Im Gespräch: Charlotte Gainsbourg:"Ich war besessen von Angst"

In Cannes wurde sie als beste Schaupielerin ausgezeichnet: Charlotte Gainsbourg über ihre Schamgrenzen, den Genuss der Gewalt und den Moment, als sie dem Tod nahe war.

Dirk Peitz

Die ewige Tochter berühmter Eltern wartet in einer neumodischen Hotelbar um die Ecke des Musée d'Orsay. Charlotte Gainsbourg, schmal, blass, auf noch seltsamere Art als ihre Mutter Jane Birkin unwiderstehlich interessant, holt aus einer Apothekentüte eine Tablettenschachtel. Sie drückt eine Riesenpille raus, wogegen oder wofür will sie verständlicherweise nicht verraten. Sie schluckt die Bombe runter, schaut dann erst auf den Beipackzettel und kichert los. "Och", sagt sie, "ich hätte die in Wasser auflösen sollen." Na, dann kann es ja losgehen, und ihre Eltern, die lassen wir einfach mal außen vor.

Im Gespräch: Charlotte Gainsbourg: "Der Film urteilt nicht, obwohl in ihm viel angeklagt und viel Schuld diskutiert wird." Charlotte Gainsbourg wurde für ihre Rolle in "Antichrist" in Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet.

"Der Film urteilt nicht, obwohl in ihm viel angeklagt und viel Schuld diskutiert wird." Charlotte Gainsbourg wurde für ihre Rolle in "Antichrist" in Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet.

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Frau Gainsbourg, wie riecht eigentlich Lars von Trier?

Charlotte Gainsbourg: Wie meinen Sie das?

SZ: Nun ja, riecht er vielleicht nach Schwefel? Der Regisseur Ihres neuen Films "Antichrist" hat bei vielen Leuten, die mal mit ihm gearbeitet haben, einen lausigen Ruf. Björk beschuldigte ihn, er habe ihr die Seele geraubt, Nicole Kidman nannte ihre Dreharbeiten mit ihm "albtraumhaft", und John C. Reilly ist vom "Manderlay"-Set abgehauen. Ist Lars von Trier der Teufel, der wahre Antichrist?

Gainsbourg: Ich kann Sie beruhigen: Er hat einen sehr menschlichen Körpergeruch.

SZ: Er gilt als manipulativ und berechnend.

Gainsbourg: Aber ich wollte manipuliert werden. Ich wusste ja vorher, worum es in "Antichrist" gehen würde; das Drehbuch las sich schon gewagt.

SZ: Gewagt ist eine höfliche Formulierung, "Antichrist" ist ein echt kaputter Film. Man sieht Sie und Ihren Kollegen Willem Dafoe einige wirklich gesundheitsschädliche Dinge tun: Sie jagen Dafoe zum Beispiel eine Schleifsteinkurbel ins Bein...

Gainsbourg: Ich wollte darstellerisch so weit gehen. Und ich wollte, dass Lars mich in die Richtung stößt, in die er mich haben wollte. Geführt zu werden, angetrieben, das habe ich immer als das besondere Vergnügen des Schauspielberufs empfunden. Vielleicht ist meine wahre Motivation fürs Schauspielern, dass ich dabei meine Verschämtheit überwinden kann.

SZ: Da haben Sie sich mit "Antichrist" den richtigen Film ausgesucht. Er ist eine Art Beziehungshorrorfilm und handelt von der Trauer eines Paares, die völlig aus dem Ruder läuft.

Gainsbourg: Trauer ist nur ein Aspekt des Films. Es geht um ein Duell zwischen Mann und Frau. Und um den Konflikt, den Frauen mit sich selbst austragen: Mutter sein zu wollen und Liebhaberin. Dann gibt es noch die Frage nach der Grausamkeit der Natur. Eigentlich quillt dieser Film über von Fragen. Am Anfang dachte ich, er würde mir Antworten geben. Tut er jedoch nicht, er entlässt die Zuschauer mit ganz vielen Fragen aus dem Kino.

SZ: Wird damit nicht ein uraltes Vorurteil bestätigt: Das ist Kunst, und Kunstfilme nerven?

Gainsbourg: Oh, nein! Die Zuschauer werden ganz sicher nicht frustriert nach Hause gehen.

