Internationale Kunstmesse:Kunst aus dem Katalog

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Josephine Meckseper überlagert Fotomotive mit geometrischen Figuren, farbig pigmentiert auf Acrylglas, zu konsumkritischen Arbeiten. (Foto: VG Bild-Kunst/Bonn 2016)

Auf der Art Basel gibt es auch aus Münchner Sicht viel Interessantes zu entdecken

Von Evelyn Vogel, Basel

Die dumme Kiste, sie steht gleich an einem der Eingänge des Stands der Münchner Galerie Thomas auf der Art Basel und schickt den Betrachter gedanklich zurück in heimische Gefilde, kaum dass er in Basel angekommen ist. Denn eine "dumme Kiste" von Joseph Beuys (von vier im gleichen Format) steht seit vergangener Woche auch in der neuen Ausstellung des Museums Brandhorst. Eine ebensolche nun also zum Auftakt der Baseler Kunstmesse am Stand von Thomas, gleich unter einem Uecker. Darauffolgend aber vor allem Werke des Expressionismus und der Klassischen Moderne, für die diese Galerie bekannt ist. Das hinreißende kleine Gemälde "L'homme au parapluie" von Marc Chagall hängt auch nahe dem Eingang, erstaunlich, wie wenig Beachtung ihm zunächst geschenkt wird. Es stammt aus den frühen Dreißigerjahren und ist eine Hommage an Chagalls Heimatstadt Witebsk.

Vom kleinen zum großen Format und damit hinüber zur Unlimited, die - mit Recht - immer populärer beim Publikum wird. Hier ist die Galerie Thomas mit der 18 Meter langen Wandinstallation "Weak Force" von Peter Halley vertreten, die dieser für die Art Basel Unlimited geschaffen hat. Und in dieser Sonderschau trifft man auch unvermutet auf eine weitere Münchner Galerie, wenngleich nur in Kooperation mit einer anderen aus Mexiko: Häusler Contemporary. Sie zeigen die faszinierende Lichtinstallation "Cross Cut" von James Turrell.

Zurück zur Messe selbst: Auch ein paar nicht ganz kleine Werke, die die Koje entsprechend ausfüllen, hat Rüdiger Schöttle mitgebracht. Darunter sind neue Foto-Arbeiten von Thomas Ruff, wie die der fast drei Meter hohen Tänzerin, bei der Ruff mit Bildmaterial aus Zeitungsarchiven arbeitet; noch etwas raumgreifender ist die Installation "International Institute of Intellectual Co-operation" von Goshka Macuga, die aktuell auch im Schinkel Pavillon in Berlin thematisiert wird.

Daniel Blau, der zwar seinen Galeriesitz noch immer in München, sich dort aber aus dem Präsentationsgeschäft zurückgezogen hat, bietet sehr freche Zeichnungen von George Grosz an und hat die erotischen Szenen zum Anlass genommen, seine Messeschau in diesem Jahr unter das Motto "Dirty Pictures" zu stellen. So finden sich neben Grosz Zeichnungen von Andy Warhol, aber auch Gemälde von Christa Dichgans, die eine völlig andere Bildsprache sprechen.

Kompakt und recht zentral ist der Sektor der Editionen positioniert, wo Sabine Knust ausstellt. Neben Arbeiten von Baselitz und Cage sowie umfangreichen Reihen von Kirkeby und Knoebel ragen die Arbeiten von Josephine Meckseper heraus. Die in Worpswede geborene und aufgewachsene Künstlerin, die seit langem in New York lebt, zielt oft auf konsum- und kapitalismuskritische Themen ab. Interessanterweise hat sie damit den Markt, an dem sie Kritik übt, nicht vor den Kopf gestoßen. Im Gegenteil: Sie wird dafür geliebt.

Am Rande der Art Basel wurde der Münchner Galerist Bernd Klüser mit dem Feaga-Preis des europäischen Galeristenverbands ausgezeichnet. Ausgerechnet er, der seit 40 Jahren mit dabei war, wurde in diesem Jahr ausjuriert und gehört nicht zu den Ausstellern. Der Kunsthistoriker Armin Zweite, früher unter anderem Direktor des Lenbachhauses und des Museums Brandhorst, würdigte Klüser als "intellektuellen Vermittler", dessen Profession sich immer auch auf Passion stütze.

Neben der arrivierten Art Basel und mit dieser assoziiert, findet als Parallelmesse für junge Kunst und aufstrebende Galeristen seit 20 Jahren die "Liste" statt. Die Galerie Lambda Lambda Lambda aus Pristina präsentiert die Neu-Münchner Künstlerin Flaka Haliti, die den Kosovo auf der letzten Venedig-Biennale vertrat und die demnächst bei Rüdiger Schöttle eine Solo-Schau hat. Auf der Liste ist auch die Galerie von Deborah Schamoni vertreten, die Kaya zeigt, das sind Kerstin Brätsch und Debo Eilers, die gemeinsam farbintensive Wandobjekte schaffen. Auf der Art Basel wird Brätsch von einem Galeristen mit großformatigen Marmorierungsarbeiten angeboten. Wer nicht kaufen, sondern nur schauen will, muss jedoch nicht nach Basel fahren: solche Arbeiten hängen auch in der neuen Präsentation im Brandhorst.

Art Basel , Messeplatz 10, bis 19. Juni, tägl. 11-18 Uhr. Liste , Burgweg 15, bis 19. Juni, Fr und Sa 13-21 Uhr, So 13-18 Uhr

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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