Hörenswert:Partybastler

"Europa (in Dub)" - das neue Album von "La Brass Banda"

Als La Brass Banda eine Bierzelt-Tour starteten, war das erstaunlich. Nicht, weil Bierzelte unter dem Niveau dieser studierten Neo-Blasmusikanten lägen. Verblüffend war eher, wie Bandboss Stefan Dettl die Faszination Bierzelt begründete. Er schwärmte davon, wie spannend die Herausforderung sei, mit technischem Know-How und Pipapo einen ordentlichen Sound unter die Planen zu frickeln. La Brass Banda als Sound-Nerds, die sich in Klangräume versenken - eine neue Seite. Die zeigen sie nun auf "Europa - in Dub" (Sonymusic) in Perfektion. Die Stücke ihres Platz-3-Albums "Europa" von 2013, die sie zum Teil für "Kiah Royal" noch einmal akustisch und live vor Kühen in einem Stall eingespielt haben, gibt es nun in gutem alten jamaikanischen Echokammer-Handwerk.

Schon 2012 pumpten La Brass Banda bei ihrem Haus-Festival, dem "Chiemsee Reggae Summer", als Soundsystem von einem Feuerwehrbus aus einige ihrer Stücke als Dub-Version in die Menge. Die waren, auf Musikkassette kopiert, alsbald vergriffen und gelegentlich in Münchner Clubs zum Party-Höhepunkt zu hören. Heuer im Frühjahr wandelten die Chiemgauer in London auf den Spuren ihrer Vergangenheit - hier hatten sie bei der BBC in einer "World-Sound-Show" vor acht Jahren ihr erstes Radiokonzert gespielt. Diesmal zogen sie nach dem Konzert mit Musikern von Franz Ferdinand durch die Pubs und landeten nach der Sperrstunde im Studio ihrer Freunde. Zusammen versumpfte der bayerisch-britische Gaudiwurm mit Reggae- und Dub-Spielereien. La Brass Banda hatten so eine Spaß daran, dass sie zu Hause die "Europa"-Songs neu einspielten und mit dem Londoner Material kombinierten.

Dann war der Dub-Spezialist der Banda dran: Schlagzeuger Manu da Coll, der sich als Elektrobastler in der Szene als Captain Yossarian einen Namen gemacht hat. Er liebt das "Musizieren am Mischpult", wie er es nennt. Verblüfften La Brass Banda bisher damit, Elektrosound wie "Around The World" von Daft Punk mit Pauken und Trompeten, aber mit vollem Disco-Druck live nachzuspielen, zerlegt da Coll hier den Bläserklang und Dettl-Singsang in seine Einzelteile und setzt ihn elektronisch mit allerlei Effekten neu zusammen. "Tecno" wird durch Sound-Schleifen geschleift, "Jacqueline" wird zum funky Afrobeat mit Brummelbass, in "Holland" jauchzen metallische Sprungfedern aus dem Balkangewimmel, "Schweden" wird rhythmisch von Handclaps befeuert und mit Roboterstimme beschallt, ehe sich ein hallendes Jazz-Saxofon wie Balsam über das aufgestachelte Land legt. Eher nichts für Bierzelte, aber für so ziemlich jede andere Party.

La Brass Banda, Do., 20. Aug. Pfaffenhofen, Fr., 4. Sep., Landshut, So., 13. Sep., Passau

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