Im Volkstheater:Auf Wahrheitssuche

Mehr als 40 Vorträge beim dritten Zündfunk-Netzkongress

Von Christiane Lutz

Im Blockbuster "Matrix" wird Neo vor die Wahl gestellt: Entweder schluckt er die blaue Pille und kann sein Leben unbehelligt weiterleben oder er nimmt die rote ein. Die Pille, mit der er unweigerlich die Wahrheit über die Scheinwelt erkennen muss, in der wir leben. "Take the red Pill!", also "Sieh der Wahrheit ins Auge", fordert der Zündfunk zum Start des diesjährigen Netzkongresses auf, der am Freitag, 9. Oktober, und Samstag, 10. Oktober, im Volkstheater stattfindet.

Bereits im dritten Jahr lädt der BR zwei Tage lang zur Debatte über Netzthemen ein. Mehr als 40 Vorträge finden auf drei verschiedenen Bühnen statt, unter den Speakern sind Journalisten, Philosophen, Autoren und Netzaktivisten. Es wird Vorträge zur Datenspeicherung, 3D-Druckern und die Macht des Internets geben, aber auch tagespolitisch Relevantes: Flüchtlingshelfer und Journalisten berichten, welche Rolle Facebook und das Internet bei der Flucht von Menschen aus Krisengebieten spielt.

Einige Beiträge widmen sich der Frage, wie das Netz Kultur und Kunst beeinflusst. Win Workshop lädt zu der Spielerei ein, Weltliteratur in eine total überwachte Gesellschaft zu transportieren und zu überlegen, wie sich die Geschichten jeweils verändern würden. Journalist Kevin Schramm widmet seinen Beitrag dem sogenannten "Musikhacking". Diese Quasi-Wissenschaft beschäftigt sich mit für die Musikindustrie wertvollen Fragen wie: Kann man Hits voraussagen? Wie lange hört der durchschnittliche Nutzer einen Song auf einem Streamingdienst an? Und welche Konsequenzen können sich daraus für das Produzieren von Musik und die Arbeit von Künstlern ergeben? Fernsehmacher Philipp Walulis begibt sich auf die Suche nach Humorformaten, die ausschließlich im Netz funktionieren.

"Es überrascht mich, dass wir seit drei Jahren immer wieder dieselben Themen haben", sagt Jan Heiermann, verantwortlicher Redakteur des BR. Nach wie vor treibe die Besucher des Netzkongresses extrem die Frage nach Datenschutz und Überwachung um. Sie wollen wissen, wie sie sich schützen können und welche Konsequenzen ihr Verhalten im Internet hat.

Clips der einzelnen Vorträge will der BR ins Netz stellen, ein Livestream überträgt die Veranstaltung zudem für diejenigen, die nicht dabei sind. Unter dem Hashtag #zf15 laufen die Tweets zum Kongress zusammen. Bis zu 700 Menschen passen ins Volkstheater, 700 Menschen, die alle keine Angst vor der roten Pille haben und mehr wissen wollen.

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