SZ: Richtig, sie werden eher zu Tode geängstigt, vielleicht auch angewidert sein, nicht wahr?

Gainsbourg: Dieser Film ist bestimmt nicht misogyn, das wurde ihm ja nach der Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes vorgeworfen. Ich bin mir sicher, dass er interessanter ist als das. Okay, eine gewisse männliche Angst vor der vermeintlichen Irrationalität von Frauen wird artikuliert. Aber der Film urteilt nicht, obwohl in ihm viel angeklagt und viel Schuld diskutiert wird.

SZ: Man sieht Sie ziemlich häufig nackt. Wie ging es Ihnen dabei?

Gainsbourg: Die Nacktszenen waren wirklich beängstigend. So etwas hatte ich noch nie gemacht. Ich habe mich nur einmal richtig ausgezogen in einem Film, ganz kurz, am Ende von "Der Zementgarten". Aber das war eher unschuldig. Ich war eigentlich immer sehr schüchtern darin, meinen Körper zu zeigen, nackt zu sein vor einer Kamera fand ich immer unbehaglich. Seltsamerweise diesmal nicht.

SZ: Sie fanden es beängstigend, aber nicht unbehaglich? Das müssen Sie erklären.

Gainsbourg: Es war von Anfang an klar, dass es ein, zwei Szenen geben würde, die man eher in einem Porno erwarten könnte. Wenn ich die Rolle spielen wollte, musste ich also von vorneherein meine Angst davor überwinden. Ich fühlte mich dann irgendwann wie eine kleine Soldatin: Ich hatte mich verpflichtet, meinem Regisseur zu folgen, und tat es, egal wohin. Die Nacktheit, der Sex vor der Kamera fühlten sich dann eher unwirklich an. Abgesehen davon wurde ich manchmal gedoubelt. Und in den Szenen mit mir selbst sieht man gar nicht so viel. Ich habe darum gebeten, obenrum nicht so oft nackt sein zu müssen. Es ist mir peinlich, meinen Oberkörper zu entblößen.

SZ: Haben Sie andere als die üblichen Schamgrenzen? Sie simulieren in einer Szene so verzweifelt Selbstbefriedigung, dass man sich als Zuschauer fast fürchtet - schämen sich aber, Ihre Brüste zu zeigen?

Gainsbourg: Das lässt sich nicht einfach in Körperregionen oder Handlungen erklären. Man versteht es vielleicht, wenn man sich den Entstehungsprozess des Films vergegenwärtigt. Sie müssen sich einen normalen Drehtag so vorstellen: morgens eine Szene, wo Willem Dafoe und ich uns im Wald anschreien; mittags eine Splatter-Szene, Blut überall; abends eine Szene, wo ich über mein totes Kind weine. Alles an einem Tag. Das bedeutet nicht, dass die einzelnen Dinge, die ich da vor der Kamera gemacht habe, banal wurden...

SZ: ...aber Sie mussten gedanklich Ihre Handlungen von deren möglichen moralischen Fragen trennen? Machen statt Denken?

Gainsbourg: Richtig. Das meinte ich mit dem Soldatischen. Das bedeutet aber nicht, dass ich jedes Schamgefühl verloren hätte.

Lesen Sie auf Seite 2, warum Charlotte Gainsbourg Momente der Gewalt beim Drehen genossen hat.

Die Angst vor der Freiheit

SZ: Grenzt das nicht trotzdem an Selbstverleugnung?

Gainsbourg: Im Gegenteil. Ich folge sehr gern Regeln, die andere gemacht haben. Wissen Sie was? Die schönste und beruhigendste Phase meines Lebens war die Schulzeit, da war alles vorgegeben. Als Künstler ist man ja eigentlich stolz darauf, Regeln zu brechen. Ich aber mag es, in meinen Spielräumen begrenzt zu werden, dann erst schaffe ich es, mich selbst auszudrücken. Meine künstlerische Einbildungskraft ist einfach nicht besonders ausgeprägt. Doch wenn ich Leidenschaft entwickele für etwas, für eine Geschichte zum Beispiel, die ein Film erzählen will, bekommt meine Imagination Flügel. Wenn Sie mir jetzt aber ein weißes Blatt hinlegen würden und mir sagen, ich solle mir etwas ausdenken und aufschreiben, dann würde ich völlig verkrampfen. Ein weißes Blatt bedeutet für mich: zu viel Freiheit. Ich bin halt gut darin, Anweisungen zu folgen.

