Im Gespräch: Ozzy Osbourne:"Ich bin schon fast tot"

Einst biss er einer Fledermaus den Kopf ab. Dann machte er sich zum Star seiner eigenen Reality-Show. Ozzy Osbourne über Angst, Schwerhörigkeit und Drogen.

Claudia Fromme

Der Fürst der Finsternis trinkt Tee mit Milch aus einer Blümchentasse. Ozzy Osbourne versinkt fast im Sofa seiner Suite im Londoner Dorchester Hotel. Der Musiker ist in England, um seinen 61. Geburtstag in der Heimat zu verbringen, sonst lebt er in den USA. Feiern will er nicht, davon habe er genug, sagt er. Heute ist der Mann, der sein Image als Dämon pflegte, ausgesucht höflich. Meistens jedenfalls. Mitten im Gespräch springt er auf und geht zur Toilette. Die Tür bleibt offen.

Im Gespräch: Ozzy Osbourne: Ozzy Osbourne hatte als Kind nicht viel zu lachen: "Viel zu beißen gab es nicht zu Hause, meine Eltern haben versucht, irgendwie ihre sechs Kinder durchzukriegen."

Ozzy Osbourne hatte als Kind nicht viel zu lachen: "Viel zu beißen gab es nicht zu Hause, meine Eltern haben versucht, irgendwie ihre sechs Kinder durchzukriegen."

(Foto: Foto: getty)

SZ: Wie geht es Ihnen, Ozzy?

Ozzy Osbourne: Was meinen Sie? Ich kann Sie nicht verstehen. Sie müssen lauter reden. Ich höre so verdammt schlecht.

SZ:Wie fühlen Sie sich? Nun da Sie schon über 60 Jahre alt sind...

Osbourne: Es geht mir gut. Aber das mit den Ohren ist schlimm, lassen Sie sich mal 40 Jahre lang diese ganzen Dezibel ins Gesicht blasen. Ich bin fast taub und verstehe nur etwas, wenn jemand direkt vor mir steht. Meine Frau Sharon macht das wahnsinnig, weil ich entweder nichts oder alles falsch verstehe. Ich habe seit Jahren Tinnitus. Die ganze Zeit rauscht etwas in meinem Kopf, auch jetzt. Ich habe alles versucht, auch die Dinger, die ein Gegengeräusch erzeugen. Aber die machen mich erst recht verrückt. Ich kann nichts in meinen Ohren haben, da höre ich meine eigene Stimme, wenn ich rede, und das ertrage ich nicht. Wenn ich mich aufrege, wird das Rauschen noch lauter. Ich werde alt, nein, ich bin schon fast tot.

SZ:Was nicht verwundert, Sie haben ein sehr exzessives Leben hinter sich. Macht Ihnen das Alter eigentlich Angst?

Osbourne: Man weiß nicht, was kommt. Irgendwann müssen wir alle abtreten, das Problem ist nur, wie. Es gibt nur ein oder zwei Arten, auf die Welt zu kommen, aber so verdammt viele, zu gehen. Ich hoffe, dass ich nicht zu viele Schmerzen habe, bevor ich sterbe. Das treibt mich um, was auch daran liegt, dass ständig Leute um mich herum sterben oder Krebs bekommen, Sharon hatte den und nun Ronnie Dio, mein Nachfolger bei Black Sabbath. Seit ich mich nicht mehr zudröhne, denke ich andauernd darüber nach. Ständig mache ich mir Sorgen, um meine Kinder, um Sharon, um die Umwelt. Manchmal mache ich mir sogar Sorgen darüber, worüber ich mir noch Sorgen machen kann.

SZ:Der Fürst der Finsternis ist also ein sehr ängstlicher Mensch.

Osbourne: Als ich auf die Welt kam, war Angst mein erster Freund, ich hatte ständig Angst. Als Kind bin ich nachts zu meinem Vater ans Bett gegangen um zu hören, ob er noch atmet. Ich fürchte mich heute noch vor den idiotischsten Dingen, Höhe zum Beispiel. Ich kann nicht mal auf Klappleitern steigen, ohne dass mir schwindelig wird. Horrorfilme? Vergessen Sie's!

SZ:Es fällt mir ein wenig schwer, das zu glauben. Woher kommen die ganzen Ängste?

Osbourne: Angst kommt von Unsicherheit, sagt mein Therapeut, und ich bin ein sehr unsicherer Mensch. Vielleicht, weil ich nicht den besten Start hatte. Viel zu beißen gab es nicht zu Hause, meine Eltern haben versucht, irgendwie ihre sechs Kinder durchzukriegen. Kein Wunder, dass ich früh anfing zu trinken. Früher habe ich gesoffen, um mich besser zu fühlen, heute mache ich Sport. Das ist meine neue Sucht, ich stehe jeden Tag im Gym. Das macht auch den Kopf frei - und den Körper schöner.

