Großformat:Wenn Sprache zu Musik wird

Wie fühlt es sich an, als Fremde nach Deutschland zu kommen? Die libanesische Comic-Künstlerin Zeina Abirached, die heute in Paris lebt, hat es für uns gezeichnet.

Von Martina Knoben

Ihre jüngste, in Deutschland noch unveröffentlichte Graphic Novel "Le Piano Oriental" (in Frankreich bei Casterman) erzählt von einem bilingualen Instrument. Einem Piano, auf dem sich Vierteltöne spielen lassen - eine Verbindung von östlicher und westlicher Musik. Ihr Urgroßvater habe so ein Piano in den Fünfzigern in Beirut tatsächlich erfunden, erzählt die Comic-Künstlerin Zeina Abirached. Sie wurde 1981 in Libanon geboren, in den Bürgerkrieg hinein, von dem sie in ihren autobiografischen Graphic Novels "Das Spiel der Schwalben" und "Ich erinnere mich" erzählte. Mit Anfang zwanzig zog sie nach Paris, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Sehr viel später besuchte sie das erste Mal auch Deutschland. "Ich war sehr überrascht zu entdecken, dass ich völlig 'lost in translation' war," erzählt Zeina Abirached. Das Gefühl der Verlorenheit und des faszinierten Staunens hat sie in einem Comic für die Süddeutsche Zeitung festgehalten. Schön und fremd klingt ihr da die deutsche Sprache in den Ohren, die sie bisher nur von Opernarien kannte. Sie liebt die Oper sehr - wie ihr Vater, der früher in Beirut immer sehr, sehr laut Opern gehört hätte ("vielleicht, um das Geräusch der Bomben zu übertönen"). In Berlin hört sie nun überall die Sprache von Mozart, Wagner, Berg, Strauss oder Gluck. Und weil sie die Bedeutung der Wörter um sie herum nicht versteht, wird ihr auch die deutsche Sprache zu reinem Klang, zu Musik.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: