettbewerb an Witzischkeit durchs Netz flitzt. Rose war schon einmal Ziel eines Meme-Spotts. Damals erschien bei Vice ein Foto, das ihn dramatisch übergewichtig in dramatischer Pose zeigt unter dem Titel: "Axl Rose ist fett geworden".

Drei Tage später konnte Buzzfeed vermelden, dass böse Nutzer dieses Bild massenhaft mit anderen Überschriften in Umlauf gebracht hatten. Gerne genommen wurden abgewandelte Songtitel von Guns N' Roses, etwa: "I used to love her, but I had to eat her" - Ich liebte sie, aber ich musste sie essen. Genau das haben Nutzer nun wieder mit einem anderen unvorteilhaften Bild von Rose gemacht (s.u.), mit nahezu identischen Sprüchen.

Rose beruft sich auf seine allumfassenden Bildrechte

Doch diesmal reagierte der Künstler ungehalten und hetzte die Sheriffs der Anwaltskanzlei los. Ausgerechnet auf Google, um die Bilder löschen zu lassen. Google reagierte bislang gar nicht, aber alle noch verbliebenen Rose-Fans wurden hellhörig. Denn das vorgetragene Argument der Kanzlei lautet, hier werde gegen Urheberrecht verstoßen: Die Verunstaltungen seien allesamt widerrechtlich in Umlauf gebracht worden. Denn alle Rechte am Bild halte Axl Rose inne.

Wie bitte? Rose sagt, alle Fotografen, die ihn auf Konzerten fotografierten, träten per Unterschrift ihre Rechte an allen Bildern für immer ab, die Veröffentlichung für die Berichterstattung werde lediglich von ihm geduldet. Das gelte auch für Boris Minkevich, der das aktuell kursierende Foto 2010 für die Winnipeg Free Press gemacht hatte, sich aber nicht an solch einen Vertrag erinnert.

Das wirft nun ein trübes Licht auf Rose. Denn Fotojournalisten per Knebelverträgen die Rechte an ihrem Werk abzusprechen, ist zwar in der Upper Class des Pop längst üblich, es bleibt jedoch eine unfaire Missachtung der Leistung der Fotografen. Konzertfotografie ist mindestens eine ebensolche Kunst, wie Evergreens vollverstärkt auf der Bühne zu wummern.

Mit dem Bekanntwerden der Beschwerde könnte nun aber dies eintreten: Jetzt, da alle davon wissen, wird erst recht nach "Fat Axl"-Bildern gesucht. Der "Streisand-Effekt". Könnte Axl Rose mal nach googeln.

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