Großstadtliteratur:Quellen der Einsamkeit

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Taxis, Restaurants, Vergnügungsparks, Hotels, Passanten und Schaufensterbummler zogen die Aufmerksamkeit Maeve Brennans in ihren New York-Kolumnen auf sich. Oft stand sie selbst vor Schaufenstern. (Foto: Getty Images)

Dublin und New York als literarische Inspiration: Es lohnt sich, die Schriftstellerin Maeve Brennan zu entdecken. Der Steidl Verlag hat jetzt eine zweibändige Werkausgabe herausgebracht.

Von Eva Schäfers

Es war einer jener glücklichen Abende", schreibt Maeve Brennan in der New Yorker-Kolumne "Die Einsamkeit ihres Ausdrucks", "wenn der glühend heiße Sommertag sich bernsteingelb verfärbt, bevor er sich in die verschiedenen Schattierungen des Zwielichts auflöst, und in dem sonderbaren Glanz sah die aufragende Skyline der Stadt südlich von hier monumental und einsam aus." Sie beschreibt die Hitze der aufgeweichten New Yorker Gehsteige im Hochsommer oder wie sich die Leuchtreklamen in den vom Regen schwarz glänzenden Straßen spiegeln. Und wie die oft hässliche Stadt mit ihren Abbruchlöchern und heruntergekommenen Lagerhallen mit der Illumination des natürlichen oder künstlichen Lichts im Auge der Betrachterin eine Schönheit gewinnt. Doch diese Großstadt-Szenerien zwischen der 46. und der 49. Straße sind bei ihr oft nahezu menschenleer, und sie erinnern an die Gemälde von Edward Hopper, der die Einsamkeit von erlebnishungrigen Nachtschwärmern porträtierte. Hopper verstarb 1967, Maeve Brennan dagegen erst 1993, verarmt und vereinsamt.

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