Intendant Kusej für mehr Migranten im Theater:Leiden und lernen

Jeder fünfte Bürger Deutschlands hat ausländische Wurzeln. Auf den heimischen Theaterbühnen sind jedoch kaum ausländischstämmige Schauspieler zu sehen. Martin Kusej, Intendant des Münchner Residenztheaters, wünscht sich daher mehr interkulturelles Theater. Der daraus resultierende Lerneffekt wäre zwar schmerzhaft, aber groß.

Der Intendant des Münchner Residenztheaters, Martin Kusej, fordert eine Öffnung der deutschen Theaterszene gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund. Dadurch sollen neue künstlerische Sichtweisen entstehen. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa mahnte Kusej jedoch auch: "Das Theater soll nicht versuchen, Aufgaben zu übernehmen, die gesellschaftlich anderswo - und zwar dringend - institutionalisiert und geleistet werden müssen".

Residenztheater setzt auf das Internet als Buehne

Die Zusammenarbeit mit ausländischen Künstlern verläuft nach der Meinung von Martin Kusej nicht immer harmonisch und friedlich. Denn die Überprüfung der eigenen Gewohnheiten sei die Voraussetzung dafür - und die sei manchmal schmerzhaft, meint der Intendant des Münchner Residenztheaters.

(Foto: dapd)

Das Theater arbeitet in seinen Stücken seit jeher die gesellschaftlichen Fragen in einem Land ab. Laut Statistischem Bundesamt hat jeder fünfte in Deutschland ausländische Wurzeln. In den deutschen Theatern ist der Anteil von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund jedoch sehr gering. Zwar finden sich auf den Spielplänen immer öfter Stücke, die Themen wie Migration und Ausländerfeindlichkeit zum Inhalt haben. Auf den Bühnen sind aber noch immer in erster Linie deutsche Schauspieler zu sehen.

"Der Blick auf unsere Gesellschaft und unser Theater, auf unsere Anschauungen und Arbeitsweisen verändert sich mit jeder künstlerischen Arbeit", so Kusej. Das sei besonders in der Zusammenarbeit mit ausländischen Künstlern der Fall.

Doch es sei auch wichtig im Auge zu behalten, dass eine solche Zusammenarbeit nicht immer harmonisch und friedlich ablaufen könne. Ein solcher Prozess sei auch oft mit Auseinandersetzungen und schmerzlichen Erfahrungen verbunden. Doch gerade diese Erfahrungen seien die wertvollen, da sie mitunter einen starken Willen zur Überprüfung und Veränderung der eigenen Gewohnheiten voraussetzen.

Mittlerweile hat der Prozess einer Zuwendung zu interkulturellen Themen im Theater bereits begonnen. Viele Geschichten zu diesem Thema haben aber noch immer nicht ihren Weg in den deutschen Theaterbetrieb gefunden, obwohl diese für viele Menschen in Deutschland sehr wichtig sind. "Dafür bedürfe es eben noch an mehrerer Menschen mit Migrationshintergrund im künstlerischen Bereich", so der Intendant.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: