Hertzkammer:Grundsätzlich heiter

Joscha Creutzfelds "Mixtapes" in der Registratur

Von Sabine Gietzelt

"Up My Alley", so ein Labelname lässt viel Raum für Interpretationen. Das ist gut, wenn man ein Label gründet, bei dem viel möglich und alles offen sein soll. Aber ist dies auch das, was der Gründer will? Joscha Creutzfeldt könnte man das unterstellen, wenn man ihm und seinen DJ-Sets zuhört. Seine im Internet kursierenden Mixtapes sind kunterbunte Gemischtwarenläden. Ein bisschen Disco, fetter Funk, Latin, House und Hip-Hop - hier bevorzugt der Meister die Marke Old School. Und zwischendrin darf es auch etwas ruhiger sein und der Hörer die müde getanzten Knochen mit Downbeat entspannen.

Joscha Creutzfeldt macht es vielen recht und bevorzugt dabei die schnelle Abwechslung. Selten genug ist eine solche Aussage ein Adelsprädikat. Hier aber ist sie es. Denn Joscha Creutzfeldt packt Musik eben nicht in leicht miteinander mischbare Genre-Kästchen, sondern in Kategorien, die "gut", "besser" oder "großartig" heißen. Creutzfeldt ist eindeutig Musikfan und nicht Dienstleister der Beschallungsindustrie, und er mag auch keine allzu großen Partys. Dazu passt, dass er in der letzten Zeit hart daran arbeitet, dem deutschen Ableger eines amerikanischen Radiosenders auf die Beine zu helfen. "Dublab" heißt das Ding, das Creutzfeldt als Alternative zum Mainstream sieht und wo neben elektronischer Musik viel Platz für Jazz, Afrobeat und Brasilianisches freigeräumt ist, was eine weitere musikalische Leidenschaft des Plattensammlers ist. Neu, alt , trendy oder cool sind nicht seine Kriterien. Zu seinen "Einsame-Insel-Platten" gehören Sade und Jorge Ben, seine erste Platte war "Bad" von Michael Jackson.

Joscha Creutzfeldts Mixtapes sind also nicht nur gute Unterhaltung für Hertzkammer-affine Freunde elektronischer Musik. Auf manchen Stücken streicheln Besen über Trommelfelle, und Klaviere werden gespielt statt gesampelt. In anderen Mixtapes nehmen Songs von Kendrick Lamar, Roy Ayers, Al Green oder Barrington Levy die Rolle der Klassiker ein, dazwischen platziert Creutzfeldt seine eigenen Schützlinge namens Flak, Mieux oder Sekuoia, die er auf seinem Label veröffentlicht und wirklich noch große Unbekannte sind.

Denn Creutzfeldt ist auch ein begeisterter Talentscout. Seine Mixtapes entstehen übrigens oft, wenn er eine Show in Plattenläden gibt, also an Ort und Stelle; und auch in sogenannten "Spätis", nachts geöffneten Einkaufsläden, hat er schon einen Mix zusammengestellt. Es gilt außerdem: Creutzfelds Mixtapes haben eine grundsätzlich heitere Stimmung: sie verlassen sich nicht nur auf ballernde Technobeats und sind durchaus auch tagsüber gut zu hören. Radio hat Joscha Creutzfeldt übrigens schon früher gemacht. Da nannte er sich gemeinsam mit seinem DJ-Partner: Freischwimmen.

Joscha Creutzfeldt, Freitag, 22. Januar, 21 Uhr, Registratur, Müllerstraße 42

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