Lesen Sie auf Seite 2, warum Ozzy 40 Jahre lang nur besoffen war.

SZ:Sind Sie ein eitler Mensch?

Ozzy Osbourne, Sharon Osbourne

Ohne seine Frau Sharon kann Ozzy nicht leben. Sie ist sein rechter Arm.

(Foto: Foto: ap)

Osbourne: Was heißt schon eitel? Gut, ein paar Sachen habe ich machen lassen. Mein Doppelkinn musste weg, dieser hässliche Speckbeutel. Am Bauch habe ich mir auch Fett absaugen lassen, mich hat das wahnsinnig gestört. Keiner will einen fetten alten Rockstar sehen. Sie etwa?

SZ:Nicht zwingend, nein. Sind weitere Umbaumaßnahmen bei Ihnen geplant?

Osbourne: Nein, aber wenn mich wieder etwas stört, gehe ich noch einmal ran.

SZ:Bis vor wenigen Jahren schien Ihnen egal zu sein, wie Sie aussehen. Sie pflegten eine doch sehr eigenwillige Ästhetik und reckten Zuschauern auf der Bühne zuweilen Ihren fahlen Hintern entgegen.

Osbourne: Das ist das Schlimme an den Drogen, du denkst, du bist der Größte, der Tollste, der Schönste, dabei bist du nur ein Idiot.

SZ:Zu Spitzenzeiten sollen Sie vier Flaschen Hennessy am Tag getrunken haben. Jedenfalls sagen Sie das immer wieder gerne. Protzerei oder Wirklichkeit?

Osbourne: Nein, das stimmt, dazu Kokain, Amphetamin, Morphin und Heroin, was ich nur zweimal ausprobiert habe, das Teufelszeug. Ich bin da nicht stolz drauf, ich finde es traurig. 40 Jahre lang war ich nur besoffen. Gründe gab es immer, Langeweile, Stress, Lampenfieber. Ich hatte total Angst davor, auf die Bühne zu gehen - bis zu "The Osbournes", der MTV-Serie, danach war mir alles egal. Selbst den Führerschein habe ich gerade erst geschafft.

SZ:Warum hat das denn so lange gedauert?

Osbourne: Ich fand die Prüfungssituation schlimm - und die Prüfer mich. Ich bin sieben Mal durch die Führerscheinprüfung gerasselt. Einmal war ich so besoffen, dass ich eingeschlafen bin, ein anderes Mal bin ich am Steuer ohnmächtig geworden, ich hatte mich vorher mit einem irren Afghanen ruhig gekifft. Zwischendurch bin ich illegal gefahren, wurde erwischt und hatte wieder ein Jahr Prüfungssperre. Jetzt habe ich das Ding - 35 Jahre nach dem ersten Versuch. War einfach, in Kalifornien, immer geradeaus fahren, fertig.

SZ:Mit Technik haben Sie es nicht so, oder?

Osbourne: Es war keine Frage der Technik, ich hatte verdammten Respekt vor der Prüfung!

SZ:Bei den "Osbournes" sahen Millionen Zuschauer weltweit, wie Sie an der Fernbedienung Ihres Fernsehers scheiterten. Sie haben sich total zum Affen gemacht.

Osbourne: Der liebenswerte Vollidiot, meinen Sie? Damit kann ich gut leben. Es gibt schlimmere Jobbeschreibungen.

SZ:Sie sind früh in das Musikgeschäft eingestiegen, nach der Schule haben Sie in der Nähe von Birmingham eine Ausbildung zum Autohupenstimmer begonnen.

Osbourne: Ich habe es gehasst, nach wenigen Tagen war ich da weg. Ein Typ war schon ewig da und fast taub von dem Getute. Das Einzige, worauf der sich gefreut hat, war diese verdammte goldene Uhr, die man kriegt, wenn man 30 Jahre gerackert hat.

Das mit den toten Tieren hat aufgehört

SZ:Fast taub sind Sie heute auch ...

Osbourne: Das stimmt, aber wenigstens hatte ich etwas Spaß in der Zwischenzeit. Und goldene Uhren kann ich mir auch so leisten.

SZ:Denken Sie manchmal zurück an früher, als Sie kein Geld hatten?

Osbourne: So etwas vergisst man nicht. Meine Einstellung zum Geld hat sich nicht geändert. Alles, was ich will, ist, über den nächsten Tag zu kommen. Alles, was ich will, ist, genug Geld zum Leben.

