Hauptrollen in Actionfilmen:Liga der starken Frauen

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Jennifer Lawrence in "The Hunger Games"

(Foto: picture alliance / dpa)

In Hollywood deutet sich ein Paradigmenwechsel an. Zahlreiche prägende Figuren in Actionfilmen und Science-Fiction-Serien sind Frauen. Damit sich der Trend dauerhaft etabliert, müssen die Filme aber auch weiterhin Hollywoods wichtigstes Kriterium erfüllen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Natürlich gibt es sie noch, die Liga der muskulösen Männer - sie besprechen gerade das dritte Klassentreffen, das von Alphamännchen Sylvester Stallone veranstaltet wird. Bruce Willis wird bei "Expendables 3" nicht mehr mitmachen, dafür kommt Harrison Ford zum ersten Mal dazu. Wieder dabei: Arnold Schwarzenegger, Mickey Rourke, Mel Gibson, Dolph Lundgren, Steven Seagal.

Böse Zungen behaupten, dass diese Schauspieler gemeinsam auftreten müssen, weil sie sonst kaum noch Angebote für Hauptrollen bekommen. In Hollywood deutet sich nämlich ein Paradigmenwechsel an, der kürzlich auf der Comic-Con in San Diego thematisiert wurde: Die prägenden Figuren in Actionfilmen und Science-Fiction-Serien sind Frauen.

Es brauchte einen überaus erfolgreichen Film, damit die Nachahmen-erfolgreicher-Projekte-Maschinerie in Hollywood angeschmissen wurde. Das war "Hunger Games" mit Jennifer Lawrence, der im vergangenen Jahr weltweit mehr als 700 Millionen US-Dollar eingespielt hat und im November mit "Hunger Games: Catching Fire" eine Fortsetzung bekommt.

Werbung für die neuen Charaktere

"Wenn etwas funktioniert, dann machen es Menschen nach und erzeugen einen Trend - und gerade sind die Zielgruppe jene Menschen, die Bücher für junge Erwachsene lesen", sagt Lucy Fisher in einem Interview mit der Los Angeles Times. Sie ist die Produzentin des Films "Divergent", der im kommenden Jahr in die Kinos kommen wird. Die Hauptfigur: eine junge Frau, die durchaus austeilen kann, verkörpert von Shailene Woodley.

Die war auf der Comic-Con und bewarb nicht nur ihren Film, sondern auch die neuen Charaktere: "Ich war selbst immer jemand, der Verantwortung übernimmt und gerne wild ist. Es ist wichtig, dass derzeit in Filmen und Serien jungen Frauen die Möglichkeit gegeben wird, sich als unerschrocken, stark und selbstverantwortlich zu präsentieren."

Kämpfende Heroinnen sind nicht neu: Es gab bereits Sigourney Weaver in den Alien-Filmen, es gab Uma Thurman in "Kill Bill" und es gab Angelina Jolie als Lara Croft in der Verfilmung des Videospiels "Tomb Raider". Das waren einzelne, überaus erfolgreiche Filme. Aber noch kein Trend.

Wider die überzeichneten Stereotype

Neu ist derzeit zum einen die Häufung sowohl in Filmen als auch in Fersehserien: Im August kommt "The Mortal Instruments: City of Bones" in die Kinos, die Dämonenbekämpferin Clary Fray wird von Lily Collins verkörpert. Im November folgt "Ender's Game" mit Hailee Steinfeld als Petra Arkanian, die mit einer Armee von Kindern gegen eine Alieninvasion ankämpft. "Durch die Arbeit an diesem Film habe ich gemerkt, dass ich gerne starke Frauen spielen möchte", sagte Steinfeld auf der Comic-Con. Ihr nächster Film: "The Keeping Room", in dem ihre Figur im Bürgerkrieg das Haus gegen feindliche Soldaten verteidigen muss.

In Fernsehserien gibt es die Waffenexpertin Fiona Glennanne in Burn Notice, die Anführerin Gemma in Sons of Anarchy, es gibt Daenerys Targaryen in Game of Thrones, Ziva David in NCIS - und Carrie Mathison in Homeland. "Ich wollte schon immer eine weibliche Figur spielen, die die Handlung vorantreibt", sagt Mathison-Darstellerin Claire Danes: "Ich wollte nicht nur die Geschichte eines anderen Protagonisten unterstützen. Und ich wollte nicht nur fade sein und hübsch aussehen."

Das ist die zweite Neuigkeit bei den weiblichen Actionhelden. Natürlich ist Lara Croft eine beeindruckende Frau - aber sie läuft auch gerne in Hotpants und bauchfreiem Shirt herum, während sie Artefakte sucht und Gegner tötet. Die Heroinnen in den Filmen und Fernsehserien derzeit sind nicht mehr überzeichnete Stereotype in körperbetonter Bekleidung. Sie kämpfen in Jeans und schlabberigem T-Shirt. Sie haben etwas zu sagen, ihre Figuren sind tiefgründig und streitbar.

Autorin Vanessa Taylor, unter anderem an Game of Thrones beteiligt, erklärte diesen wichtigen Paradigmenwechsel in der LA Times so: "Irgendwann haben wir alle beschlossen, dass die Prinzessin nicht immer gerettet werden kann. Plötzlich gab es die resoluten Prinzessinnen, die eine Waffe hatten und geholfen haben, den Prinz zu retten. Jetzt gibt es diese Frauen, die selbst der Prinz sind."

Kämpfen, um weiterhin kämpfen zu dürfen

Es gibt also einen Trend in Hollywood - es gibt aber auch eine Regel in dieser Stadt: Es bleibt nur, was erfolgreich ist. Damit sich ein Trend dauerhaft etabliert, muss er Zuschauer begeistern und Geld einspielen. Frauen müssen derzeit also kämpfen, um auch weiterhin kämpfen zu dürfen.

Forscher der University of Southern California gaben kürzlich eine Studie heraus, sie hatten die 100 erfolgreichsten Filme des Jahres 2012 untersucht. Das Ergebnis: Nicht einmal 30 Prozent der sprechenden Figuren waren Frauen. Das sollte sich in den kommenden Jahren ändern. Den Schnitt drücken könnte allerdings "Expendables 3", der für August 2014 angekündigt ist. Die Anzahl sprechender Frauen dürfte trotz der Mitwirkung von Milla Jovovich gegen Null tendieren.

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