Hollywood:Schrumpfsucht

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Auch Will Ferrell wechselte mit seinem Agenten von der großen Schauspieler-Agentur CAA in Hollywood zum kleineren Konkurrenten UTA. (Foto: AP)

Einige der einflussreichsten Star-Agenten verlassen Hollywoods größte Schauspielagentur, um bei einem kleineren Konkurrenten zu arbeiten. Ein seltener Protest gegen den Globalisierungswahnsinn.

Von Susan Vahabzadeh

Es fing letzte Woche ganz harmlos an, zwei wichtige Agenten verließen CAA, die größte Agentur für Schauspieler in Hollywood. Sie wechselten, unter Mitnahme ihrer Klienten, zum viel kleineren Konkurrenten UTA. Es wurden dann, Stunde um Stunde, immer mehr - letztlich hatten elf Agenten das Lager gewechselt und nahmen, unter anderem, Will Ferrell und "Guardians of the Galaxy"-Star Chris Pratt mit.

Elf Leute, das müsste die größte Agentur Hollywoods eigentlich verschmerzen können: Bei CAA stehen immer noch die meisten Stars unter Vertrag, von Jennifer Aniston über George Clooney und Tom Hanks bis zu Reese Witherspoon - trotzdem nennt das Branchenblatt Variety die Massenflucht "ein Erdbeben". Der Wechsel der Agenten zu UTA könne CAA richtig schaden, das Vertrauen der Klienten erschüttern.

Vertrauen zu schaffen, nicht gerade eine Kernkompetenz der Filmindustrie, ist aber für Agenten ganz wichtig: Denn ihre Leistung ist nicht wirklich messbar; genaugenommen braucht sie ja überhaupt keiner, außer die Schauspieler und Regisseure, für die sie Verträge aushandeln. Dementsprechend wenig Mitleid schlägt ihnen entgegen, schlechtes Karma: Man findet, die CAA-Chefs, die jetzt den Konkurrenten UTA verklagen wollen, sollten sich nicht so anstellen. Ihre eigene Firma ist nämlich genauso entstanden, damals, 1975, war das Opfer die inzwischen nicht mehr existierende William Morris Agency.

Warum aber diese Flucht? Es ging nicht nur um Geld, das hätte sich regeln lassen. Eine ganze Reihe von Agenten hat man mit Gehaltserhöhungen noch von einem Wechsel zu UTA abhalten können. Der Unmut bei CAA soll vor allem entstanden sein, seit die Agentur vor fünf Jahren Anteile an eine Private-Equity-Gesellschaft verkauft hat und auf Expansionskurs ging. Das Geschäft soll in Zukunft global betrieben werden und sich nicht mehr nur auf Film und Fernsehen konzentrieren. CAA mischt immer mehr im Sportgeschäft und in der Modebranche mit. Die Agenten seien zu UTA gegangen, heißt es, gerade weil die Agentur kleiner und konzentrierter ist. Und das gibt es in der Filmindustrie, ach, in der ganzen Industrie wirklich nicht oft - dass jemand freiwillig auf die Weltherrschaft verzichtet.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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