Hertzkammer:Höllische Balladen

DJ Hell arbeitet an einem neuen Album

Von Martin Pfnür

Im Grunde ist ja alles erzählt über diese weit gereiste bajuwarische DJ-Legende, über Helmut Josef Geier aus dem oberbayerischen Altenmarkt an der Alz, reife 53 Jahre alt, Berufsname DJ Hell oder einfach nur Hell, Betreiber des Labels International Gigolo Records, seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und damit wesentlicher Gründungsvater einer Szene, die ohne ihn kaum mehr vorstellbar ist. DJ Hell, das ist heute so sehr deutsche Techno-DNA wie sonst wohl nur noch Westbam oder Sven "Papa" Väth. Was gibt es also noch zu erzählen über diesen Giganten?

Nun, der Mann arbeitet dem Vernehmen nach tatsächlich wieder an einem neuen Soloalbum, seinem ersten seit dem fulminanten Doppel- und Konzeptmonstrum "Teufelswerk" von 2009, mit dem er forsche Detroit- und Chicago-Grooves mit proto-elektronischen Klanglandschaften à la Kraftwerk kombinierte. Im Herbst dieses Jahres soll es so weit sein mit der Veröffentlichung, und was der Meister in Interviews mit den Berliner Magazinen Friedrich und blu verlautbaren lässt, ist durchaus dazu angetan, wenn schon nicht Vorfreude, so doch großes Interesse zu schüren. Zwölf Stücke habe er bereits fertig produziert, fünf weitere seien "in verschiedenen Studios mit diversen Künstlern" in der Mache, berichtet Hell. So weit, so - zumindest für DJ-Hell-Maßstäbe - gewöhnlich. Richtig spannend wird es allerdings, was die konzeptuelle und musikalische Ausrichtung anbelangt: Mehrsprachig wolle er diesmal aufnehmen, kündigt der Oberbayer an, mit deutschen, englischen und spanischen Gesangslinien, sogar mit Tracks auf Japanisch wolle er es versuchen.

Und die Musik? Im Moment arbeite er an "diversen Balladen und Liebesliedern", bei der vorab erscheinenden Single "Anywhere, Anytime", zu der er gerade den Videodreh in Rio de Janeiro abgeschlossen habe, gebe es indes "klare musikalische Referenzen zu den Beach Boys und dem Songwriting Brian Wilsons". Keine Frage, das sind Informationen, die einen als Hell-Aficionado erst mal schlucken lassen. DJ Hell, der kühle Grandseigneur der Tanzböden, mit Balladen und Liebesliedern? DJ Hell, der Bass- und Beatmeister, und die süß ineinander verflochtenen Harmonien der Beach Boys? Puh, der Mann scheint diesmal viel zu wagen.

DJ Hell, Freitag, 12. August, 23 Uhr, Bob Beaman, Gabelsbergerstraße 4

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: