Hamburg:Stadt baut Elbphilharmonie mit Hochtief fertig

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Eine Computergrafik zeigt die geplante Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A im Hamburger Hafen nach einem Entwurf des Architektenbüros Herzog & de Meuron. Seit fast eineinhalb Jahren ruhen die Arbeiten auf der Elbphilharmonie-Baustelle. (Foto: Herzog & de Meuron/dpa)

Sie bietet neben Stuttgart 21 und dem Berliner Flughafen ein weiteres Endlosdrama unter den deutschen Großbauprojekten: die Elbphilharmonie. Nach extremen Kostensteigerungen und langem Konflikt will die Stadt Hamburg das Konzerthaus nun doch mit dem Konzern Hochtief zu Ende bauen.

Nach jahrelangem Streit haben sich die Stadt Hamburg und der Baukonzern Hochtief auf einen gemeinsamen Weiterbau des Prestigeprojekts Elbphilharmonie geeinigt.

Die Stadt Hamburg hat ihren Vertrag mit dem Konzern Hochtief zum gemeinsamen Weiterbau der Elbphilharmonie online veröffentlicht. "Es ist verhandelt, und es ist allen zu danken, die in harter Arbeit erkennbare und Mut machende Fortschritte erzielt haben", sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass Hochtief bis zum 30. Juni 2016 den Konzertbereich der Elbphilharmonie an die Stadt übergibt und die Gesamtabnahme bis zum 30. Oktober 2016 garantiert. Zudem übernimmt Hochtief sämtliche Planungs- und Baurisiken.

Der SPD-Senat unter Bürgermeister Scholz hatte sich schon im Dezember zur Fortsetzung der Kooperation bekannt, eine endgültige Zusage aber noch vom Abschluss detaillierter Vertragsverhandlungen bis zum 28. Februar abhängig gemacht.

Bei ihrer Grundsatzvereinbarung im Dezember hatten sich Hamburg und Hochtief auf eine feste Kostenobergrenze für die Stadt von 575 Millionen Euro und eine Übergabe des Gebäudes innerhalb von 40 Monaten geeinigt. Die Hamburger Bürgerschaft muss den Vertrag noch billigen.

Der Bau der Elbphilharmonie beschäftigt Hamburg aufgrund massiv steigender Kosten und wiederholter Verschiebungen des Eröffnungstermins seit Jahren.

Eine Chronologie der Ereignisse:

Oktober 2001: Der Architekt Alexander Gérard tritt an den Hamburger Senat mit der Idee heran, eine neue Konzerthalle auf dem Kaispeicher A zu realisieren.

Juni 2003: Die Schweizer Star-Architekten Herzog & de Meuron präsentieren den ersten Entwurf der Elbphilharmonie.

Juli 2005: Die erste Machbarkeitsstudie geht von Gesamtkosten in Höhe von 186 Millionen Euro aus. Der Anteil der öffentlichen Hand soll bei 77 Millionen Euro liegen.

August 2005: Das Ehepaar Helmut und Hannelore Greve spendet 30 Millionen Euro für den Bau. Weitere Spenden in Höhe von 10 Millionen Euro kommen vom Unternehmer Michael Otto und der Reemtsma-Stiftung.

Juni 2006: Der Österreicher Christoph Lieben-Seutter wird als Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle vorgestellt.

November 2006: Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gibt bekannt, dass die Elbphilharmonie teurer wird als geplant. Die Kosten steigen auf 241,3 Millionen Euro, der Anteil der Stadt auf 114,3 Millionen Euro.

April 2007: Grundsteinlegung Elbphilharmonie.

November 2008: Kultursenatorin Karin von Welck räumt ein, dass sich die Kosten für den Steuerzahler um 209 Millionen Euro auf 323 Millionen Euro erhöhen. Als neuer Eröffnungstermin wird der Mai 2012 angegeben.

Mai 2010: Der von der Hamburger Bürgerschaft einstimmig eingesetzte parlamentarische Untersuchungsausschuss nimmt seine Arbeit auf, um die Ursachen der exorbitanten Kostensteigerungen herauszufinden.

Mai 2010: Richtfest auf der Baustelle der Elbphilharmonie. Die Feierlichkeiten werden von Protesten begleitet.

Juli 2011: Der Baukonzern kündigt erneut eine Verzögerung an. Nun soll die Elbphilharmonie erst am 15. April 2014 übergeben werden.

November 2011: Stillstand auf der Baustelle: Hochtief stellt die Arbeiten am Dach wegen Sicherheitsbedenken ein.

2. Februar 2012: Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagt vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss aus. Er übernimmt die politische Verantwortung, würde aber wieder so entscheiden.

14. April 2012: Der Senat legt einen Plan zum Weiterbau der Elbphilharmonie vor. Gleichzeitig setzt die Stadt Hochtief ein Ultimatum, das Dach bis zum 31. Mai abzusenken.

5. Juli 2012: Kurz vor dem Ablauf eines zweiten Ultimatums einigen sich die Stadt und Hochtief auf ein gemeinsames Eckpunktepapier, das alle strittigen Fragen klären soll. Es muss jedoch noch in eine rechtsverbindliche Form gebracht werden.

23. November 2012: Das Saaldach der Elbphilharmonie wird erfolgreich abgesenkt, d.h. mit dem Gebäude verbunden. Der Streit darüber war einer der wesentlichen Gründe für den einjährigen Baustillstand.

15. Dezember 2012: Die Stadt Hamburg will die Elbphilharmonie gemeinsam mit Hochtief zu Ende zu bauen. Das komplette Gebäude mit Hotel und Parkhaus kostet nun 575 Millionen Euro, die Fertigstellung ist für Herbst 2016 geplant.

1. März 2013: Die Stadt Hamburg gibt bekannt, dass sie sich mit Hochtief vertraglich auf den gemeinsamen Weiterbau der Elbphilharmonie geeinigt hat.

Die Elbphilharmonie soll einmal zu den zehn besten Konzerthäusern der Welt gehören. Das spektakuläre Gebäude aus Glas der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron entsteht auf einem alten Kaispeicher direkt an der Spitze der Hafencity. Der markante, wellenförmige Glasbau ist an der höchsten Stelle 110 Meter hoch, die Glasfassade besteht aus rund 1100 Fensterelementen. Auf 37 Metern Höhe ist die zentrale Plaza als öffentlicher Raum frei zugänglich. Der Außenrundgang um das Haus bietet spektakuläre Ausblicke auf den Hafen und die Stadt.

Das Herzstück der Elbphilharmonie, der große Konzertsaal mit 2150 Plätzen, ist nach dem Weinberg-Prinzip gebaut - mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben ist. Aus Schallschutzgründen ruht der 12.500 Tonnen schwere Saal auf 362 Federpaketen und ist damit vom restlichen Gebäude entkoppelt. In der Mitte hängt ein Reflektor, der den Klang im Raum verteilen soll. Neben dem Konzertsaal entsteht im Ostteil des Gebäudes ein Hotel auf 14 Ebenen mit 250 Zimmern, Wellness- und Konferenzbereich. Im Westteil entstehen 45 Luxuseigentumswohnungen

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