Hamburg:Elbphilharmonie soll nun 789 Millionen kosten

Elbphilharmonie in Hamburg

Eine Computergrafik zeigt die geplante Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A im Hamburger Hafen nach einem Entwurf des Architektenbüros Herzog & de Meuron. Seit fast eineinhalb Jahren ruhen die Arbeiten auf der Elbphilharmonie-Baustelle.

(Foto: Herzog & de Meuron/dpa)

"Nach bestem Wissen und Gewissen fehlt da nichts": Laut Bürgermeister Olaf Scholz wird die Hamburger Elbphilharmonie insgesamt 789 Millionen Euro kosten - eine neue Rekordzahl im jahrelangen Konflikt um das Prestigeprojekt.

Deutschlands teuerstes Kulturprojekt, die Hamburger Elbphilharmonie, wird die Steuerzahler laut Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) insgesamt 789 Millionen Euro kosten. Darin enthalten seien sämtliche Nebenkosten, sagte Scholz in der Hansestadt. "Nach bestem Wissen und Gewissen fehlt da nichts."

Das Prestigeprojekt würde damit gut zehnmal teurer als 2005 vom damaligen Bürgermeister Ole von Beust (CDU) veranschlagt. Damals war von rund 77 Millionen Euro die Rede. Auf der Baustelle im Hafen herrscht schon seit rund anderthalb Jahren Stillstand, weil sich die Vertragspartner so lange nicht einigen konnten.

Erst im März hatte Scholz mit Hochtief einen Vertrag geschlossen, wonach der Essener Baukonzern künftig sämtliche Risiken übernimmt und das Konzerthaus bis Ende Oktober 2016 zum "Globalpauschalfestpreis" von 575 Millionen Euro zu Ende baut. Nicht berücksichtigt waren dabei jedoch unter anderem die Finanzierungs- und Baukosten für den kommerziellen Teil und die Vorplanungskosten. Noch teurer wird es laut Stadtspitze nun wohl nicht mehr.

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) übte scharfe Kritik an der Arbeit der Vorgängersenate. "Klar ist: Was wir beim Bau der Elbphilharmonie erleben, hätte vermieden werden können", erklärte er. Wenn die Verantwortlichen zu Beginn "den Mut und die Bereitschaft" gehabt hätten, die Bau-Planungen erst abzuschließen und dann die Aufträge zu vergeben, dann wäre möglicherweise klar geworden, dass das Konzerthaus nicht für die ursprünglich genannten Summen zu realisieren sei.

Eine Chronologie der Ereignisse:

Oktober 2001: Der Architekt Alexander Gérard tritt an den Hamburger Senat mit der Idee heran, eine neue Konzerthalle auf dem Kaispeicher A zu realisieren.

Juni 2003: Die Schweizer Star-Architekten Herzog & de Meuron präsentieren den ersten Entwurf der Elbphilharmonie.

Juli 2005: Die erste Machbarkeitsstudie geht von Gesamtkosten in Höhe von 186 Millionen Euro aus. Der Anteil der öffentlichen Hand soll bei 77 Millionen Euro liegen.

August 2005: Das Ehepaar Helmut und Hannelore Greve spendet 30 Millionen Euro für den Bau. Weitere Spenden in Höhe von 10 Millionen Euro kommen vom Unternehmer Michael Otto und der Reemtsma-Stiftung.

Juni 2006: Der Österreicher Christoph Lieben-Seutter wird als Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle vorgestellt.

November 2006: Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gibt bekannt, dass die Elbphilharmonie teurer wird als geplant. Die Kosten steigen auf 241,3 Millionen Euro, der Anteil der Stadt auf 114,3 Millionen Euro.

April 2007: Grundsteinlegung Elbphilharmonie.

November 2008: Kultursenatorin Karin von Welck räumt ein, dass sich die Kosten für den Steuerzahler um 209 Millionen Euro auf 323 Millionen Euro erhöhen. Als neuer Eröffnungstermin wird der Mai 2012 angegeben.

Mai 2010: Der von der Hamburger Bürgerschaft einstimmig eingesetzte parlamentarische Untersuchungsausschuss nimmt seine Arbeit auf, um die Ursachen der exorbitanten Kostensteigerungen herauszufinden.

Mai 2010: Richtfest auf der Baustelle der Elbphilharmonie. Die Feierlichkeiten werden von Protesten begleitet.

Juli 2011: Der Baukonzern kündigt erneut eine Verzögerung an. Nun soll die Elbphilharmonie erst am 15. April 2014 übergeben werden.

November 2011: Stillstand auf der Baustelle: Hochtief stellt die Arbeiten am Dach wegen Sicherheitsbedenken ein.

2. Februar 2012: Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagt vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss aus. Er übernimmt die politische Verantwortung, würde aber wieder so entscheiden.

14. April 2012: Der Senat legt einen Plan zum Weiterbau der Elbphilharmonie vor. Gleichzeitig setzt die Stadt Hochtief ein Ultimatum, das Dach bis zum 31. Mai abzusenken.

5. Juli 2012: Kurz vor dem Ablauf eines zweiten Ultimatums einigen sich die Stadt und Hochtief auf ein gemeinsames Eckpunktepapier, das alle strittigen Fragen klären soll. Es muss jedoch noch in eine rechtsverbindliche Form gebracht werden.

23. November 2012: Das Saaldach der Elbphilharmonie wird erfolgreich abgesenkt, d.h. mit dem Gebäude verbunden. Der Streit darüber war einer der wesentlichen Gründe für den einjährigen Baustillstand.

15. Dezember 2012: Die Stadt Hamburg will die Elbphilharmonie gemeinsam mit Hochtief zu Ende zu bauen. Das komplette Gebäude mit Hotel und Parkhaus kostet nun 575 Millionen Euro, die Fertigstellung ist für Herbst 2016 geplant.

1. März 2013: Die Stadt Hamburg gibt bekannt, dass sie sich mit Hochtief vertraglich auf den gemeinsamen Weiterbau der Elbphilharmonie geeinigt hat.

Die Elbphilharmonie soll einmal zu den zehn besten Konzerthäusern der Welt gehören. Das spektakuläre Gebäude aus Glas der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron entsteht auf einem alten Kaispeicher direkt an der Spitze der Hafencity. Der markante, wellenförmige Glasbau ist an der höchsten Stelle 110 Meter hoch, die Glasfassade besteht aus rund 1100 Fensterelementen. Auf 37 Metern Höhe ist die zentrale Plaza als öffentlicher Raum frei zugänglich. Der Außenrundgang um das Haus bietet spektakuläre Ausblicke auf den Hafen und die Stadt.

Das Herzstück der Elbphilharmonie, der große Konzertsaal mit 2150 Plätzen, ist nach dem Weinberg-Prinzip gebaut - mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben ist. Aus Schallschutzgründen ruht der 12.500 Tonnen schwere Saal auf 362 Federpaketen und ist damit vom restlichen Gebäude entkoppelt. In der Mitte hängt ein Reflektor, der den Klang im Raum verteilen soll. Neben dem Konzertsaal entsteht im Ostteil des Gebäudes ein Hotel auf 14 Ebenen mit 250 Zimmern, Wellness- und Konferenzbereich. Im Westteil entstehen 45 Luxuseigentumswohnungen

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