"Hasta la Vista, Sister!" im Kino:Die Asche und die Revolution

Film "Hasta la vista, Sister!" mit Eva Birthistle und Charity Wakefield im Kino

Die Schwestern Rosa und Ailie reisen in "Hasta la vista, Sister!" nach Kuba.

(Foto: X-Verleih)

Zwei Schwestern erleben auf Kuba eine verwickelte Odyssee, obwohl sie doch nur die Asche ihres toten Vaters verstreuen wollen. Das ist mal lustig, mal melancholisch - und am Ende rasselt der britisch-kubanische Film "Hasta la Vista, Sister!" fröhlich durch alle Genre-Raster.

Von Susan Vahabzadeh

Idealismus und Jugend gehören irgendwie zusammen, für viele Dinge ist man später im Leben einfach zu abgebrüht. Rosa, Anfang zwanzig, gespielt von Eva Birthistle, ist Schottin und lebt in Glasgow, im trüben, Cameron-regierten Vereinigten Königreich, und träumt sich auf der anderen Seite des Ozeans das Paradies herbei. Sie verdankt ihren Namen Rosa Luxemburg und gibt sich Mühe, diesem Erbe gerecht zu werden: als politische Aktivistin. Wir lernen sie beim Unterschriftensammeln kennen, der Revolution verschrieben, wie sie, findet Rosa, nur in Kuba vollendet wurde - im Land, in dem ihre Eltern einst glücklich waren und Rosas Ideal von einer großen Liebe lebten, ungefähr so, wie sie sich Sydney Pollack in "Havanna" vorstellte: als Himmelsmacht, die in der politisch gemeinsamen Sache ihre Erfüllung sucht.

Die Mutter ist lange schon tot, und nun, während sie auf der Straße mit Zottelmähne und Alternativ-Klamotten Unterstützung sucht, braust ihre Schwester heran: Ailie (Charity Wakefield), der krasse Gegenentwurf zur blonden Rosa: dunkelhaarig, todschick und viel zu beschäftigt mit den angenehmen Seiten des Lebens, um einen Gedanken an die Revolution zu verschwenden.

Derzeit hat sie ohnehin andere Sorgen: Rosa war vor einer Weile schon unbekannt verzogen, und nun hat Ailie sie gerade noch rechtzeitig erwischt, um sie zur Trauerfeier des Vaters zu schleppen - Rosa hatte keinen Kontakt mehr zu ihm. Sie findet, die Stiefmutter habe ihn ins Establishment gezerrt. Auf der Trauerfeier rastet sie dann auf sehr jugendliche Art aus: Sie schnappt sich die Tasche ihrer Schwester, kippt heimlich Vaters Asche hinein und macht sich auf nach Kuba, um sie dort zu verstreuen, felsenfest davon überzeugt, dass auch die Mutter dort ruht, irgendwie.

Ein bisschen britisch, ein bisschen kubanisch

Der Regisseur John Roberts hat in den Neunzigern einige Filme gedreht, "Hasta la Vista, Sister!" ist sein erster seit mehr als zehn Jahren, ein kleiner britischer Indie-Film, allerdings mit der Besonderheit, dass es eigentlich nur zum Teil ein britischer Film ist. Zum Teil ist er kubanisch - und ein Film, der von Kuba erzählt, auf Kuba gedreht ist und dann doch ganz locker damit umgeht, wie antirevolutionäre Kräfte versuchen, sich Touristinnen zur Flucht zu angeln, das ist mindestens selten.

Was Roberts dann auf Kuba zu erzählen gefunden hat, ist vielleicht nicht weltbewegend, aber ganz schön. Die Sorte Kino, die fröhlich durch alle Genre-Raster rasselt, ein Coming-of-Age-Movie, ein Road-Movie, ein Schwestern-Film, eine Salsa-Romanze, als die beiden Schwestern einen Profitänzer (Carlos Acosta) kennenlernen, lustig und melancholisch im Wechsel.

Verwickelte Odyssee

Ailie kommt mit nach Kuba, als selbsternannte Stimme der Vernunft, und dabei findet sie zumindest bald heraus, woher die Entfremdung zwischen den beiden kommt, und wie allein, verlassen und unterlegen sich Rosa immer gefühlt hat in ihrer Familie.

Es kommt zu einer verwickelten Odyssee, die sich über die halbe Insel erstreckt, bei der eine erquickliche Auswahl von Jungs im Spiel ist und Papas Überreste zwischenzeitlich mal verloren gehen. Die beiden Schwestern lernen, wie die Wirklichkeit es schafft, jeder noch so idealistischen oder romantischen Vision einen fiesen Beigeschmack zu verpassen. Bei den Eltern hatten wohl beide wesentliche Entwicklungen nicht recht mitbekommen; und die Ideale der Revolution hat in Kuba dann keiner, der den beiden über den Weg läuft, so verinnerlicht wie Rosa.

Day of the Flowers, GB/Kuba 2012 - Regie: John Roberts. Drehbuch: Eirene Houston. Kamera: Vernon Layton. Mit: Eva Birthistle, Charity Wakefield, Carlos Acosta, Bryan Dick, Christopher Simpson. X-Filme, 95 Minuten.

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