SZ: Frau Gainsbourg, sind Sie Masochistin?

Gainsbourg: Nein. Aber ich gebe gern zu, dass irgendetwas in mir die Qualen beim Dreh von "Antichrist" auch gemocht hat. Es war, wenn Sie so wollen, ein kontrollierter Test der eigenen Leidensfähigkeit. Herrje, wenn ich mich jetzt so darüber reden höre, komme ich mir vor, als sei ich im Krieg gewesen! So schlimm war es nun auch wieder nicht.

SZ: Ging es bei Ihrem Leidenwollen nicht auch um den Genuss, den es bedeuten kann, die Kontrolle über sich abzugeben?

Gainsbourg: Verstehen Sie mich nicht falsch: Es geht mir nicht um Kontrollverlust. Aber ich mag Kontrollierbarkeit, die Messbarkeit, die ein vorgegebenes Regelwerk mit sich bringt. Ein Beispiel: Ich spiele Klavier, aber nur nach Noten. Ich habe Angst vor der Freiheit der Improvisation, ich folge lieber Vorgeschriebenem. Anderes Beispiel: Ich koche nur nach Rezeptbuch, ich wiege die Zutaten exakt ab, manchmal zwei oder drei Mal, zur Sicherheit, bis die Menge genau stimmt, und folge dann haargenau den Anweisungen.

SZ: Klingt ein wenig zwanghaft. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Gainsbourg: Mangel an Selbstbewusstsein? Oder, ein anderer Erklärungsversuch: Beim Dreh von "Antichrist" ist mir aufgefallen, dass ich die Momente von Gewalt genossen habe. Aber nicht, weil ich Gewalt als solche genießen würde. Sondern, weil ich durch ihre Heftigkeit mich selbst am ehesten vergessen konnte, meine ständige Selbstbeurteilerei.

SZ: Gewalt an sich fasziniert Sie nicht?

Gainsbourg: Absolut nicht, privat lebe ich ganz friedlich und harmonisch, ich liebe und werde geliebt, alles ist wunderbar. Vielleicht war es auch so, dass ich einfach zu lange nicht gearbeitet hatte vor "Antichrist" und zu viel Zeit gehabt hatte, mir Gedanken über mich selbst zu machen.

SZ: Es gab dafür einen triftigen Grund: Sie hatten im vorletzten Jahr eine Operation nach einer Hirnblutung. Wie arg war es?

Gainsbourg: Ziemlich arg.

SZ: Ihr Agent teilte der Presse damals mit, es sei harmlos.

Gainsbourg: Man will ja nicht die Pferde scheu machen.

SZ: Was war passiert?

Gainsbourg: Ich hatte 2006 einen Film mit Todd Haynes gemacht (den Dylan-Film "I'm Not There", d.Red.), und bevor der auf verschiedenen Festivals lief, bin ich in Urlaub gefahren, nach Amerika. Ich bin dort Wasserski gefahren, und dabei einmal heftig auf den Kopf gestürzt. Ich bin gleich ins Krankenhaus gefahren, doch die Ärzte sagten: Alles in Ordnung.

SZ: Sie wurden ohne Befund entlassen?

Gainsbourg: Richtig. Ich bekam ein paar Tage später furchtbare Kopfschmerzen und dachte, das sei dann wohl Migräne. Ich hatte noch nie Migräne gehabt, aber mein Kopf war ja gerade erst völlig durchgecheckt worden, also konnte es nur Migräne sein. Ich heulte vor Schmerzen, pumpte mich voll mit Tabletten und fuhr trotzdem ein paar Wochen später noch nach Venedig zu den Filmfestspielen.

SZ: Zurück in Paris sind Sie endgültig im Krankenhaus gelandet.