SZ:Davon haben Sie mehr als genug. Sie und Sharon gehören zu den reichsten Briten. Mehr als 100 Millionen Pfund sollen Sie mit Platten, der MTV-Serie und Tourneen eingenommen haben.

Osbourne: So viel? Niemals! Vielleicht über all die Jahre. Man muss Steuern zahlen, Gehälter, da geht viel weg. Man ändert seinen Lebensstil, und dann geraten Dinge außer Kontrolle. Ich muss Millionen für Partys und Drogen ausgegeben haben. Heute mache ich mir die größten Sorgen darüber, dass die Kinder abgesichert sind.

SZ:Fans verehren Sie glühend, die alten vor allem, weil Sie früher eher zum Fürchten waren. Die stärksten Reaktionen kamen aus den USA. Der Suizid eines Studenten führte 1986 zu einigen Klagen gegen Sie. Manche glaubten, dass Songs wie "Suicide Solution" zum Selbstmord aufrufen.

Osbourne: Die Eltern sahen in mir Satan höchstpersönlich, auf einer US-Tour wurde sogar im Radio davor gewarnt, mir in die Augen zu schauen. Die Klagen wurden abgewiesen; so traurig die Selbstmorde sind, ich kann nichts dafür, was manche in Texte oder Cover hineinlesen. "Mob Rules", das Black Sabbath nach meinem Rauswurf gemacht haben, ist mit Graffiti bedruckt und manche haben "Kill Ozzy" darin gelesen. Ich weiß nicht, wie Sie's halten, aber ich schaue kurz aufs Cover und kümmere mich dann um die Musik. Wer stundenlang da drauf starrt, sieht wahrscheinlich irgendwann so etwas. Heute hat sich das beruhigt mit den Fans, schwarze Messen feiert keiner mehr vor meinem Hotelzimmer. Aber bei manchen wird mir immer noch ganz anders.

SZ:Sie fürchten sich vor Ihren Fans? Das kann man sich kaum vorstellen.

Osbourne: Früher haben mir Menschen aufgeschlitzte Ratten geschickt, aber das mit den toten Tieren hat aufgehört. Was glauben die? Dass ich mich zu Hause mit den Füßen an der Decke festbinde und Menschenblut trinke? Ein Typ aus Dallas ist komplett irre. Seit Jahren ruft er in unserem Büro an, schickt Fotos von seinem Haus, auf das er überall meinen Namen geschrieben hat, auf das Dach, auf die Wände, drinnen, draußen - überall.

Da bekommt man es mit der Angst zu tun. Und er hat ein Foto von einer Gruft geschickt, die er sich ins Haus gebaut hat. Dazu hat er geschrieben, er hofft, dass wir nach dem Tod dort vereint sind. Sharon wird von einer Frau rund um die Welt verfolgt. Sie steht einfach da und starrt sie an. Letztens waren wir hier im West End bei einer Show. Als wir herauskamen, stand sie wieder da und starrte. Unheimlich.

Lesen Sie auf Seite 3, wie Ozzy trotz Drogen und Alkohol seine Memoiren zusammenbekommen hat.

Wiedergeburt

SZ:Wer eine Satanshow abzieht wie Sie, in Liedern den Mond anheult, den Teufel grinsen lässt und Fleischabfälle ins Publikum geworfen hat, muss sich nicht wundern, wenn die Verrückten kommen.

Osbourne: Ich habe nichts mit Satanismus am Hut, meine Güte. Bisschen schwarzes Zeug, ein paar Totenköpfe, mehr nicht, eine gute Show eben. Das gehört zur Musik dazu. Man darf das nicht so ernst nehmen.

SZ:In den achtziger Jahren haben Sie während eines Konzerts immerhin einer Fledermaus den Kopf abgebissen.

Osbourne: Ich weiß, ich weiß, das wird noch auf meinem Grabstein stehen: "Ozzy Osbourne, geboren 1948, gestorben irgendwann. Er biss einer Fledermaus den Kopf ab." Ich dachte, das Ding ist aus Gummi, die Fans haben so etwas damals auf die Bühne geschmissen. Als ich das Ding im Mund hatte, merkte ich, was los war und warf es weg. Ich habe ja nicht darauf herumgekaut. Ich war jung, ich war betrunken.

SZ:Entschuldigt das alles? Dass Sie Ihre erste Frau Thelma geschlagen haben und Ihre zweite, Sharon, stranguliert? Sie wurden wegen Mordversuchs verhaftet.

