Hertzkammer:Keller mit Klasse

Der Club "Rote Sonne" feiert sein Zehnjähriges

Von Martin Pfnür

Seit zehn Jahren geht es nun also schon diese Kellertreppe hinunter, durch die Eisentür hindurch, hinein in diesen schlauchartigen Raum mit seinem Holzboden, der mitsamt den darauf Tanzenden zuverlässig zwischen Donnerstagabend und Sonntagmorgen in Schwingung versetzt wird.

Zehn Jahre Kellertreppe, zehn Jahre Schlauchraum, zehn Jahre Holzboden, zehn Jahre Rote Sonne. Geht man von der relativen Kurzlebigkeit von Clubs im Allgemeinen und Münchner Clubs im Speziellen aus, darf man als Nachtschwärmer dankbar sein für dieses Jubiläum. Denn mal ehrlich: Um wie viel ärmer wäre das Münchner Nachtleben, gäbe es da in den Ausläufern der sogenannten Feierbanane nicht diesen Club, der sich sehr deutlich von den zahlreichen austauschbaren Balz- und Ballerbeatstätten zwischen Stachus und Sendlinger Tor abzuheben versteht? Ganz sicher: erheblich ärmer.

Das Tolle an diesem Kellerschlauch, dessen Name weniger auf einen Sonnenuntergang als vielmehr auf Rudolf Thomes Kommunenfilm "Rote Sonne" von 1970 verweist, war und ist natürlich das Programm. Geht man in die Rote Sonne, geht man nicht zwangsläufig dorthin, um sich die Seele aus dem Leib zu tanzen. Man geht ebenso gerne dorthin, um Konzerte von Altpunkern wie den Goldenen Zitronen, von Hamburger-Schule-Größen wie Frank Spilker (Die Sterne), von Krautrocklegenden wie Faust, Cluster oder dem einstigen Can-Trommler Jaki Liebezeit zu besuchen. "Die Rote Sonne lebt auch von dieser inhaltlichen, Genre-sprengenden Spannung, das kitzelt den Geist und macht uns einfach Freude", sagt Peter Wacha aka DJ Upstart, der wie seine Partnerin Dorothea Zenker und Martin "The Notwist" Gretschmann zur fünfköpfigen Führungsriege der Roten Sonne gehört.

Für besagte Spannung gab es letztes Jahr den begehrten Deutschen Spielstättenprogrammpreis, nicht zuletzt auch deshalb, weil es den Machern der Roten Sonne eben nicht genug ist, das Prinzip "Techno-Club" mit feinen Konzerten aus dem Underground-Segment aufzubrechen. Sie schwärmen auch immer wieder gerne aus, um mit Veranstaltungen wie dem "Superrave" im Backstage oder der "Grünen Sonne" (einem mal Indoor- mal Outdoor-Festival, das dieses Jahr etwa in Hohenpeißenberg stattfand) auch im Freien zu feiern und dabei Künstler zu präsentieren, für die die Kapazität des Clubs (etwa 350 Personen) einfach nicht ausreicht.

Das Jubiläum zum Zehnten wird indes standesgemäß in den eigenen Hallen begangen, was in diesem Falle bedeutet: zehn Jahre Rote Sonne - zehn Tage Programm. Zwischen dem 23. Juli und dem ersten August wird der Club von einem Aufgebot bespielt, das die ganze Vielschichtigkeit des Rote-Sonne-Bookings in kompakter Form abbildet. Da ist etwa der ebenso schwer gehypte wie hörenswerte Soundlaborateur Nicolas Jaar aus New York, der die Feierlichkeiten mit einem DJ-Set einleiten wird; da sind die ewigen Pop-Avantgardisten F.S.K. um Thomas Meinecke, die sich am 29. Juli einfinden werden; oder auch das Düsseldorfer Duo Mouse On Mars, das mit seinem frickelig-verstrahlten Soundlandschaften bereits seit den frühen Neunzigern zu becircen weiß und es am 25. Juli fiepen, blubbern, grooven lässt. So viel mehr wird hier noch geboten, dass man an dieser Stelle besser auf die Club-Website verweist und stattdessen schon mal gratuliert. Mögest du noch lange scheinen, Rote Sonne!

Zehn Jahre Rote Sonne, Do., 23 Juli bis Sa., 1. August, Programm unter www.rote-sonne.com

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