Im Kino: Monga - Gangs of Taipeh:Rührung in Badeschlappen

Fünf Jungs in Taiwan, sehr dekorativ im asiatischen Gangsterstyling, ein bisschen Freundschaft und Bandenkrieg: "Gangs of Taipeh" bringt ein bisschen Leben in den Kriminellen.

Doris Kuhn

Meist wird auf die achtziger Jahre herabgesehen. Gerade im Kino werden sie gern benutzt, um über modische Irrtümer zu feixen, ansonsten gilt das Jahrzehnt als verschwendete Zeit. Dabei gab es damals diese romantische Mischung aus Gefahr und Unschuld - offenbar auch in Taiwan. In seinem Film "Monga - Gangs of Taipeh" erzählt der Regisseur Doze Niu eine Geschichte aus jener Zeit, er leitet seine Protagonisten durch zwei Jahre schnellen Erwachsenwerdens, und er sieht zu, wie sie die Zeit mit kriminellem Unfug verkürzen. Nur das Ende, natürlich, ist bekannt: Die Unschuld verliert sich, die Gefahr wird zur Routine.

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Immer in Badeschlappen, nie das Hawaiihemd zugeknöpft: Die "Gangs of Taipeh" zetteln jeden Tag mindestens eine größere Prügelei an.

(Foto: Rapid Eye Movies)

Der Film zeigt fünf Jungs, die "Prinzenbande", sehr dekorativ in ihrem asiatischen Gangsterstyling: immer in Badeschlappen, nie das Hawaiihemd zugeknöpft. Sie sind nur eine unter vielen Teenager-Gangs in Taipeh - ein bisschen Erpressung, ein bisschen Einschüchterung, ein bisschen das Revier markieren, alles in der Lightversion, ihrem Alter angemessen. Das Wichtigste daran ist für die Prinzen nicht der Profit oder die Macht, sondern ihre Freundschaft.

Jeden Tag zetteln sie mindestens eine größere Prügelei an - als gemeinsam zu bestehendes Abenteuer. Bei wilden Verfolgungsjagden im Altstadtviertel Monga wird das Terrain erkundet. Fast erotisch sind diese Kämpfe choreographiert, so sehr gefällt den Jungs dabei ihr Temperament, das Vertrauen ineinander. Frauen kommen meistens nur am Rande vor, sie können die Freunde nicht gefährden, außer sie rufen Bandenkriege hervor.

Immerhin lernt man bei der einzigen innigen Liebesgeschichte ein paar Details über das Leben in taiwanischen Bordellen. Beiläufig erfährt man, dass die Mädchen ihre Arbeitsstätte nie verlassen dürfen. Jede Nachricht aus der Außenwelt kommt über die Kunden, von denen, während dem Sex, Informationen über neue Filme oder Musik eingeholt werden. Wenn man also, wie ein Mitglied der Prinzenbande, ein Bordell-Mädchen liebt, dann teilt man mit ihr seinen Walkman und setzt sich dazu neben sie. Nicht, dass dieses Genre besonders neu wäre - aber die Eigenart der Banden von Taipeh liegt in ihrem Ehrenkodex: Noch werden, und so definieren sich hier die achtziger Jahre, alle Schusswaffen verachtet. Das hält die Sterblichkeitsrate niedrig, lockt aber letztlich die Zukunft in Gestalt von Pistoleros herbei.

Ein weiterer Unterschied ist das Sentiment. Die Prinzen aus Monga beweinen jeden Anlass - sei es Glück oder Schmerz, die Rührung überwältigt sie. Das tut ihrer Coolness keinerlei Abbruch. Etwas Leben im Gangster macht ihn sympathischer als das übliche Mehlsack-Verhalten, das sonst oft als cool gehandelt wird. Und tatsächlich lässt auch das wieder die Achtziger aufblitzen, mit ihrem lang vergessenen Motto: "Gefühl und Härte".

MONGA - GANGS OF TAIPEH, Taiwan 2010 - Regie: Doze Niu Chen-Zer. Buch: Li-Tiang Tseng. Kamera: Jake Pollock. Mit Mark Chao, Ethan Ruan, Rhydian Vaughan. Rapid Eye Movies, 140 Min.

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