Hollywood-Komödie:Es regnet "Interview"-DVDs für Nordkorea

Bekommen (vielleicht) noch mehr Publikum: James Franco (links) und Seth Rogen in einer Szene des Kinofilms "The Interview". (Foto: dpa)
  • In der Hollywood-Komödie "The Interview" wird der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un im Auftrag der CIA ermordet.
  • Ein in Südkorea lebender Exil-Nordkoreaner behauptet nun, er habe Tausende DVDs des Films mit Ballons über die Grenze geschickt.
  • Er möchte den Nordkoreanern zur Abwechslung ein anderes Bild ihres Staatsoberhaupts zu zeigen - es ist jedoch fraglich, ob die Aktion ihr Ziel erreicht.

Ein neues Kapitel in der Causa "The Interview", der Skandalkomödie über die Ermordung des Diktators Kim Jong-un: Der in Südkorea lebende Exil-Nordkoreaner Lee Min-bok behauptet, in den letzten Monaten in vier Nacht-und-Nebel-Aktionen tausende Kopien des Films per Ballon über die Grenze in seine alte Heimat entsandt zu haben.

Den Film, in dem Seth Rogen und James Franco im Auftrag der CIA nach Nordkorea reisen, um Kim zu eliminieren, fände er zwar nicht lustig, sondern ziemlich vulgär, sagte Lee dem US-Sender CNN, der ihn bei seinem letzten Manöver begleitet hat. Aber er wolle, dass seine Landsleute mal ein anderes Bild ihres Despoten zu sehen bekämen, das ihn nicht als unantastbaren Gott zeige.

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Machthaber Kim Jong Un soll liquidiert werden: Zwar nur in einem Hollywood-Streifen, doch das reicht Nordkorea, um eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen einzureichen.

Nordkoreanische Grenzwächter sollen bei dem Versuch gesichtet worden sein, die Ballons mit ihrer subversiven Fracht abzuschießen.

Wobei fraglich ist, ob die Aktion überhaupt etwas bringt: der Durchschnittsnordkoreaner hat keinen Internetzugang und erst recht keinen DVD-Player daheim. Vielleicht auch deshalb will Lee gleich noch ein paar tausend Flugblätter mitgeschickt haben, um weitere Aufklärung zu leisten. Mit dieser Methode versuchen Aktivisten schon länger die Bevölkerung in der abgeschotteten Diktatur zu erreichen.

Zudem könnte das Sony-Studio jetzt bei Lee nachhaken, ob er die vielen, vielen "Interview"-Exemplare denn legal erworben hat - oder ob es sich um Raubkopien handelt.

Sony war Ende letzten Jahres von anonymen, laut FBI-Informationen wohl nordkoreanischen Hackern erpresst worden. Weil das Studio den Film mit seiner Anti-Nordkorea-Propaganda nicht zurückziehen wollte, veröffentlichte die Hackergruppe "Guardians of Peace" pikante Firmeninterna wie Gehälter und E-Mail-Korrespondenzen.

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