Gainsbourg: Es ging nichts mehr. Ich wurde dann noch mal in den Kernspintomographen geschoben. Dass es ernst war, konnte man danach den Gesichtern der Ärzte ansehen. Wow, die haben mit offenen Mündern auf meine MRT-Aufnahmen gestarrt! Ich hatte eine ordentliche Hirnblutung, aber glücklicherweise drückte sie nicht unmittelbar auf das Hirn, das Blut hatte sich eher vorne unter der Stirn gesammelt, so wurde es mir jedenfalls erklärt.

SZ: Was geht einem bei der Diagnose durch den, nun ja: Kopf?

Gainsbourg: Es lief dann seltsamerweise alles ruhig ab, ich konnte meinen Mann anrufen und ihm sagen, dass er kommen solle... ich hatte Angst, aber keine Panik.

SZ: Was haben Sie als Letztes gesehen, bevor man Sie in den OP schob?

Gainsbourg: Meine Mutter. Sie winkte mir.

SZ: Was glauben Sie, hat sie in dem Moment gedacht?

Gainsbourg: Dass es vielleicht das letzte Mal ist, dass sie ihre Tochter lebend sieht.

SZ: Verdammt.

Gainsbourg: Kann man so sagen.

SZ: Haben Sie sich innerlich verabschiedet?

Gainsbourg: Nein. Ich habe vor der Operation nur rasch etwas aufgeschrieben für meine Kinder, eine Botschaft an sie, falls wirklich etwas schiefgeht. Dieser Moment fühlte sich zugleich total melodramatisch und total surreal an. Ich entschied mich dann, ihn einfach surreal zu finden. Nun ja, ich war zu dem Zeitpunkt vollgepumpt mit Medikamenten, meine Wahrnehmung war wohl etwas eingeschränkt.

SZ: Ihre Kinder sind noch jung, sechs und zwölf. Ihr Vater wiederum ist gestorben, als Sie 19 waren. Haben Sie jetzt nicht gedacht: Hoffentlich wiederholt sich die Geschichte nicht, und ich mache die nächste Generation Gainsbourg zu Halbwaisen?

Gainsbourg: Nein, darüber habe ich zum Glück nicht nachgedacht.

Lesen Sie auf Seite 3, was der Tod für Charlotte Gainsbourg bedeutet.

"Okay, Charlotte, das war es"

SZ: Wenn man früh den Vater verliert, überhaupt einen nahen Menschen, verliert man dann nicht auch in gewissem Sinne seine Unschuld - die Unschuld des Heranwachsenden, nicht über den Tod nachdenken zu müssen?

Gainsbourg: Ich habe mich als junge Frau entschlossen, den Tod einfach zu ignorieren. Ihn nicht zu verdrängen, sondern: einfach auf ihn zu pfeifen. Ich hatte, ganz ernsthaft, keine Angst vorm Tod. Die Sache mit der Hirnblutung hat das verändert, die Angst vor der eigenen Sterblichkeit wird größer und größer. Ich hoffe wirklich inständig, dass das mit zunehmendem Alter nicht noch schlimmer wird.

SZ: Der Glaube soll da angeblich helfen.

Gainsbourg: Ach, nein. Dafür ist es bei mir entweder zu früh. Oder schon zu spät.

SZ: Wissen Sie noch, was Sie beim Aufwachen nach der Operation dachten?

Gainsbourg: Ich war überwältigt von der Freude, noch am Leben zu sein. Aber diese Freude geht vorbei, man vergisst sie, der Alltag schüttet sie zu, die Scherereien des Lebens. Es ist eine Schande, dass man diese Freude nicht konservieren kann, sie nicht jederzeit wieder abrufen kann.

SZ: Weshalb ist das so?

Gainsbourg: Man kann als Mensch offenbar nicht die ganze Zeit glücklich sein, erfüllt vom Gedanken: hach, ich bin am Leben! Das beschäftigt einen, man denkt: Bin ich etwa unfähig zur Dankbarkeit? Ich hatte außerdem die ganze Zeit Angst davor, dass nach der Operation vielleicht doch was zurückgeblieben war, dass etwas nicht stimmte mit meinem Kopf. Zwischendurch fürchtete ich, ich würde verrückt.

SZ: Warum?

