Im Kino: "Samba in Mettmann":Hape, Hape Reiter

Eine Film, den man gern haben möchte. Aber - Hand auf´s Herz! - wer findet es schon auf Dauer lustig, dass Brasilianer immer auf´s Klo müssen?

SUSAN VAHABZADEH

Das deutsche Kino macht sich nur selten auf in die Provinz, und wenn es das doch tut, kommt meistens ein furchtbares Klischee dabei heraus - Kleinstädte, die in einer anderen Zeitzone hängen geblieben sind, gegen jede Entwicklung seit 1960 unzugänglich, es sei denn, es handelt sich um Haushaltsgeräte.

"Samba in Mettmann", vom Fernsehkomiker Hape Kerkeling und Regisseur Angelo Colagrossi verfasst - die beiden haben schon bei "Kein Pardon" gemeinsame Sache gemacht - ist über solche Fehler erhaben: Mettmann kommt ganz gut weg, die Schaufensterdekorationen sind vielleicht ein wenig von gestern, aber die Bewohner benehmen sich nicht, als hätten sie noch nie ferngesehen oder eine Zeitung gelesen. Es gibt eine Sekte in Mettmann und eine Sushi-Bar, in der man zur Not auch einen Toast Hawaii bekommt, und keiner kriegt einen Nervenzusammenbruch, nur weil ihm ein Transvestit über den Weg läuft. Das ist mehr, als man von den meisten deutschen Provinzpossen behaupten kann.

Reinigungsfachkraft Olaf (Kerkeling) hat ein Sexproblem mit Vera (Alexandra Neldel), seiner Verlobten, die plötzlich auf Enthaltsamkeit schwört. Nachts gabelt er drei Brasilianerinnen auf der Straße auf, Überbleibsel einer geplatzten Hochzeit in der Haute Volée von Mettmann, und irgendwie schafft es Olafs Opa, dass die drei bei ihnen einziehen. Vera wittert Konkurrenz, die drei wissen nicht wo sie hinsollen, eine muss immer aufs Klo, und keiner weiß, warum eigentlich die Hochzeit geplatzt ist. Der größte Spaß daran ist, Kerkeling zuzusehen, der sehr charmant ist und sehr komisch und manchmal sogar rührend - aber ein großer Drehbuchautor ist er nicht.

Die unübersichtlichen Heerscharen von Nebendarstellern, die ihren Job gut machen (Doris Kunstmann beispielsweise als arrogante Nervensäge, oder Max von Thun als amerikanischer Provinzguru), aber für die Geschichte nicht notwendigerweise eine Funktion haben, zu viele Nebenhandlungen, finden nicht zu einem Film zusammen. Man möchte "Samba in Mettmann" wirklich gern haben, schon weil das ganze Ding das Herz am rechten Fleck hat. Aber es ist nicht ganz leicht, es jedesmal komisch zu finden, wenn die Brasilianerin aufs Klo muss.

SAMBA IN METTMANN, D 2004 - Regie: Angelo Colagrossi. Drehbuch: Angelo Colagrossi, Hape Kerkeling. Mit: Hape Kerkeling, Alexandra Neldel, Sky Dumont, Max von Thun. Tobis, 82 Minuten.

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