Hertzkammer:Legen und legen lassen

Techno mit Jay Clarke in der Roten Sonne

Von Sabine Gietzelt

Der Techno-DJ hatte es schon mal einfacher. Längst wird Techno in Kreisen musikalisch ambitionierter junger Menschen mit Misstrauen beäugt. Zu oft erscheint dieses einst zukunftsorientierte Genre inzwischen als gestriges Modell - dank Ballermann und Co. Stattdessen hört man heutzutage lieber Electro in seinen reich verzweigten, zeitgemäßen Spielarten. Dennoch gibt es keinen Mangel an Nachwuchskünstlern.

Jay Clarke kommt aus London. Zunächst hat er überwiegend die Platten anderer aufgelegt, dann ein Label gegründet, auf dem zwei eigene EPs erschienen. Nun ist Clarke auch auf einem angesagten deutschen Label zu Hause. Clarke ist also gerade mitten auf dem klassischen Weg zu einer DJ-Karriere: erst legen, dann legen lassen. Jay Clarke gilt gerade noch als Neuer auf dem Markt. In vielen Clubs, die er auf seiner aktuellen Tour bespielt, ist er zum ersten Mal. So ist auch sein Auftritt in der Roten Sonne eine Premiere für ihn. "Red Sun" nennt er den Münchner Club charmant. Jay Clarkes Techno ist durchaus in der Lage, den von Clubgängern ersehnten Trance-Zustand hervorzurufen, aber er ballert weder das Hirn aus seiner Umhüllung, noch ist sein Sound allzu ätherisch.

Zumindest seine neueren Tracks sind eine gelungene Gratwanderung zwischen fettem Brett und abgespeckter Eleganz in geradezu klassischem Techno-Outfit der Pionierzeit. Auf Clarkes ersten Veröffentlichungen ging es noch druckvoller und dunkler zur Sache. Ein paar dieser Tracks standen deutlich breitbeiniger und derber im Raum. Es steht offen, in welche Richtung Clarke sich entwickeln wird. Die Zeiten, in denen Gott ein DJ war beziehungsweise umgekehrt, sind vorbei, was nicht heißt, dass Techno nicht auch heute noch gut sein darf. Zu überprüfen wäre das in der Roten Sonne.

Jay Clarke, Samstag, 20. August, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

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