Hertzkammer:Schicht auf Schicht

"Mount Kimbie" in der Muffathalle

Kolumne von Martin Pfnür

Nein, ein Zufall ist es wohl nicht, dass Dominic Maker und Kai Campos ihr Projekt mit einem Berggipfel überschreiben. Stehen die beiden als Mount Kimbie doch für eine Musik, die sich Schicht auf Schicht, Detail auf Detail, zu einer Art Klangmassiv aufstapelt. Drei Alben hat das Londoner Duo bis dato vorgelegt - und sich mit jedem auch ein Stück weit neu erfunden. Gerieten bereits die ersten beiden zu stilistischen Hybriden, für deren schwer greifbare Melange zwischen gleitenden R'n'B-Rhythmen, sphärischen Ambient-Klängen und bassmassierten Club-Referenzen man Zuschreibungen wie den "Post-Dubstep" einführte, kreieren Mount Kimbie auf "Love What Survives" nun abermals einen Sound, der wie geschaffen für neuen Begriffs-Unsinn zu sein scheint.

Gesanglich unterstützt von jungen Londoner Größen wie King Krule oder James Blake, die ihre Stimmen rotzig raunzend respektive zart schmelzend erklingen lassen, verschieben die Klanglaboranten ihren Fokus in Richtung eines digital-analogen Band-Sounds. Großartig ist das, wie sie sich da in "Blue Train Lines" per E-Bass und stoisch repetitiven Drum-Patterns durch ein Geflecht an Synthesizer-Drones arbeiten; wie sie in "Marilyn" fein verhallte Marimba-Sounds mit einem ungeraden Beat kreuzen; oder wie sie den Soul in Blakes Stimme mit "We Go Home Together" in eine schwül verorgelte "A Whiter Shade Of Pale"-Hommage einbetten.

Und klar, auch für diese Musik wird sich alsbald ein Post-Irgendwas-Begriff finden. Einstweilen reicht es jedoch auch, sich dieses herrlich undefinierbare Durcheinander einfach nur anzuhören. Am besten natürlich live im Konzert.

Mount Kimbie, Do., 16. November, 21 Uhr, Muffathalle, Zellstraße 4

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