Im Kino: Kleine Wunder in Athen:Das ist Rock

Die Albaner sind scheel angesehen im Athener Viertel Akadimia Platonos. Noch schlimmer als die Chinesen, die überall rumwuseln. Und ausgerechnet in einem Albaner meint Stavros' steinalte Mutter, ihren verlorenen Sohn zu erkennen.

Fritz Göttler

"Mama", sagt Stavros perplex, "du sprichst ja Albanisch ..." Eine griechische Mutter, die plötzlich die verhasste Sprache spricht! Die Albaner sind scheel angesehen im Athener Viertel Akadimia Platonos. Noch schlimmer als die Chinesen, die überall rumwuseln, mit ihrer Geschäftsgründertüchtigkeit. Die Albaner aber nehmen jeden Job an, sind absolut unempfindlich. "Du wirst nie ein Grieche sein, Albaner", geht eins der Schmählieder gegen sie.

Kleine Wunder in Athen , Film

Der Platz vor den Läden schaut so unwirklich aus, als wäre er ein Hollywood-Dekor - ganz magisch ist der Film von Filippos Tsitos.

(Foto: Verleih)

Stavros ist ein gestandener Endvierziger, und seine steinalte Mutter meint eines Tages in einem albanischen Arbeiter ihren Sohn zu erkennen, den sie einst in der Fremde zurücklassen musste. Und sie kann sich mit ihm unterhalten! Stavros ist schockiert, und seine Freunde auch, die die Tage chauvihaft vor ihren Läden vertrödeln. Ist der Bruder Stavros, der eh wie ein Indianer ausschaut, nun auch ein Albaner? Stavros leidet an Schlaflosigkeit - Schlaf, das große Kinothema, nächste Woche startet Christopher Nolans Inception, über einen Trupp Traumwerker.

Der Platz vor den Läden schaut so unwirklich aus, als wäre er ein Hollywood-Dekor - eins, das noch nicht fertig war, als die Ansage kam, der Film würde doch nicht gedreht. Ganz magisch ist der Film von Filippos Tsitos, politisch hellwach - noch schlummert wilde Energie in den Athener Schlaffis: "1982, Rory Gallagher, das erste Konzert nach der Junta. Wir haben alles zerlegt. Das Stadion, die Boxen. Wir haben immer alles zerlegt. Wir sind nicht wegen der Musik hin. Das ist Rock."

AKADIMIA PLATONOS, GR/D 2009 - Regie: Filippos Tsitos. Buch: Alexis Kardaras, F. Tsitos. Kamera: Polidefkis Kirlidis. Mit: Antonis Kafetzopoulos, Anastas Kozdine. Neue Visionen, 107 Minuten.

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