Hörenswert:Schöner Horror

Das neue Album von "Murena Murena"

Von Dirk Wagner

Für Schallplatten wie "Shame Over" (Totally Wired), dem zweiten Album der Münchner Rockband Murena Murena um den Künstler und Theaterkomponisten Daniel Murena, wurde der Kopfhörer erfunden, zwischen dessen Lautsprechern Murenas psychedelischer Rockabilly ein farbenprächtiges Kopfkino entfaltet. Die auditiven Kamerafahrten, die sich einem Song auch mal aus der Perspektive einer Hi-Hat nähern, sind so spannend, dass die Songstrukturen hinter den Klangkunstwerken fast zweitrangig erscheinen.

Wo der Künstler Bernhard Luginbühl noch riesige Holzskulpturen schuf, bevor er sie in seinen Verbrennungsaktionen aufflammen ließ, scheint Murena seine Klangskulpturen aus Flammen zu schaffen. Da geht der Hall schon mal dem verhallten Gesang voraus. Sowohl dieser als auch die Gitarrenfiguren folgen dabei dem Vorbild alter Rock'n'Roll-Pioniere und ihrer Jünger wie Alan Vega oder Nick Caves Birthday Party. Die erzählten Geschichten wie die des Witwers, der sich auf das Grab seiner Frau legte, um sich im Schlaf bis zu ihrem Sarg hinunter zu graben, basieren auf Meldungen aus dem Internet. Murena schafft daraus musikalische Horrorgeschichten, die er im Gegensatz zum wirklichen Horror in dieser Welt den schönen Horror nennt. Das Ganze klingt jedenfalls gruselig schön!

Murena Murena, "Shame Over" (Totally Wired Records), Samstag, 9. April, 21 Uhr, Milla, Holzstr. 28

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