Hertzkammer:Wut der Innovativen

Die Hip-Hopper "Dälek" in der Roten Sonne

Von Martin Pfnür

Der Hip-Hop mag in seinem Wesenskern weiterhin ein ungemein offenes Genre sein. Und doch machen Underground-Ausnahmephänomene wie die Formation Dälek aus Newark, New Jersey bewusst, wie deckungsgleich diese im Grunde unerschöpflichen Quellen von den meisten Hip-Hop-Acts angezapft werden. Wo sich das Gros der Künstler seine Samples irgendwo zwischen Soul, Funk oder Jazz zusammenklaubt, haben Dälek mit ihrem 1997 erschienen Debüt "Negro, Necro, Nekros" einen Weg eingeschlagen, der weit fernab der üblichen Hip-Hop-Koordinaten verläuft.

So fließen kühle bis noisige Industrialsounds à la Einstürzende Neubauten ebenso in ihren hybriden Kosmos ein wie atmosphärisch aufgeschichtete Shoegaze-Gitarrenwände im Stile von My Bloody Valentine oder die experimentellen Strukturen einer Krautrockband wie Faust, mit der Dälek 2004 ein etwas schwer verdauliches Album mit dem schönen Titel "Derbe Respect, Alder" aufnahmen. Letzteren verdienen sie sich Dälek auch mit ihrem Ansatz der gleichberechtigten Gewichtung von Sound und Lyrics. Anders als sonst üblich sind die Raps von Will Brooks alias MC Dälek zumeist tief in die Produktion eingebettet.

In der Roten Sonne stellen Dälek nun mit "Endangered Philosophies" ihr neues Album vor, welches sich in seiner apokalyptischen Grundstimmung und seinem Titel als klarer Kommentar zur gefährdeten Weltordnung unter Trump lesen lässt. Das ist hochaktuell, mit Wut, Flow und Dringlichkeit in der Stimme vorgetragen - und musikalisch ebenso innovativ wie der gesamte Katalog dieser wunderbar eigenen Gruppe.

Dälek, Samstag, 16. Juni, 21.30 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

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