Installation:An der langen Leine

Bülent Kullukcu im Import Export

Von SABINE LEUCHT

Die Beharrlichkeit, mit der sich Bülent Kullukcu seit Jahren an den Krankheitszuständen unserer Welt abarbeitet, ist bewundernswert. Ebenso wie die fast meditative Entspanntheit, mit der er, Anton Kaun und Dominik Obalski mit Gerätschaften hantieren, die die unterschiedlichsten literarisch-philosophischen und materiellen Fundsachen in Ton- und Lichtbilder verwandeln. In "Mondo", wie die jüngste Installation heißt, entführt einen ein Planetenmobilé vor einer Projektion des Sternenhimmels bildlich auf einen anderen Stern, wo man einander ähnlichen Mist antut wie neulich auch vermehrt wieder hier unten. "Denkweisen und Zweifel" werden bekämpft, Denker und Zweifler hingerichtet für "die Sicherheit der Krone".

Teils live, teils maschinell verfremdet vom Band werden Geschichten von Flucht, Manipulation, gedanklicher Sklaverei und Unterwerfung erzählt, die von den Brüdern Strugatzki, Raymond Roussel und anderen stammen. Dazu gibt es mit den Worten einer US-Kolumnistin Tipps für ein besseres Leben - Dehnübungen, Zahnseide, Sonnencreme und das längst geflügelte Wort "Mache jeden Tag etwas, wovor du Angst hast!" - und viele beständig wechselnde Bildcollagen und Videos an allen Wänden des Raumes, die von der "feudalfaschistischen" Planetenhauptstadt Arkanar oder AfD- Deutschland stammen könnten. Theater im engeren Sinn ist das nicht, aber eine besondere Art, Verstand und Fantasie an der langen Leine spazieren zu führen.

Galerie Kullukcu & Gregorian; 25. und 26. Okt., 5. und 6. Dez., 20.30 Uhr, 29. Okt., 15 Uhr, Import Export Kantine, Dachauer Str. 114

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