Osbourne: Wir waren beim Chinesen, im Herbst '89 war das, und ich habe mich total zulaufen lassen. Irgendwann bin ich wohl auf Sharon los. Ich wachte in einer Zelle auf, und ein Polizist sagte mir, was los war. Dabei sah er mich an, als wär ich eine Kakerlake. Sharon hat die Anzeige zurückgezogen. Sie hat das nicht verdient, sie ist mein rechter Arm, ohne sie kann ich nicht leben. Danach hatte ich Angst vor mir, ich war ein verdammtes Monster.

SZ:Dass Sie davor ständig mit Waffen in der Gegend herumgerannt sind, hat Ihnen keine Angst gemacht? Sie haben die Hühner Ihrer ersten Frau erschossen, weil Sie keine Lust hatten, sie zu füttern. Auch die Katzen haben nicht überlebt.

Osbourne: Tierschützer hassen mich dafür bis heute. Dabei liebe ich Tiere, die kleinen Racker. Wir haben 17 Hunde, keine Pittbulls, sondern Pomeraner, Möpse, so etwas. Jeder hat Leichen im Keller, das Wichtigste ist, dass man seine Fehler einsieht, ich bin kein schlechter Mensch. Ich war ständig dicht und über Jahre verrückt. Wer nicht abhängig war, versteht das einfach nicht.

SZ:Sind Sie los von den Drogen?

Osbourne: Ja, seit vier, fünf Jahren. Von Drogen, Alkohol, Zigaretten. Mit den Fluppen habe ich zuerst aufgehört. Ich sage heute, ich bin clean, was morgen ist, weiß ich nicht.

SZ:Gehen Sie regelmäßig zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker?

Osbourne: Ich bin da mal hingegangen, aber das ist nichts für mich. Ich kann heute ohne Probleme vor Tausenden Menschen auf einer Bühne stehen, aber Fremden sagen, wie ich mich fühle? Das pack ich nicht. Aber man wundert sich, wen man beim Entzug so trifft. Eric Clapton etwa, im Park einer Klinik. Ich wollte die Straßenseite wechseln, weil ich ihn nicht mochte, da rief er: "Ozzy!" Wir haben uns eine Weile unterhalten, eigentlich doch ganz nett der Typ.

SZ:Auch Ihre Kinder Kelly und Jack sind bereits als Teenager in der Entzugsklinik gelandet. Vielleicht war der Rummel mit den "Osbournes" zu viel? Sie waren noch so jung, als die Kameras 2002 für zwei Jahre bei Ihnen in Beverly Hills einzogen.

Osbourne: Wir haben sie vorher gefragt. Jack und Kelly haben zugestimmt, meine älteste Tochter Aimee nicht, was okay ist. Ich habe versucht, meine Kinder von Drogen fernzuhalten. Aber sie haben gesagt: Ausgerechnet du willst uns Ratschläge geben? Passt auf, sagte ich, wenn ihr mit Drogen anfangt, glaubt nicht, nur weil ich das überlebt habe, wird es euch auch so gehen. Ich habe kein Überlebensgen, das ich euch vererbt habe, ich hatte Glück. Und ich hatte Sharon, die auf mich aufgepasst hat. Ohne sie geht nichts, sie ist mein rechter Arm.

SZ:Das sagten Sie bereits.

Osbourne: Ich kann es nicht oft genug sagen. Jetzt, da ich älter werde, wird mir das noch stärker bewusst. Ich höre schlecht, ich sehe schlecht, ich erinnere mich schlecht.

SZ:Irgendwie müssen Sie Ihre Memoiren ja zusammengekriegt haben.

Osbourne: Mein Ghostwriter hat mich wochenlang interviewt, da war plötzlich alles wieder da, jedenfalls glaube ich, dass es so war. Ich kann mich heute gut daran erinnern, was vor Jahren war, was letzte Woche passiert ist, weiß ich nicht. Mein Kurzzeitgedächtnis ist im Eimer. Und ich zittere.

SZ:Ist der Tremor die Quittung für 40 Jahre Drogen und Alkohol?

Osbourne: Nein, es ist auch kein Parkinson, sondern ein seltenes Gen, das aus der Familie meiner Mutter kommt und aus der meines Vaters. Der Arzt, der auch Michael J. Fox behandelt hat, hat das herausgefunden. Die Chance, dass das zusammenkommt, liegt bei eins zu einer Million, sagte er. Ich bilde mir ständig Krankheiten ein, und jetzt habe ich eine, die es eigentlich nicht gibt.

"Ich hasse Streit, mag negatives Denken nicht"

SZ:Was bedeutet das für Sie im Alltag?

