Hörenswert:Vom Westen träumen

Franko van Lankeren und seine Debüt-EP als "The King of Cons"

Von Martin Pfnür

Nein, ein Unbekannter ist Franko van Lankeren, der im April dieses Jahres unter dem Namen The King of Cons seine selbstbetitelte Debüt-EP als Solomusiker veröffentlichte, in der Münchner Musiklandschaft ganz sicher nicht mehr. Denn da gibt es ja diese Band, mit der er zwei absolut hörenswerte Alben zwischen lässigem College-Rock und hochmelodischem, mit elektronischen Versatzstücken angereichertem Indie-Pop veröffentlichte, mit der er 2013 eine ganze Europa-Tournee der Sportfreunde Stiller durch ausverkaufte Großhallen begleitete - und mit der er (nicht zuletzt auch deshalb) als Sänger und Gitarrist durchaus auch über die Grenzen des Freistaats Bayern hinaus für einiges Aufsehen sorgte.

Anfang letzten Jahres beschlossen die vier Talking Pets, eine kreative Pause auf unbestimmte Zeit einzulegen, sie hätten sich "ein wenig in ihrem Sound festgefahren", sagt van Lankeren. Da hatte er jedoch schon längst angefangen, parallel an seinem Soloprojekt zu arbeiten und sich zusammen mit seinem älteren Bruder, dem versierten Berufsmusiker Ron van Lankeren (der auch schon bei der Castingshow "The Voice" auf der Bühne stand) ein hübsches Studio in Giesing eingerichtet. Der dort über einen langen Zeitraum hinweg ausgetüftelte, immer wieder aufs Neue auf der Bühne getestete, und - abgesehen von Mix und Mastering - komplett in Eigenregie aufgenommene musikalische Entwurf kommt nun ebenso vertraut wie neu daher. Da ist zwar immer noch dieses feine Gefühl für einprägsame Melodien und süße Harmonien, für griffige Refrains und kluge Arrangements, das auch schon den Sound der Talking Pets auszeichnete - was das musikalische Genre anbelangt, ist The King Of Cons (übersetzt: "Der König der Betrüger") dann aber doch ganz woanders zuhause.

Es ist der Folk in der amerikanischen Tradition à la Johnny Cash, Bob Dylan oder Woody Guthrie, dem Franko van Lankeren auf den sieben Stücken seiner EP stilistisch und textlich nachspürt, ihn mal klassischer und reduzierter interpretiert, ihn mal in geschliffener und fein ausproduzierter Form mehr dem Pop zuführt.

Mit musikalischer Betrügerei hat das Ganze dennoch nichts zu tun, denn es ist alles da, was den Charme dieser alten Musiktradition auszeichnet: Das fein ziselierte Fingerpicking auf der akustischen Gitarre und der - heute leider viel zu selten zu hörende - rurale Sound der Mundharmonika, die Siedler und die Pioniere, die Höhlen und die Waschbären, die Flüsse und die endlosen staubigen Landstraßen, das Erzählen vom permanenten Unterwegssein und das Träumen vom amerikanischen Westen, der ja tatsächlich einmal ein wilder, unerschlossener, mystisch aufgeladener war.

Während Franko van Lankeren sich bei seinen Auftritten in aller Regel von Talking-Pets-Schlagzeuger Lennart Stolpmann am Drumpad unterstützen lässt, wird er im Biergarten der Glockenbachwerkstatt eine klassische Soloshow als Folkbarde an der Akustischen geben. Den luziden musikalischen Träumen vom amerikanischen Westen, die da im Giesinger Studio entstanden, wird das freilich ganz und gar nicht schaden.

The King Of Cons, Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, Glockenbachwerkstatt, Eintritt frei

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