Drei Dimensionen sind natürlich nicht genug, um das Wunderland zu beschreiben, das Lewis Carroll für Alice erschaffen hat - das hat so viele, wie die Phantasie erlaubt. Aber wenn man schon mystische neue Räume auf der Kinoleinwand erstehen lassen will, ist eine 3-D-Verfilmung von Alice im Wunderland irgendwie naheliegend. Die unsterbliche Kindergeschichte hat, seitdem sie 1865 in die Welt kam, immer wieder die Bildermacher zur Illustration inspiriert: Sir John Tenniel etwa, der damals die klassischen Alice-Bilder schuf, später die Disney-Leute, die 1951 einen spektakulären Zeichentrickfilm draus machten. Und nun gibt es also eine dreidimensionale Alice, zwischen Trick- und Realfilm - von Tim Burton, der viel Gespür hat für den Sinn im Unsinn. Da kann eigentlich nicht allzu viel schief gehen. Und wenn man sich von der Vorstellung verabschiedet, dass man hier die altbekannte Alice wiedertreffen wird, ist auch nicht allzu viel schief gegangen.
Diese 3-D-Alice vermengt zwei Carroll-Geschichten, "Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln", mit einer neuen Rezeptur. Und Tim Burton hat dabei viel außer acht gelassen, was eigentlich dazugehört - die Motive beispielsweise, nach denen die Stories konstruiert sind - Kartenspiel im ersten und Schach im zweiten Band. Die verrückte Teegesellschaft tagt nur als Verweis auf ihr Original, nichts ist eine Frage der Zeit, das Kaninchen zeigt höchstens nebenbei einmal auf die Uhr - und überhaupt ist Alice auch kein kleines Mädchen mehr.
Text: Susan Vahabzadeh/ SZ vom 3.3.2010/ Foto: Verleih