Im Kino: Machete:Brutal Spiegelei-romantisch

In "Machete" spielen Lindsay Lohan, Jessica Alba und Robert De Niro - und Danny Trejo gibt mal wieder den geflohenen Agenten. Ziemlich grenzwertiger Trash.

Fritz Göttler

Klar, an den Ur-Machete kommt dieser Film nicht heran. Der war nur ein paar Minuten lang, ein Trailer, der den Helden Machete in gemeingefährlich geraffter Action zeigt. Und bewies, dass das Kino allemal besser ist als Medium der Verheißung, als wenn es um Einlösung und Erfüllung geht.

Machete

Danny Trejo spielt Machete in dem gleichnamigen Actionfilm. Regisseur Rodriguez hat ihm ein paar individuelle Nummern eingebaut. Manche sind ein bisschen gemein, manche richtig romantisch.

(Foto: dapd)

Machete, der erste, war einer der Trailer, die 2007 fürs Grindhouse -Projekt von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez geschaffen wurden. Grindhouse feierte die denkwürdige Institution des Trash-Double-Features, das in den Siebzigern die beiden Jungs entscheidend geprägt hatte: zwei fetzige Splatter-Stücke - Tarantinos Death Proof und Rodriguez' Planet Terror -, dazwischen ein paar noch fetzigere Demnächst-in-diesem-Theater-Trailer. Getürkte Trailer im Falle des Grindhouse -Projekts, denn natürlich gab es die Filme dazu überhaupt nicht - nur Godard stellt ansonsten die Produktionsverhältnisse derart rabiat auf den Kopf.

Nun ist Machete da, der Film zum Trailer. Die Geschichte vom mexikanischen Agenten Machete, der aus dem Dienst gejagt wurde und nach Amerika ging, illegal, dessen Familie erledigt wurde, der sich nun mit diversen Ausputzer-Jobs durchschlägt und vielen Frauen. Der dann einen dummen Fehler begeht, als er sich mit einem Politmanager einlässt - er soll auf den Senator McLaughlin schießen bei einem Wahlkampfauftritt und dabei den Sündenbock abgeben in einem scharfmacherischen Stimmenfang-Manöver.

Robert De Niro ist der Senator, er bietet lustvoll zelebriertes Tea-Party-Material, change, flötet er, ist doch alles sehr schön hier, wozu brauchen wir also change, und fröhlich intoniert er seinen Slogan Red Rover, Red Rover, let the terrorists come over. In seinen Wahlspots werden die unerwünschten Latinos als Kakerlaken vorgeführt, an der Grenze sind sie längst Freiwild für Redneck-Jagdtrupps.

Danny Trejo ist Machete, jeder kennt diese verknitterte Visage, die von langen Drogen- und Knast- und Boxerjahren erzählt, in etwa zweihundert Filmen war er dabei, meistens nur wenige Minuten, dann wurde er umgelegt, auch mit Robert Rodriguez hat er mehrfach gearbeitet. Als wir den Machete-Trailer machten, erzählt Trejo, dachte ich, ich hätte Alzheimer - er konnte sich an den Film dazu einfach nicht erinnern.

Ein kleiner, revolutionärer Film

Seinen neuen Status als Star des postpolitischkorrekten Zeitalters nimmt er ganz gelassen. Und Rodriguez, der Meister des jungen amerikanischen Multikultikinos - er hat ein kleines Studio in Austin, Texas -, hat ihm liebevoll ein paar individuelle Nummern eingebaut: manche ein bisschen gemein (der Darm eines Gangsters, der sich bei Machetes Flucht durchs Fenster als extrem brauchbar erweist), manche wirklich romantisch (eine Liebesszene mit einem Spiegelei unter dem Bett).

Es ist ein kleiner revolutionärer Film, den die Feuilletons als hochpolitisches Kino feiern. Exploitation, sagt Rodriguez, war immer schon schneller als der umständliche Studiobetrieb, und es ging immer um die real issues darin. Sicher hat nicht der Film Machete die politische Realität des heutigen Amerika ins Trash-Kino gebracht, nein, Machete zeigt, dass die amerikanische Gesellschaft und die Politik, die sie vertritt, der reine Trash sind.

MACHETE, USA 2010 - Regie: Ethan Maniquis, Robert Rodriguez. Buch: Robert und Alvaro Rodríguez. Kamera: Jimmy Lindsey. Schnitt: Rebecca Rodriguez. Mit: Danny Trejo, Jessica Alba, Robert De Niro, Michelle Rodriguez, Steven Seagal, Jeff Fahey, Cheech Marin, Lindsay Lohan, Don Johnson. Sony, 105 Minuten.

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