Hot Jazz:Die Könige

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Biréli Lagrène trifft Stochelo Rosenberg

Von Oliver Hochkeppel, München

Für den Thron des absoluten Hot-Jazz-Gitarrenkönigs gibt es natürlich auch einige Kronprinzen, einen Diknu Schneeberger zum Beispiel. Noch aber teilen sich mehr oder weniger zwei Etablierte die Regentschaft, und im Prinzregententheater kommt es nun zum Aufeinandertreffen der beiden: Biréli Lagrène und Stochelo Rosenberg.

Der 48-jährige niederländische Sinto Stochelo Rosenberg gewann mit zwölf Jahren seinen ersten Gitarrenwettbewerb; sein erstes Album spielte er aber erst mit 21 ein. Zwei Platten später schon bekam er die Goldene Gitarre des Fachmagazins Guitarrist für seine Verdienste um die Akustikgitarre. Am bekanntesten ist er dank einer Familienangelegenheit, dem Rosenberg Trio mit seinen Cousins Nous'sche und Nonnie. Insgesamt hat Rosenberg den Pfad des Gypsy Swing selten verlassen, egal welche Stücke er adaptierte. Eine Ausnahme war die Begleitung des Liedermachers Hermann van Veen.

Der zwei Jahre ältere, im elsässischen Soufflenheim geborene und nach wie vor im Elsass lebende Biréli Lagrène dagegen wurde zwar mit der Familientradition des Manouche-Jazz groß - nicht zuletzt dank seines "Entdeckers", des slowakischen Bassisten Jan Jankeje, für dessen Label Jazzpoint Biréli mit zwölf Jahren sein erstes Album aufnahm. Später sog Lagrène im Jazz-Mutterland USA alle möglichen Stile auf. Eine Entwicklung, die wohl nicht alle Wunderkinder schaffen würden, die schon mit 13 Jahren den Preis der Deutschen Schallplattenkritik gewinnen und mit Stephane Grapelli auf Tour geschickt werden.

Den wichtigsten Schritt zur Emanzipation, zur eigenen Handschrift tat Lagrène, als er sich 1986 dem exzentrischen E-Bass-Revolutionär Jaco Pastorius anschloss. Mit ihm stürzte er sich in die wilden Fusion-Experimente der Achtzigerjahre, was ihm die Zusammenarbeit mit Größen wie Stanley Clarke, Mike Stern oder Anthony Jackson, später auch mit Al Di Meola und Richard Galliano einbrachte. Lagrènes endgültigen Durchbruch als stilistisch eigenständiger Gitarrist markierte wohl sein viertes "Blue Note"-Album "Standards" mit André Ceccarelli und Niels Henning Ørsted-Pedersen. Hier präsentiert Biréli Lagrène seine typische Mischung aus Jazz-Harmonik, Fusion-Drive und George-Benson-Gefühl, die er in wechselnden Anteilen auch fortan pflegte.

Gemeinsam werden Biréli Lagrène mit seiner Band und Stochelo Rosenberg im Prinzregententheater vor allem die "ewigen" Stücke aus dem Repertoire des Meisters wie "Nuages", "Manoir de mes rêves" oder den "Minor Swing" zelebrieren. Mit irrwitzigen Tempoattacken, eigentlich unspielbaren Girlanden und Glissandi, dem berühmten Django'schen Sweeping und Tremolo-Picking, garniert mit viel Pentatonik und Zitat-Klaubereien. Aber auch andere Jazz-Standards und sogar der eine oder andere moderne Popsong wird sich im Gewand des Reinhardt'schen Hot Jazz wiederfinden. Ein Abend, an dem die einzige alte europäische Jazz-Tradition wieder auflebt und sich in der Gegenwart neu für die Zukunft aufstellt.

Biréli Lagrène & Stochelo Rosenbaum , Samstag, 29. Oktober, 20 Uhr, Prinzregententheater

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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