Hertzkammer:Zitierfreudig: Roosevelt kommt ins Kong

Von Martin Pfnür

Über den Fluss, der den Pop und die elektronische Tanzmusik trennt, wurden ja schon die schönsten Brücken gebaut. Caribou, LCD Soundsystem, Hot Chip, alle haben sie große Alben veröffentlicht, die das Melodische und das physisch Erlebbare, das Song- und das Track-Format, die Griffigkeit und die Tanzbarkeit miteinander verschmelzen. "Indietronics" nannte man diese Klänge zwischen den Stühlen in den Neunzigern, mittlerweile könnte man sie auch "Musik für alle" nennen, denn kaum ein Phänomen jenseits des Mainstreams nimmt Tanzwütige und Hipster, Stubenhocker und Indiepopper so umfänglich für sich ein wie dieses.

Perfekt passt auch der junge Kölner Marius Lauber alias Roosevelt in die obige Riege - und das nicht nur, weil er 2012 von Hot-Chip-Mastermind Joe Goddard auf Youtube entdeckt wurde und seitdem bei dessen Label Greco Roman unter Vertrag steht. Nein, Lauber ist quasi den Vorzeigeweg gegangen, hat als Schlagzeuger der Indierocker Beat! Beat! Beat! angefangen, lernte 2010 im Studio das Techno-Pop-Duo Coma kennen - und bald auch die elektronische Musik zu schätzen. "Früher fand ich, dass das alles gleich klingt", sagt er. "Aber es gibt da diesen hypnotischen Effekt, diese Möglichkeit des ,musikalischen Erzählens', die in der Gitarrenmusik so einfach nicht vorhanden ist."

Nun erzählt Lauber also in zwei Sprachen, ist im Pop und auf dem Dancefloor gleichermaßen zuhause, spielt seine Musik solo ein, um sie dann mit Band auf die Bühne zu bringen. Er zeigt sich dabei ähnlich zitierfreudig wie die Formation seines Label-Chefs: Vier Stücke finden sich auf der Debüt-EP "Elliot", und alle speisen sich aus verschiedenen Quellen. Da ist der pumpende und blubbernde Titeltrack, der sich im Sound an Caribous Großwerk "Swim" anlehnt; das verhallte, mit dem Chillwave à la Washed Out kokettierende "Around You"; der geschmeidig-melancholisch rollende Disco-Pop von "Montreal" oder auch die erfrischende Funkyness der Debütsingle "Sea". Sein präsidialer Künstlername habe übrigens keine tiefere Bedeutung, räumt Lauber ein, beweist aber auch hier sein Gespür für klangliche Ästhetik: "Roosevelt - das klingt einfach nur schön", sagt er.

Roosevelt, Freitag, 29. Mai, 21 Uhr, Kong, Prielmayerstraße 6

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