Hertzkammer:Eisiges Feuer

Der Hamburger DJ und Produzent Oliver Huntemann im Harry Klein

Von Martin Pfnür

Kalte Lagerhäuser, verlassene Großbaustellen, bläuliches Fleisch: Es mögen durchaus drastische visuelle Entsprechungen sein, mit denen Oliver Huntemann seine Musik auf Facebook beschreibt - zutreffend sind sie allemal. Wohnt den Tracks des 48 Jahre alten Techno-Pioniers aus Norddeutschland doch eine reduzierte Kühle, ein fast schon bösartiger Minimalismus inne, der in seiner heruntergebrochenen Konzentration aufs Wesentliche auch leise Erinnerungen an die Düsseldorfer Elektronik-Urgesteine Kraftwerk weckt.

Eben diese strenge Kühle ist es auch, mit der sich Huntemann längst als gefeierte Größe im Techno-Zirkus etabliert hat. Seit bald zwei Dekaden reist der gebürtige Oldenburger nun schon als DJ um den Globus und beschallt die Tanzflächen dieser Welt mit dem forschen, kristallin-technoiden Drive seiner Sets. Kein Wunder also, dass da nur wenig Zeit bleibt, um an eigenen Produktionen zu arbeiten. Während der in Hamburg wohnhafte Produzent, DJ und Labelbetreiber immer noch auf einen Nachfolger seines ausgezeichneten letzten Albums "Paranoia" von 2011 warten lässt, auf dem er mit düster betitelten Tracks wie "Delirium"oder "Phantom" die dunkle, ja dreckige Seite des Techno ausleuchtete, ist im Oktober vergangenen Jahres mit dem Doppelalbum "Retrospectivo 2008-2016" zumindest eine Sammlung jener Tracks erschienen, die er zusammen mit dem iranisch-amerikanischen Produzenten Ali Shirazinia alias Dubfire per jahrelangem Online-Datenaustausch kreierte.

Veröffentlicht auf Huntemanns eigenem Label "Senso Sounds" und ergänzt durch diverse Remixe, unter anderen von Tech-House-Legende Carl Cox, lohnen sich auf "Retrospectivo" ganz besonders die vier dunklen Tracks der konzeptuell interessant angelegten Serie "Elements", mit der Dubfire & Oliver Huntemann die Elemente Feuer ("Fuego"), Wasser ("Agua"), Erde ("Terra") und Luft ("Aire") vertonen. Zwar bleibt die Verbindung zwischen dem Charakter der Elemente und dem Klangbild der Tracks meist im Abstrakten, und doch finden sich in den mal energisch zischelnden, mal geschmeidig liquiden, mal trocken pochenden, mal flächig schwebenden Sound-Patterns immer wieder subtile Querverweise auf ihren Titel. Da stört es auch nicht, wenn das Feuer manchmal etwas eisig klingt.

Oliver Huntemann, Samstag, 28. Januar, Einlass 23 Uhr, Harry Klein, Sonnenstraße 8

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: