Im Kino: Der Mandant:Gesetz der Straße

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Eine Geschichte mit doppeltem Boden: Ryan Phillippe spielt in "Der Mandant" mit diabolischem Lächeln und kalten Augen gegen sein eigenes Kinderunschuldsengelgesicht an.

Susan Vahabzadeh

Der Anwaltsfilm ist ein ganz altes Genre des amerikanischen Kinos, es ist dazu da, den Frust ein wenig zu beruhigen, dass Justiz so oft keine Gerechtigkeit herstellt.

"The Lincoln Lawyer" fragt sich: Warum nimmt sich ein Sohn reicher Leute einen Anwalt, dessen Büro der Rücksitz eines Autos ist? (Foto: dapd)

Der klassische Kinoanwalt ist zwar mit allen Wassern gewaschen, beherrscht auch noch die miesesten Tricks, aber sein Herz schlägt letztlich für die gute Sache, und er wird das System austricksen, um zu strafen, wo das Gericht versagt hat.

Der Anwalt Mick Haller (Matthew McConaughey) ist so einer, "The Lincoln Lawyer " heißt er, nicht etwa nach Abe, dem großen Gerechten, sondern nach dem Auto, mit dem er in Los Angeles herumkurvt und sich die Mandanten quasi von der Straße wegfängt.

Der Lincoln ist sein Büro, sehr passend für die Motorradgang-Kundschaft, die er normalerweise vertritt. Für den Mandanten, den ein Kautionsvermittler ihm dann vermittelt, ist er also wirklich dankbar - Louis Roulet (Ryan Phillippe) kommt nicht von der Straße, er ist Sprössling einer reichen Familie, den eine junge Frau angezeigt hat, er soll sie in ihrer Wohnung zusammengeschlagen haben.

Auf den ersten Blick eine einfache Sache, Roulet beteuert seine Unschuld, und es sieht aus, als hätte Mick Haller es mit einer schlichten Erpressung zu tun, mit einem Mädchen, das in einer Bar einen reichen Typen kennengelernt hat und nun versucht, die Bekanntschaft zu Geld zu machen.

Haller fragt sich, warum ein Sohn reicher Leute sich einen Anwalt nimmt, dessen Büro der Rücksitz eines Autos ist. Und je tiefer sich Haller in den Fall einarbeitet, desto offensichtlicher ist es, dass Roulet lügt. Das ist schon mal ein schöner Ausgangspunkt für eine Geschichte mit doppeltem Boden: Ryan Phillippe, der mit diabolischem Lächeln und kalten Augen gegen sein eigenes Kinderunschuldsengelgesicht anspielt.

Hochkarätig besetzt

"Der Mandant" ist weder besonders originell gemacht noch ist die Story, nach Michael Connellys Roman, brandneu - aber Brad Furman, der hier erst seine zweite Regie abliefert, hat den Film bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt - da ist William H. Macy als Detektiv und Marisa Tomei, die Micks Ex-Frau spielt, die er noch liebt, eine Staatsanwältin und auch ansonsten in jeder Hinsicht sein Gegenstück. Und Furman ist ein hervorragender Handwerker; spannend an einem Thriller ist eben nicht nur die Frage, wer etwas angestellt hat, sondern vor allem wie.

THE LINCOLN LAWYER, USA 2011 - Regie: Brad Furman. Buch: John Romano, basierend auf Michael Connellys Roman. Kamera: Lukas Ettlin. Schnitt: Jeff McEvoy. Mit: Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, William H. Macy, , Josh Lucas, Frances Fisher, John Leguizamo, Michael Peña. Universum/Disney, 119 Minuten.

© SZ vom 22.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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