Im Kino: Meine Frau, unsere Kinder und ich:Spritzenbusiness

Vergiss nicht, ich beobachte dich: Die Focker-Trilogie kommt zu ihrem Ende - und stärker als die Teile zuvor dreht sich der Film um die unheilvoll verklemmte Perspektive des Übervaters Robert De Niro.

Fritz Göttler

Paranoia ist der Motor der patriarchalischen Gesellschaft. Jeder Vater ein skrupelloser Schnüffler, ein verkappter CIA-Agent, so wie es Robert De Niro vormacht, seit nunmehr zehn Jahren, in den Focker-Filmen: "Meine Braut, ihr Vater und ich" von 2000, "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" von 2004, nunmehr, gewissermaßen als Abschluss der Trilogie, "Meine Frau, unsere Kinder und ich". Die Regie hat diesmal statt Jay Roach - der noch als Produzent fungierte - Paul Weitz übernommen, berühmt-berüchtigt geworden durch Filme wie "American Pie". Er hat ein kleines Erinnerungsstück an diese gewagten Anfänge in den neuen Film eingebaut, eine Szene mit De Niro, Ben Stiller und Enkelsohn, dazu eine gezückte Spritze und ein zwanghaft gestreckter Körperteil - drei Generationen vereint in einem bedeutsamen Tableau, das analytischen Geistern wie Zizek & Co. einigen Stoff zum Debattieren geben könnte.

Themendienst Kino: Meine Frau, unsere Kinder und ich

Der Schwiegervater (Robert De Niro)  ist ein wenig milder geworden mit Ben Stiller. Beim Truthahnessen spritzt dann aber trotzdem kräftig Blut.

(Foto: dapd)

Vergiss nicht, erklärt De Niro seinem Schwiegersohn Stiller, fixiert ihn mit seinem Blick und macht mit zwei Fingerrn die entsprechende Geste zu den Augen, vergiss nicht, ich beobachte dich. Und ich, erwidert Stiller mit entsprechenden Fingerbewegungen, beobachte dich, wie du mich beobachtest. Das Dilemma der Väter, sie müssen einen Nachfolger finden, der die Familie in Zukunft zusammen und in Ordnung hält. Er muss so gut sein wie sie selbst, aber eigentlich auch wieder nicht. Der Fluch der Tradition - die Männer hängen am Familienstammbaum wie die aufgespießten Insekten beim Entomologen.

Das Misstrauen, das De Niro in den beiden ersten Filmen dem jungen Schwiegersohn gegenüber entwickelte - seinem Namen, seinem Job als Krankenpfleger, seiner Familie -, ist etwas milder geworden, aber es hat immer noch die gleichen hässlichen pathologischen Züge. Besonders mies gleich zu Beginn sein Anruf, in dem er dem Jüngeren die Über-Rolle festlegt: Bist du bereit, der Godfather der Familie zu werden? Stiller versucht die Zeichen zu deuten und begegnet ihm beim nächsten Familientreffen mit den entsprechenden, dem Kino abgeguckten, patenhaften Umarmungen und Küssen. Beim Truthahnessen spritzt dann kräftig Blut.

Harvey Keitel und Owen Wilson - als Luftikus und Ex-Lover - haben lockere Auftritte, auch Barbra Streisand und Dustin Hoffman sind wieder dabei, als die Focker-Eltern, und Jessica Alba betätigt sich als Pharmavertreterin mit Seele und - sehr viel - Leib. Der Film aber ist, stärker als die beiden vorigen, komplett auf De Niro konzentriert. Seine unheilvoll verengte Perspektive kontrastiert beklemmend mit der überschwenglichen amerikanischen Familienfestkultur. Und mit jedem neuen Film, den der alte De Niro macht, verändert sich der Blick auf die des jungen. Der übereifrige Familienvater der Focker-Trilogie, er war im Taxidriver Travis Bickle bereits angelegt, der die junge Jodie Foster aus dem Prostitutiertenmilieu befreite und ihren Eltern heimbrachte.

LITTLE FOCKERS, USA 2010 - Regie: Paul Weitz. Buch: John Hamburg, Larry Stuckey. Kamera: Remi Adefarasin. Mit: Ben Stiller, Robert De Niro, Owen Wilson, Blythe Danner, Teri Polo, Jessica Alba, Laura Dern, Dustin Hoffman, Barbara Streisand. Paramount, 98 Minuten.

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