Gainsbourg: Ich hatte hin und wieder ein paar Wortfindungsstörungen und dachte sofort: okay, Charlotte, das war es. Ich war regelrecht besessen von der Angst um meinen Kopf. Das Schrecklichste war der Gedanke: Wenn ich in dem Moment, wo ich dem Tod nah gewesen bin, die Gefahr nicht empfunden habe - fühle ich dann überhaupt noch was? Was zum Teufel ist los mit mir?

SZ: Hat diese Erfahrung auch Ihre Sicht auf den Schauspielberuf verändert? Hat sie Sie womöglich extremer gemacht, auch bereiter für etwas wie "Antichrist"?

Gainsbourg: Mir wurde nur irgendwann klar: Ich brauchte eine echte Aufgabe, etwas richtig Hartes, ein Gegengift. Ich hatte ein ganzes Jahr lang nicht gearbeitet und stattdessen dauernd über mich nachgedacht, meinen Gesundheitszustand. Ich hab nur noch im Kernspintomographen gelegen, irgendwann brauchte ich den regelrecht, um medizinisch bestätigt zu bekommen: Ich ticke noch ganz sauber. Irgendwann wünschte ich nichts sehnlicher, als mich endlich wieder lebendig zu fühlen. Durch Arbeit, durch etwas Extremes.

SZ: Wussten Sie, dass angeblich Eva Green ursprünglich Ihre Rolle in "Antichrist" spielen sollte?

Gainsbourg: Ich wusste nur, dass ich nicht die Erstbesetzung war.

SZ: Unangenehm, oder? Man wäre doch gern immer Wunschkandidat.

Gainsbourg: Als Schauspielerin muss man da pragmatisch sein. Es war klar: Es gab die Absage einer Schauspielerin, Lars konnte aber nur zu dem Zeitpunkt drehen, er brauchte eine neue Hauptdarstellerin, und ich wollte diese Rolle.

SZ: Hat er Ihnen gesagt, warum Sie sie bekamen?

Gainsbourg: Nein. Vielleicht fand er niemand anderes auf die Schnelle, vielleicht gefiel ich ihm. Ich hab nicht nachgefragt.

SZ: Nicht mal hinterher?

Gainsbourg: Was hätte das noch geändert? Nein, ich wollte ihn in jeder Einstellung des Films überzeugen, dass ich die Richtige war. Und dann war es irgendwann vorbei.

SZ: Frau Gainsbourg, was bedeutet Ihnen der Darstellerpreis, den Sie in Cannes als beste Schauspielerin für Ihre Rolle in "Antichrist" bekommen haben?

Gainsbourg: Ganz ehrlich?

SZ: Deshalb reden wir hier doch.

Gainsbourg: Alles, der Preis bedeutet mir alles.

SZ: Als endgültige Anerkennung Ihrer Arbeit?

Gainsbourg: Klar. Aber wenn Sie mich fragen, was der Preis für mein Leben bedeutet - gar nichts. Da hat sich nichts geändert. Für die Arbeit aber musste ich ihn als innere Messlatte so schnell wie möglich wieder vergessen.

SZ: Sonst?

Gainsbourg: Sonst hätte ich mich nie wieder vor eine Kamera gestellt. Und das wäre auch keine Lösung, oder?

Charlotte Gainsbourg, 38, ist Schauspielerin und Sängerin. Erstmals künstlerisch in Erscheinung trat die Tochter von Serge Gainsbourg und Jane Birkin im Alter von 14 Jahren, mit einem Skandallied: "Lemon Incest" war ein Duett mit ihrem Vater, der Text kreiste um das Thema Pädophilie, die Single wurde 1985 ein Hit. Im selben Jahr hatte Charlotte Gainsbourg ihren ersten Auftritt in einem Film, neben Catherine Deneuve in "Parole et musique". Es folgten bis heute mehr als dreißig weitere Filme, darunter zuletzt "21 Grams", "The Science Of Sleep" und "I'm Not There". Gainsbourg hat mit ihrem Lebensgefährten, dem Regisseur und Schauspieler Yvan Attal, zwei Kinder, Ben ist zwölf, Alice sechs Jahre alt. Gainsbourg arbeitet derzeit neben der Schauspielerei auch an einem neuen Popalbum, ihrem dritten. "Antichrist" läuft von 10. September an in den deutschen Kinos.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: