Internet:Die Ente aus Papua-Neuguinea

Die Nachricht schwappte rund um den Globus: Das Land will Facebook sperren. Für einen Monat. Aber stimmt das überhaupt?

Von Caspar von Au

Normalerweise gerät ein kleines Land am anderen Ende der Welt, wie es Papua-Neuguinea ist, nicht so schnell in die weltweiten Schlagzeilen. Vergangene Woche aber berichteten plötzlich internationale Medien wie BBC, The Guardian, das Time Magazine und auch die Süddeutsche Zeitung über den Staat mit knapp acht Millionen Einwohnern, der nördlich von Australien liegt. Die Nachricht: Die papua-neuguinesische Regierung möchte für einen Monat Facebook sperren - zu Forschungszwecken. Unter anderem, um während der Pause Fake-Profile zu identifizieren, die Pornografie und Falschinformationen verbreiten. Das hatte die papua-neuguinesische Zeitung Post-Courier am vergangenen Dienstag berichtet.

Ein soziales Netzwerk pauschal und landesweit sperren? Dahinter steckt meistens die Idee, die Kommunikationsmöglichkeiten der Bewohner eines Landes einzuschränken. Facebook ist von China, Nordkorea und Iran aus gar nicht abrufbar. Im März dieses Jahres blockierte Sri Lanka Facebook und einige andere soziale Netzwerke für einige Wochen, weil Nutzer dort zu Gewalt gegen die muslimische Minderheit des Landes aufgerufen haben sollen.

Dementsprechend schnell machte die Nachricht des Post-Couriers ihre weltweite Runde. Der Haken: Offenbar beruht der Artikel selbst auf Falschinformationen. Zwar wird Sam Basil ausführlich zitiert, Papa-Neuguineas Minister für Information und Kommunikation. Der Monat Pause würde es der Regierung ermöglichen, Fake-Accounts zu löschen, sagt er in dem Artikel. Eine weitere Option wäre auch ein eigenes soziales Netzwerk für Papua-Neuguinea als Facebook-Alternative.

Aber Basil will falsch verstanden worden sein: Noch am selben Abend erklärte er im Interview mit dem Fernsehsender PNG TV, er habe nie gesagt, dass Facebook abgeschaltet werden würde. Auf SZ-Nachfrage bestätigt ein Sprecher des Ministers, die Medienberichte seien "nicht wahr". Er verweist stattdessen auf ein Statement Basils von Mitte April. Darin heißt es: Basil wolle sich wegen des Datenskandals um Cambridge Analytica über die Vorteile und Nachteile informieren, die Facebook seinen Usern bietet. Und er will herausfinden, wie die Regierung in Papua-Neuguinea am besten gegen Beleidigungen, Fake News und Pornografie in dem Netzwerk vorgehen, die Privatsphäre der Nutzer schützen könnte.

Das klingt natürlich sehr viel weniger spannend und hätte der Regierung von Papua-Neuguinea vermutlich keine einzige Schlagzeile beschert. Immerhin, sagte Basil dem Post-Courier in einem Folgeartikel, die einmonatige Facebook-Sperre sei eine von vielen Optionen, die sein Ministerium erwäge. Sie ist also nicht ganz aus der Welt, sofern das nicht auch wieder Fake News sind.

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