Osbourne: Ich muss Tabletten nehmen, morgens eine und abends anderthalb, und wenn ich sie zu spät einnehme, fange ich an zu zittern. Mein Assistent Tony muss die mir immer geben, ich misstraue mir da.

SZ:Das klingt nicht nach Rock'n'Roll, sondern nach betreutem Wohnen.

Osbourne: Also bitte, vorher hatte ich 500 verdammte Pillen am Tag! Ich bin eine Katze, habe neun Leben, zweimal war ich klinisch tot, bleiben sieben. Und doch fürchte ich mich vorm Sterben. Vor sechs Jahren hatte ich einen Unfall mit dem Quad, acht gebrochene Rippen, einige hatten sich in die Lunge gespießt, zwischendurch setzte die Atmung aus. Ich war bereit, abzutreten.

SZ:Nach Ihrer Wiedergeburt haben Sie das Malen für sich entdeckt, hört man.

Osbourne: Ich zeichne, aber es ist Gekritzel, eine Art Therapie. Vor allem kümmere ich mich um ein neues Album, das kommt im März heraus und heißt "Soul Sucker". Es wird anders, aber mehr sage ich nicht.

SZ:Eine Wiedervereinigung mit Black Sabbath? Die letzte ist schon vier Jahre her.

Osbourne: Was noch kommt, weiß ich nicht. Tony Iommi und ich, wir bekriegen uns grad juristisch, wem der Name Black Sabbath gehört; sonst sind wir gute Kumpel. Ich hasse Streit, mag negatives Denken nicht. Die Amerikaner sind Meister darin.

SZ:Inwiefern?

Osbourne: Wenn man in Amerika den Fernseher anschaltet, sieht man nur Katastrophen. Entweder laufen Dokumentationen darüber, dass die Welt untergeht, der Planet schmilzt, ein Krieg naht. Oder Spielfilme mit dem Thema, dass die Welt untergeht, der Planet schmilzt, ein Krieg naht. Die Amerikaner lieben es, sich zu fürchten, das macht mich fertig. Wir leben doch so schon in einer schlechten Welt. Die Chinesen blasen Quatsch in die Luft, die Iraner werkeln an einer Atombombe. Da soll man sich keine Sorgen machen?

SZ:Sie interessieren sich für Politik?

Osbourne: Ein wenig. Ich treffe den ein oder anderen Politiker, die laden mich ein, obwohl ich keine Lust mehr auf Einladungen habe. Ich will lieber zu Hause bleiben.

SZ:Wen haben Sie schon alles getroffen?

Osbourne: Alle möglichen. Bei George W. Bush war ich zu einem Dinner eingeladen, da bin ich auf den Tisch gesprungen, als er mich in seiner Rede erwähnte. Keine Ahnung, wie das ausging, ich war dicht. Die Queen habe ich getroffen und Prince Charles, ich schätze sie sehr. Eine Begegnung vergesse ich nie, mit Tony Blair vor Jahren. Er sagte zu mir: "Wissen Sie, dass ich auch in einer Rock'n'Roll-Band war? Und ich habe es nie geschafft, die richtigen Akkorde bei Iron Man zu spielen." Ich dachte, was redet er für einen Stuss, habe aber nichts gesagt. Während der spricht, sterben Menschen in Kriegen, bauen Irre Atombomben, schmilzt der Planet. Diese Typen da oben sollen verdammt nochmal die Welt retten, nicht Gitarre üben.

Ozzy Osbourne wurde 1948 als John Michael Osbourne in Birmingham geboren. Sein Vater war Werkzeugmacher, seine Mutter arbeitete in einer Autofabrik. Mit fünf Geschwistern wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf, verließ die Schule mit 15 Jahren und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, wegen Diebstahls saß er sechs Wochen im Knast. 1968 gründete er mit Terry Butler, Tony Iommi und Bill Ward die Band "Black Sabbath", die als Erfinder des Heavy Metal gilt. "Paranoid" wird ihr größter Hit. 1979 wurde er wegen seiner Drogenexzesse aus der Band geworfen, seither ist er als Solokünstler unterwegs. Die größte Bekanntheit erreichte er mit "The Osbournes", der MTV-Doku über seine Familie. Allein in den USA sahen die Serie, die von 2002 bis 2005 lief, acht Millionen Zuschauer. Osbourne lebt mit seiner zweiten Frau Sharon, 57, mit der er seit 1982 verheiratet ist, in Beverly Hills. Mit ihr hat er drei Kinder: Aimee, 26, Kelly, 25, und Jack, 24. Jessica, 37, und Louis, 34, stammen aus erster Ehe. Nun erscheint bei Heyne seine Autobiographie: "Ozzy".

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