Großformat:Ein Monster nimmt Gestalt an

Guillermo del Toros Film "The Shape of Water" ist dreizehn Mal für den Oscar nominiert. Sein Held ist ein geheimnisvoller Amphibienmann, dessen Existenz mit ein paar Skizzen begann.

Von Tobias Kniebe

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Bei manchen Kino-Kreaturen lässt sich sehr genau sagen, wem sie ihre Existenz verdanken. Der romantische Amphibienmann aus dem Film "The Shape of Water - Das Flüstern des Wassers", der vom 15. Februar an läuft, hat zwei Väter. Der erste ist der amerikanische Jugendbuchautor Daniel Kraus, der seit Teenagertagen von einer Geschichte geträumt hat, in der eine Putzfrau in einer Regierungsbehörde ein freundliches Wasserwesen befreit, das dort gefangen gehalten wird. Der zweite ist sein Freund und Partner, der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro, der sich als Kind immer gewünscht hat, dass der einsame Kiemenmann und die Menschenfrau in dem Mosterfilm "Der Schrecken vom Amazonas" (1954) zusammenkommen.

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So viel integrative Anziehungskraft über Speziesgrenzen hinweg war den Studiochefs von Hollywood jedoch selbst im Jahr 2014 noch unheimlich - weshalb del Toro beschloss, dem seltsamen Wesen mittels Zeichnungen und Modellen erst einmal eine anschauliche Form zu geben. Er heuerte den in England geborenen, in Los Angeles lebenden Maler und Bildhauer Mike Hill als Creature Designer an, der auch schon für die "Men in Black"-Filmreihe und "Wolfman" gearbeitet hatte. Eine seiner frühen Skizzen zeigt die Entstehung des Amphibienhelden mit seitlichen Kiemen am Kopf, in handschriftlichen Notizen sind die Änderungswünsche des Regisseurs vermerkt. Daneben sieht man eine Bilderfolge des Storyboard-Zeichners Guy Davis, in der er die Bewegungen des Unterwasserwesens imaginierte.

Guillermo del Toro bezahlte all diese Vorarbeiten zunächst aus eigener Tasche, darunter auch Latexmasken, die mit der dunkel glitzernden Hautstruktur des Amphibienmannes bemalt wurden, und ein lebensgroßes Modell. Der Aufwand hat sich gelohnt - beim Anblick der Entwürfe gaben die Chefs von Fox Searchlight sofort grünes Licht für den Film. Die Idee der von der Regierung gefangenen Kreatur, das Mitgefühl einer Putzfrau (Sally Hawkins), aus dem Liebe wird, die dramatische Befreiung - alles ist jetzt wie von Kraus und del Toro erträumt. Und das Publikum war bereit dafür - mit 13 Nominierungen führt "The Shape of Water" das diesjährige Oscar-Rennen an.

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